Den Unkenrufen potentieller Spötter möchte ich nun einen Riegel vorschieben, indem ich bereits jetzt meine Top 20 für 2024 preisgebe. Manche Kritiker aus dem FAZ- und Focus Money-nahem Umfeld haben behauptet, ich würde diese Liste erst am 17. Juli veröffentlichen. Dies ist mit Verlaub ein turmhoher Haufen Kokolores!
Platz 20
Laura Müller - Superstar
Dieser Song motiviert mich dazu, zu den Top 93.8 % Creators auf OnlyFans zu gehören.
Hätte ich im Forum eine Top 20 meiner Lieblingssongs aus 2020 gepostet, dann wäre Michael Wendler mit "Egal" oder "Sie liebt den DJ" sicher vertreten gewesen.
Doch ich habe dies nicht gemacht. So muss er sich nun damit begnügen, seine Frau in meinem Ranking auftauchen zu sehen.
Ich finde den Song unheimlich catchy - der Elektro-Beat dudelt sehr angenehm vor sich hin und wird in der Hook schön melodisch. Und auch wenn Laura Müller keine Taylor Swift oder Tina Turner ist, mag ich den Klang ihrer Stimme. Außerdem finde ich es lustig, wie man bei manchen ihrer vorgetragenen (zweideutigen) Lines das Lachen in ihrer Stimme hört hahaha.
Manch emsiger Schreiberling ist sicher geneigt, sich zu mokieren: "Die Frau von Deutschlands Vorzeigememe macht jetzt auf Sängerin und will noch ein paar Kröten rausquetschen, indem sie auf ihre Erotikdienstleistungen verweist. Die Alte hat ne Stimme wie ne defekte Autohupe, mit den richtigen Effekten auf der Stimme kann jeder singen". Doch damit macht man es sich viel zu einfach - der Song ist einfach ein Banger.
Ich fand auch "Hot Problems" oder "Friday" von Rebecca Black musikalisch reizvoll, daher wundert es mich nicht, dass ich auch dieses Lied mag. Die Hook ist ein absoluter Ohrwurm.
Lieblingsline: "Magst du meinen Hintern? Er ist prall und rund. Ich brauch keine Filter, denn ich bin noch jung".
Das ist cleveres Marketing mit selbstreflektierendem Charakter.
Platz 19
Mauli - Licht
Unfassbar schönes Lied. Laut der Songbeschreibung auf genius.de hat Mauli den Song seiner Freundin gewidmet.
Ich hab Mauli zu VBT-Zeiten schon gemocht, letztes Jahr hab ich mir dann ein paar Releases von ihm gegönnt und dieser Track ist am meisten hängengeblieben. Ich hab selten erlebt, dass das Gefühl der Verliebtheit / Liebe durch Gesang, Beat und Stimmeffekten so authentisch rübergebracht wird wie durch diesen Song. Ich weiß nicht, wie Mauli die Zeile "Ich glaub wir sterben nicht, ich glaub wir werden Licht" gemeint hat, aber für mich transportiert es die unbedingte Überzeugung an das Gute im Leben bzw. der Glaube, dass der physische Tod nicht das Ende unseres Dasein ist.
Platz 18
SHOKI - Filme (Techno Edit)
Ich habe eine Schwäche für den Synthesizer-Sound, den man direkt zu Anfang des Songs hört, das gab sofort einen Bonuspunkt. Der Rest ist schnell erklärt: Shoki beschreibt den Paarungsakt mit vielen verschiedenen Synonymen und Bildern auf nem wuchtigen, bassigem Technobrett. Ich mag die Echo-Effekte auf der Stimme und die fette Drumroll kurz vor der Hook sehr, welche auf diese Art und Weise episch eingeleitet wird. Hab den Song nicht oft gehört, aber die paar Male, wo er rotierte, hat er ordentlich geknallt.
Platz 17
No Angels - Daylight in your eyes
Ein klassischer Fall von "Jemand macht im Dschungel mit und ich feier einen Song des Kandidaten". Das Lied habe ich schon kurz nach Release im Jahr 2001 gemocht, aber durch den Sieg von Lucy Diakovska, Mitglied der Band No Angels, erlebte dieses Lied noch mal eine Renaissance. Der Feel-Good-Vibe vom Refrain ist einfach überragend. Ich mag zwar auch den Rest des Songs, aber der Refrain allein trägt den Song so unglaublich krass, wie kaum ein anderes Lied, das ich kenne.
Platz 16
VBT 2011 - milo one vs Scotch (16tel-Finale HR)
Auch wenn das VBT schon seit über 6 Jahren nicht mehr veranstaltet wird, rotieren Runden davon noch regelmäßig in meiner Playlist. So auch diese von milo one, welche ich zuvor sicher schon mal gehört habe, aber erst letzes Jahr richtig zu schätzen lernte.
