Ein bisschen überschneidend mit dem, was ich im Fernsehen als Moralvermittler angeschnitten habe, hier eine Frage, bei der ich mal auf eure Antworten gespannt bin und hoffe, dass sie Unterhaltungs- und Diskussionsstoff bietet. Und zwar:
Findet ihr, dass Bücher ein veraltetes Medium sind? Was spricht dafür, was spricht dagegen?
Ich denke, um diese Frage zu beantworten, gilt es, als erstes den Sinn und Zweck von Büchern herauszustellen. Wikipedia (ja ich weiß, keine verlässliche Quelle, aber ich nehm sie der Einfachkeit halber mal) sagt dazu folgendes:
A book can be an artistic artifact, a piece of art; this is sometimes known as an artists' book.
A book may be evaluated by a reader or professional writer to create a book review.
A book may be read by a group of people to use as a spark for social or academic discussion, as in a book club.
A book may be studied by students as the subject of a writing and analysis exercise in the form of a book report.
Books are sometimes used for their exterior appearance to decorate a room, such as a study.
Zu diesen Benutzungen würde ich selber noch hinzufügen, dass Bücher als Wissensmittler fungieren um dem Leser etwas beizubringen, sei es Moral, Faktenwissen etc., zudem ist ein Buch auch ein Unterhaltungsmedium.
Um Büchern das Siegel "veraltetes Medium" aufzudrücken, würde das heißen, dass ein Großteil dieser Zwecke durch etwas neues, potenziell besseres ersetzt wurden. Gehen wir also mal die Punkte durch
A book can be an artistic artifact, a piece of art; this is sometimes known as an artists' book
Ein Stück Kunst werden Bücher definitiv immer bleiben, genauso wie Gemälde, Skulpturen und andere Kunstwerke. Sowohl optische als auch inhaltliche Ästhetik von Büchern wird stets bleiben können und auch wenn sie Konkurrenz bekommen kann, verdrängt wird sie wohl kaum.
A book may be evaluated by a reader or professional writer to create a book review
Das hier ist in etwa dasselbe wie die Unterhaltungsfunktion eines Buches, nur mit einer etwas gewerblicheren Perspektive. Zudem hängt es, würde ich sagen, auch mit dem allgemeinen Reiz von Büchern zusammen, ist also eher eine Folgeerscheinung. Werden Bücher gelesen werden sie auch von jemandem evaluiert und bewertet, das setzt allerdings das Lesen der Bücher voraus, hat also keinen Einfluss auf die Eingangsfrage.
A book may be read by a group of people to use as a spark for social or academic discussion, as in a book club.
Selbes hier. Werden Bücher gelesen, werden sie auch evaluiert und untereinander diskutiert.
A book may be studied by students as the subject of a writing and analysis exercise in the form of a book report.
Das hier fällt auch mit dem Wissensträgeraspekt zusammen, und ist finde ich (neben dem Unterhaltungsaspekt auf den ich gleich nochmal zurückkomme) mit der wichtigste Aspekt für Bücher heutzutage (und auch früher schon): Das Übermitteln von Wissen und das Lehren, Vorbereitung auf Lebenssituationen. Seien es Sachtexte wie ein Buch über die Geschichte eines Landes, wie Volkswirtschaft funktioniert oder warum die Erde eine Kugel ist; ein Buch wie "Die Leiden des jungen Werther", das eine konfliktreiche Geschichte erzählt und sich mit den psychischen Wirren des Hauptcharakters unter anderem an Jugendliche in der Selbstfindungsphase richtet und ihnen (mal abgesehen vom Freitod) Lösungsansätze aufzeigt; ein gesellschaftskritisches Buch wie "Vor Sonnenaufgang" oder "Nineteen Eighty-Four", welches dem Leser die Missstände der Gesellschaft aufzeigen und ihm die Augen öffnen oder ihm als Warnung vor einer düsteren Zukunft dienen soll. Bücher, wie auch Theater, Filme und Videospiele, erfüllen all diese Aspekte.
Jedoch, und jetzt komme ich wieder zum Unterhaltungsaspekt zurück, den man allerdings auch teilweise auf den lehrenden Aspekt beziehen kann; Bücher setzen einen gewissen Geisteszustand des Lesers voraus. Allen voran muss dieser imstande sein, lesen zu können (Analphabetismus ist in der hochindustrialisierten Welt zwar jetzt nicht so weit verbreitet, in ungebildeteren Teilen der Welt allerdings schon, ich beschränke mich jetzt allerdings mal nur auf die alphabetisierte "First World"), außerdem muss der Leser auch aufnahmefähig sein. Um den britischen Publizisten George Shaw zu zitieren:
The cinema is a much more momentous invention than printing was. Before printing could affect you, you had to learn to read; and until 1870 you mostly had not learned to read. But even when you had, reading was not really a practical business for a manual laborer. Ask any man who has done eight or ten hours’ heavy manual labor what happens to him when he takes up a book. He will tell you that he falls asleep in less than two minutes. Now, the cinema tells its story to the illiterate as well as to the literate; and it keeps its victim (if you like to call him so) not only awake but fascinated as if by a serpent’s eye. And that is why the cinema is going to produce effects that all the cheap books in the world could never produce.
Zusammengefasst: Jemand, der den ganzen Tag körperlich geschuftet hat, ist abends kaum in der Lage noch willig, ein Buch zu lesen. Das Kino (oder alle neuen Medien wenn man so will) hat, aufgrund seiner eigenwilligen Art wie es funktioniert, eine andere Wirkung auf den Zuschauer, der dasitzen und leicht zugänglich konsumieren kann.
Dementsprechend, gerade mit dem Aufkommen des Fernsehens im eigenen Haus während der 60er Jahre, werden Bücher mehr und mehr unattraktiver. Für viele ist es nicht nur günstiger, sondern auch ansprechender, sich dem Film und Fernsehen (oder eben dem Internet) hinzugeben, was sie über lange Zeit leicht zugänglich konsumieren und sich damit unterhalten können. Ob das gehaltvoll ist oder nicht bespreche ich in einem anderen Thread. Jedenfalls macht das Bücher deutlich unattraktiver da sie eine Art "schwere Kost" sind und demnach nur noch für eine kleinere Zielgruppe relevant werden, welche vor allem (aber nicht nur) aus gebildeten Leuten (Schüler, Studenten, Akademiker etc.) besteht (zumindest was lehrende Bücher angeht) Unterhaltungsbücher die fiktionale Literatur anbieten (Fantasy, Krimi etc.) erfreuen sich bei einer größeren Masse Beliebtheit und das ist denke ich der springende Punkt. Auch wenn Bücher durch die neuen, einfacher zugänglicheren und einfacher zu konsumierenden Medien Konkurrenz bekommen haben und dadurch, je nach Machart, eine engere oder weitere Zielgruppe haben, sind sie dennoch für viele viele Menschen relevant. Sei es als Lehr- oder Unterhaltungsmedium, Bücher können dieser Zwecke aufgrund ihrer Machart zwar schwerer aber dafür mindestens genauso gut gerecht werden wie neue Medien. Deshalb würde ich behaupten, dass Bücher auch noch für lange Zeit (wenn auch in Form von eBooks und dergleichen) ein wichtiges Medium bleiben werden und nicht wegzudenken sind.