Dann gehe ich mal wieder alle Länder durch, zu deren Ergebnissen ich was sagen möchte (in Reihenfolge der Endplatzierungen):
Österreich: Wie gesagt, ich war schon nach dem ersten Hören im Hör-Thread der festen Überzeugung, dass der Beitrag gewinnen wird und so kam es ja glücklicherweise dann auch. Und da das mein Favorit war, bin ich dieses Jahr mit dem Sieger mehr als zufrieden.
Israel: Sicherlich das größte Problem, was reine Televoting-Punkte betrifft. Ginge es nur nach den Zuschauern, würde wohl Israel die nächsten paar Jahre den ESC austragen.
Estland: Tja, da hat der Meme-Song doch extrem abgeräumt. Vielleicht motiviert das aber ein paar Länder, im nächsten Jahr was Ausgefalleneres einzusenden, dann hätte das was Gutes gehabt.
Schweden: Mit Platz 4 kann man leben, auch wenn ich mir einen Platz in den Top 3 gewünscht hätte.
Italien: Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass Italien einsenden kann, was auch immer sie wollen und Punkte in den Arsch geblasen bekommen.
Griechenland: Sehr geile Platzierung und die zehn Televoting-Punkte aus Deutschland haben mich besonders gefreut. Endlich beweist man hier mal Geschmack!
Frankreich: Ich habe mich bei den 50 Televoting-Punkten äußerst amüsiert.
Albanien: Auch hier freue ich mich sehr über die Platzierung und acht Televoting-Punkten aus Deutschland.
Schweiz: Die null Televoting-Punkte waren der zweitschönste Voting-Moment in diesem Jahr.
Deutschland: Der 15. Platz ist annehmbar, denke ich. Zumindest weitaus besser als der letzte bzw. 0 points for Germany, obwohl Social Media zuvor wieder so stark das Maul aufgerissen hat. Klar, es wird genug Leute geben, denen diese Platzierung nicht reicht und sie sich trotzdem kaputtlachen, dass Stefan Raab "versagt hat", aber mit denen kann man eh nicht vernünftig reden. Sie blenden zig Faktoren aus wie Platz 11 beim reinen Televoting, überzogene Jury-Punkte für z. B. Frankreich und Schweiz und Politik-Punkte für z. B. Israel. Und mal ganz ehrlich … es spielt keine Rolle, ob Deutschland ein sehr gutes oder ein sehr schlechtes Ergebnis erhalten hätte: Im nächsten Jahr wird sowieso erst mal wieder kräftig gehatet und Germany 0 points geschrien, egal, was den Vorentscheid gewinnen wird.
Malta: Die acht Televoting-Punkte waren mein persönliches Highlight. Das hätte ich nach dem Social-Media-Hype niemals erwartet. Und dass Malta auch noch hinter Deutschland landete, ist absolut traumhaft. Da kann ich gleich beruhigt schlafen.
Vereinigtes Königreich: Ich stellte die Prognose auf, dass UK im Televoting reinscheißen würde und das ist exakt so eingetroffen. Der Song war grauenhaft, es gab keinerlei Struktur. Abgesehen davon ist UK immer öfter ein Kandidat für die hintersten Plätze und da reihte sich der Beitrag wunderbar ein.
Dänemark: Die zwei Televoting-Punkte tun weh, ich hatte es allerdings befürchtet. Aus Erfahrung war das kein Song, der gut ankommt.
Wenn der diesjährige ESC eine Sache gezeigt hat, dann die, dass man nur über irgendwas Trauriges singen muss und sich die Jurys wie die Geier darauf stürzen. Frankreich und Schweiz wären mit der Nummer beinahe durchgekommen, aber das Televoting hat sie in die Realität zurückgeholt. "Extreme" Songs werden fast immer von den Jurys gestraft, doch dann vom Televoting aus den Abgründen gerettet. Natürlich hätte ein reines Televoting auch Schattenseiten: Meme-Songs würden ordentlich gepusht und Politik-Votes nicht mehr gedrosselt werden. Ich bin es aber so leid, jedes Jahr aufs Neue zu sehen, wie die langweilgste Grütze von den Jurys in die Top 10 verfrachtet wird und damit andere Genres kaum eine Chance auf eine tolle Platzierung haben. Es gibt wirklich Länder, die fest darauf zählen können, dass die Jurys ihnen aus der Hand fressen.