Auf einem aggressiven, vom Klang her an eine Verfolgungsjagd erinnernden Beat verteilt milo textlich hier durchgehend geile Leberhaken und macht auf dem Instrumental mit seinem Doubletime-Antäusch-Flow richtig Spaß beim Zuhören. Die Schreihook von Paradox klingt trotz ausbaubarer Soundquali ebenfalls fett und schafft es, sowohl lässig als auch verachtend rüberzukommen.
"Und du konsumierst am Tag eine Monatspackung Axe, so wie ich dank Muskeltraining Obstsalat und Lachs" ist eine richtig geile und fett gereimte Line hahaha. Finde es immer schön, wenn man ein bisschen Einblick in die Alltagstätigkeiten der Rapper erhält, noch dazu gepaart mit Selbstglorifizierung und Diss an den Gegner.
Platz 15
Mehnersmoos - Hätt ich gewusst
2024 war ein gutes Jahr für Mehnersmoos. Sie würden sicherlich vor Stolz platzen, wenn sie wüssten, dass sie nicht nur mit ihrem aktuellen Album auf Platz 4 der Charts landeten, sondern sich auch in meiner Top 20 platzieren konnten. 2024 habe ich angefangen, mich mehr mit den Frankfurter Hochleistungsmusikern zu beschäftigten - und mein Mut wurde belohnt.
Mein Herz hüpft bei der Erkenntnis, dass es möglich ist, astrein klingende Popmusik mit so witzigen Themen und Texten zu kombinieren - und dabei in puncto Hörgenuss die üblichen Verdächtigen in den deutschen Charts deutlich zu übertreffen. Die Jungs haben eindeutig Spaß am Ausloten von gängigen Genregrenzen und könnten minus der Lyrics fast 1:1 so im deutschen Radio laufen - offensichtlich kennen Sie die Zutaten für einen Hit, ohne dabei an Individualität und Humor einzubüßen. Der Refrain blieb mir sehr lange im Ohr; die Frauenstimmenimitation samt Preisgabe der wählbaren Telefonnummer ist eine witzige Aktion und die obligatorischen Lalala-Chöre zum Ende des Liedes klingen null abgegriffen, sondern animieren charmant zum Mitgrölen. Und natürlich ist das Hauptthema des Songs an sich witzig und stellt für viele sicherlich ein nachvollziehbares "Problem" dar.
Platz 14
Alcazar - Cryin at the Discoteque
Der YouTube-Kommentator "Growndweller" schreibt: "One of those songs that sticks in your head for decades."
Da gehe ich mit! Natürlich habe ich wie bei "Daylight" das Lied schon immer gemocht, aber die verdiente Aufmerksamkeit hatte ich ihm nie geschenkt. In den Monaten/Jahren vor der Phase mit den krassen Schmetterlingen, wo ich den Song sehr gerne abgespielt habe, hatte ich immer mal wieder einen Ohrwurm von dem Lied und dachte mir "Wenn ich zuhause bin, muss ich ich das mal fokussiert hören". Allerdings hat es etwas gedauert, bis ich mich wirklich daran erinnern konnte.
Was soll ich sagen, der Beat ist zu jedem Zeitpunkt tanzbar und wird im Refrain - der ebenfalls ein absoluter Hit ist - von einer schon sehr schönen Raupe zum sehr schönen Schmetterling. Ich mag auch die Spielereien im Beat, wie dass dieser vor dem letzten Refrain kurzzeitig ausgesetzt wird und dass im Outro noch mal ein paar satte, stampfende Drums eingesetzt werden. Ich gehe zwar nur noch selten in Clubs, aber wenn dieser Song mal wieder irgendwo läuft, freu ich mich aufs Abgehen dazu.
Platz 13
Kollegah - Dark Place
Der einzige Track vom englischen Kollegah-Album, welcher mir richtig gut gefällt. 2023 erschienen und als positiven, flüchtigen Ausreißer des Releases wahrgenommen, habe ich den Song im Jahr darauf intensiv mit Freude gehört. Der Beat ist im Gegensatz zum Gros der restlichen Albensongs sehr gelungen und hat sowohl nice elektronische Klänge als auch ein schönes Vocalsample. Kollegah bringt eine schöne Hommage an die Liebe zu seiner Partnerin - allein, dass diese Facette sich selten offenbart, ist natürlich schön, aber der Song ist auch ein rundes Gesamtprodukt, mit keinen Flowmassakern aber einfach guter Raptechnik as usual. Natürlich darf auch bei dem Thema die gewohnte lyrische Raffinesse und Affinität zu Wortspielen nicht zu kurz kommen, siehe "I know I always got her back -like a siamese twin". Die Hook hat den typischen Kollegah-Singsang ohne 15 Millionen Oktavenumfangflex, der für mich sehr harmonisch klingt und z.B. auf seinem 2008er-Album schon sehr präsent war.
