Ich schaute in den letzten Monaten alle 72 Folgen von
5 Gold Rings, einer Quizshow, bei der die Antworten auf einem LED-Boden mit Ringen eingekreist wurden. Kennt man eventuell auch von
Spot it!, der Twitch-Adaption von PietSmiet. An der Show faszinierte mich, dass die Fragen so unterschiedlich waren und dadurch Abwechslung geboten war.
Insgesamt gefiel mir die Show, allerdings machte ich auch mal längere Pausen, weil ich dann doch merkte, dass das Konzept auf Dauer abbaute und ich sie nicht täglich schauen konnte. Umso lustiger war es, dass Steven Gätjen so oft betonte, dass es Deutschlands geilste Quizshow wäre. Ja, so geil, dass sämtliche ausländische Versionen nach kurzer Zeit beendet wurden (selbst die Niederlande als Ursprungsland sendeten die Show gerade mal für ein Jahr) und auch in Deutschland die 2. Staffel nach nur 22 Folgen gecancelt wurde und vier bereits produzierte Folgen gar nicht mehr ausgestrahlt wurden. Mir selbst fielen neben der Kurzlebigkeit des Konzepts noch andere Probleme auf.
Wenn ich schon bei Steven Gätjens Moderation war, wurde in dieser Show deutlich, wie unbeholfen er mit den Kandidaten Gespräche führte. Das überraschte mich, weil ich diesen Eindruck bei Schlag den Raab nicht hatte. Nur mal ein Beispiel: In einer der letzten Sendungen musste man markieren, welches farbige Herz es aus einem Labyrinth schaffen wird. Die Kandidaten hatten ziemlich rasch den Weg gefunden und zielsicher das blaue Herz ausgewählt. Steven meinte daraufhin: „Oh, DaS gInG sChNeLl! IsT bLaU eUrE lIeBlInGsFaRbE oDeR wIe?
“ und die Kandidaten konnten darauf nur stumpf antworten, dass sie die Lösung halt früh hatten. Es wäre so geil gewesen, hätten sie so was wie „Äh, nein, weil wir es gesehen haben, du Spast…“ gesagt. Generell tat Steven Gätjen in jeder Folge so, als wären die Kandidaten und der Goldene Rat (ein Joker aus drei klugen Menschen Deutschlands wie etwa der WWM-Millionengewinner Ralf Schnoor) so supertoll und überhäufte sie mit Fremdschamkomplimenten.
Die Kandidaten selbst lieferten durch die Variation an Fragenarten auch etliche interessante Momente. Ich habe mir selten so oft gedacht, dass jemand komplett lost ist. Was mir so spontan einfällt:
- Man musste Himmelsrichtungen abgehen, um etwas zu finden, also z. B. „Gehe von der Markierung aus vier Schritte nach Norden, sechs Schritte nach Osten und drei Schritte nach Nordwesten, um den Schatz zu finden!“ Die Buchstaben der Himmelsrichtungen waren am Rand des Bodens zu sehen. Der Kandidat ging dann die Schritte genau auf die Buchstaben zu und nicht streng in die angegebenen Himmelsrichtungen.
- Es gab relativ oft Karaoke-Fragen: Von jeder Zeile eines Songtexts wurde nur das erste Wort gezeigt und man musste dann einen Buchstaben eines bestimmten Wortes treffen, das nicht zu sehen war. Obwohl man bei den sichtbaren Worten genau sehen konnte, wie der Buchstabenabstand ist, wurden die Ringe häufig viel zu weit vom gesuchten Buchstaben gelegt, obwohl die Kandidaten den gesamten Songtext drauf hatten.
- Bei der Nahaufnahme einer Glühbirne wurde der untere Teil des Bildes verdeckt. Man sollte markieren, wo die Glühbirne enden wird. Der Kandidat ging zum sichtbaren Teil der Glühbirne und markierte, wo die Glühbirne anfängt.
- Tom und Jerry wurden gleich groß dargestellt. Man sollte den Ring in Höhe von Jerrys Originalgröße legen. Erst mal wussten die Kandidaten gar nicht, wer von beiden Jerry ist und dann hatten sie den Ring auf Toms Kopf gelegt, obwohl ja einer von beiden schrumpfen musste.
- Dieselben Kandidaten bekamen eine Europakarte und sollten dazu irgendeine Frage beantworten, um ein spezielles Land zu markieren. Sie hatten nicht mal erkannt, was die Karte zeigte und suchten verzweifelt die USA.
- Wenn ein Ring falsch gelegt wurde, wurde diese Fläche schwarz und das gegnerische Team hatte die Chance, bei derselben Frage seinen Ring richtig zu legen. Es ist eine feste Regel, dass die gesuchte Fläche mit keinem Pixel innerhalb der falschen schwarzen Fläche sein kann. Trotzdem gab es etliche Teams, welche die Schnittmenge ignorierten und mit ihren Ringen einen größeren Teil der schwarzen Fläche mitnahmen.
Die Fragen selbst hatten auch ein großes Problem: Sie waren unbalanced wie sonst was. Während z. B. ein Team einfach nur einen Fehler auf einem Bild finden und markieren musste, bekam ein anderes Team eine Zeitskala und musste dort ein bestimmtes Jahr treffen, was reines Schätzen war - selbst wenn man wusste, welches Jahr gesucht ist. Diese Skalenfragen waren mit Abstand die schwierigsten und auch der Goldene Rat konnte nur selten weiterhelfen, weil auch er natürlich nur erahnen konnte, wo in etwa der Ring liegen muss. Ich verstand überhaupt nicht, warum es vor allem in der zweiten Staffel viele Fragen gab, bei denen man fünf Gegenstände präsentiert bekam und eines davon mit dem Ring markieren sollte. Das gesamte Konzept der Sendung beruhte darauf, dass man fünf goldene Ringe hatte und die Ringe pro Frage einen immer kleineren Durchmesser hatten. Mit anderen Worten: Bei der ersten Frage war der Ring riesig und man konnte viel von der Bildfläche abdecken und bei der fünften Frage war er winzig und man musste sehr genau die gesuchte Fläche treffen. Wenn man aber solche Fragen spielte, bei denen man nur einen Gegenstand auswählen musste, spielte die Größe des Rings überhaupt gar keine Rolle. Und das war vor allem dann unfair, wenn eines der Teams bei der höchsten Gewinnstufe so eine Frage bekam, während das andere Team auf einer riesigen Skala raten musste, wo der Ring passt.