Ich mag die Idee aber auch nicht. Der ESC war immer Europas Ding und selbst das wird einem nicht mehr gelassen.

Dann will ich auch noch ein paar Kommentare zu diversen Beiträgen schreiben und gehe dabei die Startreihenfolge durch:

Österreich: Für mich eines der schockierendsten Televoting-Ergebnisse dieses Jahr. Österreich war in Videos von ESC-YouTubern, die ich im Vorfeld sah, immer ziemlich weit oben dabei und im zweiten Halbfinale konnte man ebenfalls Platz 2 holen. Aber die Konkurrenz im Finale war dann eben ziemlich stark und da rutschten manche Beiträge leider doch durchs Raster.

Serbien: Hier verhält es sich sehr ähnlich. Das war mein Favorit und in Vorab-Videos kam der Beitrag auch nicht schlecht weg, aber hier kamen ebenfalls kaum Punkte zustande, sodass es am Ende nur für den drittletzten Platz reichte.

Frankreich: Viele Menschen feierten die Mittelfinger-Geste. Für mich war das nichts weiter als ein Move einer schlechten Verliererin. Sowohl von der Jury als auch von den Zuschauern bekam sie um die 50 Punkte, was ich als aussagekräftige Bewertung und nicht mal wenige Punkte empfand.

Spanien: Also sorry, aber wie auch nur ein einziger Mensch auf diesem Planeten dieses Lied mochte, ist mir unbegreiflich. Da waren fünf Zuschauerpunkte noch fünf zu viel und die Jurys mussten reichlich Lack gesoffen haben (Shoutout insbesondere an die deutsche Jury, welche diesem Quark sieben Punkte gab). Schnarchige Balladen tun wenigstens nicht in den Ohren weh, einer der schrecklichsten Beiträge der ESC-Geschichte.

Schweden: Was soll man da sagen, was nicht schon überall sonst gesagt wurde… der Song war meines Erachtens nicht mal schlecht, jedoch sollte es ab sofort verboten werden, dass ein Gewinner erneut antreten darf. Wie man es auch dreht und wendet: Im Endeffekt werden nicht wenige Punkte vergeben worden sein, weil es nun mal Loreen war.

Italien und Estland: Hier brauch ich wirklich gar keine Trennung vorzunehmen, weil ich beide Beiträge maximal langweilig fand und ich bis heute nicht begreife, wie es solche Schlaflieder in die Top 10 schaffen. Bei Italien hatte ich meine liebe Mühe, mich überhaupt an den Refrain zu erinnern und bei Estland blieb mir rein gar nichts im Kopf hängen.

Finnland: Fand ich großartig, sah ich am Ende auf dem zweiten Platz und so kam es dann auch.

Tschechien: Mit Platz 10 natürlich nicht das schlechteste Ergebnis, doch hier hätte mehr rausspringen können, wenn das Staging deutlich näher am Musikvideo gewesen wäre, das einen förmlich in den Bann zog.

Armenien: Wurde nicht selten als potenzieller Sieger bezeichnet. Weil ich hiermit nicht viel anfangen konnte, fand ich eine Positionierung im Mittelfeld vollkommen angemessen.

Ukraine: Von den 189 Zuschauerpunkten werden etliche aus Mitleid vergeben worden sein und ich wünschte natürlich, solche Komponenten würden keine Rolle spielen, aber letztendlich ist so was menschlich absolut nachvollziehbar und deswegen kann ich da niemandem einen Vorwurf machen.

Deutschland: Ich fand den Beitrag zwar nicht extrem stark, doch schlechter als alle anderen 25 war er definitiv auch nicht. Das hat mir dann endlich die Augen geöffnet, dass Deutschland nicht nur ausschließlich wegen der Songauswahl so miserabel abschneiden kann. Man fragt sich wirklich, wann drastische Konsequenzen gezogen werden, immerhin ist das als Mitglied der Big 5 eine Zumutung.

Israel: Ich will keineswegs abstreiten, dass ich hier aufgrund des Einhornthemas biased bin, aber die doch nicht wenige Kritik für den dritten Platz finde ich komplett übertrieben. DIe Gesamtperformance hinterließ durchaus Eindruck und ja, eine Dance Break in einem Gesangswettbewerb kann man hinterfragen, aber irgendwo geht es dann doch ums große Ganze. Dann wurden natürlich auch Stimmen laut, dass sich Israel in einer Kriegssituation befindet und da will ich mich gar nicht weiter äußern, um nicht in irgendein Fettnäpfchen zu treten. Wie gesagt: Ich freue mich für Israels dritten Platz und finde es schade, wie viel Gegenwind diese Position erzeugt. Und dass Deutschland eines der wenigen Länder war, welches gar keine Punkte an Israel vergab, ist belastend.

