Von den 30 populären Filmen in der Umfrage sind 29 aus Hollywood. Das ist ganz ganz tragisch.
Der einzige neue Film dieses Jahr, den ich im Kino gesehen habe, ist der Studio-Ghibli-Film Der Junge und der Reiher. Er kommt in Deutschland und Österreich zwar erst 2024 in die Kinos, aber aus Protest gegen die germanozentrischen Verhältnisse in diesem Forum werde ich nicht nur trotzdem diesen Post absetzen, sondern zudem seine ganze Länge hindurch und auch in Zukunft auf die Verwendung dieses dämlichen Eszett-Dings verzichten!!
Hayao Miyazaki, der in der allgemeinen Öffentlichkeit schon den Ruf eines Märchenonkels zu haben anfängt, dessen grösstes Talent es ist, wunderschöne bunte magische Kinderfilme anzufertigen (ein teilweise nicht komplett falsches, aber äusserst verzerrtes Bild), hat bei diesem Film alle Hemmungen fallen gelassen und ohne jede Rücksicht auf Publikumsvorlieben oder kommerzielle Interessen einen Film nur für sich selbst geschaffen, in dem er unverhüllt seine düstere, aber humanistische Weltsicht darstellt. Der Film hat eine ungeheuer angespannte und bedrückende Atmosphäre, funktioniert mit einer traumgleichen Logik und ist im Prinzip eine tiefenpsychologische innere Reise des Protagonisten, wie er (und damit stellvertretend Miyazaki) lernt, mit der grausamen und unvollkommenen Natur der Welt umzugehen, wobei die innere Reise in Form eines Abenteuers in einer bizarren Fantasy-Welt geschieht.
Ich fand den Film schlicht weltklasse und kann es gar nicht erwarten, ihn nochmal zu sehen, dann wahrscheinlich auf Deutsch. Er ist zwar sehr komplex, aber mir sind die Symboliken und Bedeutungen des Films in Grundzügen ganz intuitiv klar gewesen, und bei weiterer Beschäftigung mit diesem Film und seinem Autor wird das nur besser werden. Ausserdem ist er einfach übermenschlich gut animiert.