Lang ist's her, dass ich das letzte Mal einen Thread erstellt hab.
Diesmal geht es um die meiner Meinung nach großartigste Serie, die das Deutsche Fernsehen je hervorgebracht hat: Der Tatortreiniger
Die Serie wird seit 2011 vom NDR produziert, hat aber hauptsächlich durch das Internet an Popularität gewonnen und kann auf Netflix und burning series problemlos angesehen werden. Es existieren zur Zeit 6 Staffeln, die alle zwischen 3 und 5 Folgen haben, die jeweils eine Spieldauer von 30 Minuten haben.
In "Der Tatortreiniger" verkörpert Bjarne Mädel Heiko "Schotty" Schotte, der als Tatortreiniger arbeitet, also zu den Tatorten (meistens Privatwohnungen) fährt und die Überreste wegputzt. Dort begegnet er in jeder Folge einer Person (kann ein Angehöriger sein, aber auch jemand komplett anderes, wie eine Nachbarin, eine Edelnutte beim Hausbesuch, einem autistischen Jungen der gerade die Eisdiele des Verstorbenen besuchen will, dem Ex-Boss, etc.) die alle meistens sehr extreme Persönlichkeiten/Überzeugungen haben und irgendwie verfangen sich die Charaktere immer in eine Diskussion.
Und genau das ist das Kernthema der Sendung: Diskussion und Dialog
Schotty stößt während seiner Reise auf alle möglichen Menschen, z.B "Nutte, dauergereizter Autor mit Schreibblockade, einsame Oma, Pedant mit Stauballergie, frustrierter Regaleinräumer der sein Leben damit verbringt sich auf die Apokalypse vorzubereiten" etc.
Er selbst ist eher von einfacher Natur, ein normaler Arbeiter, der seine Zeit am Liebsten in der Kneipe und seinen Jungs beim HSV gucken verbringt. Der klassische, deutsche Arbeiter. Und zu sehen welche Dynamik sich entwickelt, wenn Schotty am Tatort auf einen Diskussionspartner trifft, ist jedes Mal interessant und zum Brüllen komisch. Obwohl viele Charaktere nicht so gewöhnlich sind, geht es doch oft um sehr gewöhnliche Thematiken und Dinge oder Überzeugungen unserer Gesellschaft, oft kommen Vorurteile zur Sprache oder unterschiedliche Lebensstile die sich gegenseitig annähern und hinterfragen und Schotty schafft es durch seine Bauernschläue und Hartnäckigkeit immer genau die Fragen zu stellen, die sich normale Menschen nicht zu trauen wagen würden.
Beim Schreiben des Posts ist mir aufgefallen, dass es unglaublich schwer ist die Serie zu beschreiben, denn obwohl ich über jede einzelne Folge super lang diskutieren kann, fällt es mir schwer, die Quintessenz in ein paar knackige Worte zu packen. Selten hab ich eine Serie gesehen, die mit so viel Liebe zum Detail geschreiben wurde und so unfassbar lustig ist. Obwohl es hier vielleicht anders klingt, erfordert die Serie nicht so viel Anspruch (obwohl sie ihn hat), man kann sie problemlos lieben, wenn man normalerweise nur nach einer Serie für zwischendurch sucht und sich davon berieseln lassen! Ich kenne eigentlich niemanden der sie nicht mag, außer Leute die nur auf Slapstick-Comedy stehen und megaabgefahrenen Humor a la "Brooklyn-Nine-Nine" oder "Community" mögen.
Die Serie hat nur einen sehr sehr losen festen Handlungsstrang, daher kann man die Folgen auch problemlos querfeldein sehen. Ich rate jedem dringend dazu, sich mindestens eine Folge anzusehen, allein vom Konzept her ist mir keine vergleichbare Serie bekannt.
Anspieltipps wären: 01/02 "Spuren", 02/01 "Über den Wolken", 02/03 "Schottys Kampf", 03/01 "Fleischfresser", 05/03, "Pfirsich-Melba", 06/01 "Sind sie sicher?" (sind nur nach Staffel geordnet, das sind auch nicht die besten Folgen, sondern halt die, die meiner Meinung nach besonders gut für einen Einstieg in die Serie geeignet sind (obwohl ich ein paar davon schon dazuzählen würde
))
Hat die Serie schon irgendwer in diesem Forum gesehen? Was ist eure Meinung zu "Der Tatortreiniger"?