Insgesamt ein Ergebnis mit Höhen und Tiefen. Platz 1 und 26 sowie die Positionen von Österreich und Serbien bereiteten Bauchschmerzen, aber dass zwei meiner Favoriten in den Top 3 landen konnten, besänftigte ziemlich.

Na ja, mir hatten besonders die lauten und schrillen Beiträge Spaß bereitet und mir kommt jedes Mal die Galle hoch, wenn irgendwelche angeblichen Connoisseure "wahrer Musik" (kein Front gegen dich, Kartoffelpudding) ankommen und sich in den Kommentaren unter ihren Lieblingssongs, welche in der zweiten Tabellenhälfte landeten, darüber aufregen, wie ja niemand "richtige Musik" zu würdigen weiß und die Beiträge "zu anspruchsvoll für den ESC waren". Jeder Künstler des Abends war mit Leib und Seele dabei und ich sehe kein Problem damit, wenn man beim ESC speziell Gefallen an den härteren Tönen findet.

Ich hab mir gerade die acht bisherigen Vorentscheid-Songs angehört und im Großen und Ganzen bin ich positiv gestimmt. Mein persönlicher Favorit ist „Isaak - Always on The Run“, ich kann aber auch mit „NinetyNine - Love on A Budget“, „Ryk - Oh Boy“ und vor allem „Bodine Monet - Tears Like Rain“ leben. Aber bitte, bitte nicht „Galant - Katze“, ganz furchtbar. Den Rest finde ich schlichtweg uninteressant.

Obwohl Ryk bei sämtlichen Wettquoten der klare Sieger war, gewann tatsächlich mein Favorit Isaak den deutschen Vorentscheid mit der Höchstpunktzahl von 24 Punkten. Und natürlich hat das direkt für eine Hatewelle im Netz gesorgt, die ich mir nur so erklären kann, dass viele eben mit Ryks Teilnahme am ESC gerechnet hatten und das obligatorische Germany 0 Points Meme bringen wollten. Ich verstehe auch beim besten Willen nicht, wie diese Katzenpisse oder Max Mutzke mit seinem Schnarchsong so hoch punkteten. Dafür war es amüsant, dass Floryan von jeder der acht internationen Jurys nur einen Punkt bekam. Ich, der ganz schlecht mit Negativität klarkommt, werde jedenfalls möglichst weitere Kommentare zu Isaaks Sieg meiden und hoffe, dass er einigermaßen gut beim ESC abschneiden wird. Der Song bleibt super im Kopf und das könnte hilfreich sein.

Schon, aber es war der verzweifelte Versuch, irgendwas zu bringen, was anders sein soll. Das hatte man auch 2016 mit dem „Manga-Mädchen“ Jamie-Lee Kriewitz versucht und raus kam erneut der letzte Platz. Galant waren schon wirklich die Haudrauf-Methode von „Ey, lass mal irgendwie auffallen!“ und schon im Vorentscheid fiel von den Studiogästen die passende Einschätzung „Es ist lustig, aber es könnten halt auch locker 0 Punkte werden.“ "Lustig" lässt uns auch keinen Blumentopf gewinnen.

Seit ein paar Tagen kenne ich alle Songs und bin der Meinung, dass die Auswahl so stark ist wie noch nie. Es gibt nur sehr wenige Balladen/Schnarchsongs, die meisten sind durchaus high energy. Liegt vermutlich am großartigen Abschneiden von FInnlands Beitrag im vorherigen Jahr. Ich denke also, dass die Chance diesmal sehr hoch ist, dass ich mit dem Gewinner zufrieden sein werde. Für den deutschen Beitrag hingegen sieht es leider sehr schlecht aus. Ich habe mir schon einige Ranking-Videos auf YouTube angeschaut und Deutschland ist fast immer weit hinten, nur in einem Ausnahmefall hat ihn mal jemand auf Platz 10 gepackt. Es fällt mir schwer, das nachzuvollziehen, auch wenn die Konkurrenz krass ist. Und ich bin mir extrem sicher, dass wenn dieser Song von einem anderen Land gekommen wäre bzw. man nicht wüsste, dass er von Deutschland ist, weiter oben landen würde. Das Denken, dass man Deutschland ruhig eine schlechte Platzierung geben kann, weil es eh immer so war, wird man aus etlichen Menschen nicht mehr so einfach herausbekommen.