Platz 12
Ikkimel feat. Money Boy - Baddie
Absoluter Hit. Die Hook ist ein totaler Ohrwurm und klingt super angenehm mit den Effekten drauf, der Beat hat absolut alles, was ein Technobrett braucht. Diese zwei Faktoren tragen den Song schon sehr krass. Ich mag die Line von Ikkimel "Baby hat nen Bachelor - und der war sogar mies gut / ist mir nicht mal schwergefallen, jetzt tanz ich nackt in Videos". Ein Gastauftritt des Boys ist natürlich immer zu honorieren und bringt coole Abwechslung in den Song, auch wenn dafür der Beat geändert wurde und er sich nur über 8 Zeilen erstreckt. Dafür endet sein Part mit einer coolen Line zum Flexen, die zum Businessmenschtum animiert: "Und ich stande tall wie Shaq O'Neal, 10 Millionen Euro auf dem Konto ohne Record-Deal".
Platz 11
Diddy-Dirty Money feat. Skylar Grey - Coming Home
Diddy war einer der ersten Ami-Rapper, mit dem ich in Berührung kam, als ich meine Passion für Rap entdeckte. Dieser Song war einer meiner absoluten Lieblingstracks 2011. Eine gewisse emotionale Bindung hat sich also schon zu diesem Musiker aufgebaut. Angesichts der schweren Vorwürfe, die über ihn im Raum stehen, war die Phase, in der ich diesen Song 3 Wochen richtig gefühlt und gepumpt habe, etwas weird. Losgelöst von der Person Diddy versprüht der Song aber einfach eine starke Feel-Good-Alles-wird-gut Atmosphäre, die mich sowohl damals als auch heute sehr mitreißt. Textlich geht es in dem Lied ja auch darum, sich von Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen, dass Geld nicht alles im Leben ist, dass Diddy Dankbarkeit verspürt für all das Erlebte, was ihn geprägt hat, und dass er nun ein besserer Mensch ist. Ob sich das wirklich so ereignet hat, wie im Text propagiert, soll Justizia entscheiden - ich finde den Song jedenfalls sowohl inhaltlich als auch musikalisch sehr stark. Hervorheben möchte ich noch mal den Refrain, der sehr schön gesungen ist und auch eine schöne Botschaft erhält.
Platz 10
Sampagne, badchieff, Cro - Tempo
Sampagne und badchieff waren mir vorher kein Begriff, Cro hat schon so einiges an Musik rausgehauen, was mir sehr zugesagt hat. Auch 13 Jahre nach seinem Durchbruch ist er noch nicht satt und hat weiterhin Bock darauf, an geiler Musik beteiligt zu sein. Der Song hat einen absolut sommerlichen, luftig-leichten Beat, der sich vielleicht schon als Instrumental für meine Top 20 qualifiziert hätte. Alle 3 Artists haben eine sehr coole Art, den Beat zu berappen, vor allem Sampagne spielt hier sehr schön mit Tempo (Verstehen Sie?), Stimmlage, Pausen etc. und kreeiert so einen nicen Mix aus Rap und Gesang. Wenig überraschend ist auch der Refrain musikalisch ein Banger, der mit einer Zeile treffend seine Generation bzw. den aktuellen Zeitgeist charakterisiert: "Wollen viel, aber wissen nicht was".
Platz 9
Markus Göttler - I hob in d'Hosn gschissen
Jeder Versuch, dieses musikalische Fabergé-Ei mit Worten zu beschreiben, wäre wie der Versuch, alle Sandkörner in der Antarktis zu zählen. Ich halte mich daher kurz. Die Thematik ist nicht nur unfassbar lustig, sie ist auch musikalisch hochqualitativ verpackt. Der Beat hat sogar einen leicht weihnachtlichen Flavour, weswegen es sehr passend war, dass er hier im November / Dezember seine Hochphase hatte - so konnte ich mich optimal auf das Fest der Liebe einstimmen. Witzige Lines wie die, dass das ganze Arschloch mit Plastik ersetzt wurde oder die Tatsache, dass die Protagonisten dem Anschein nach keine Verantwortung für ihr eigenes törichtes Handeln übernehmen und die Täterrolle den antichristlichen Semmelknödeln zugeschustert wird, sorgen für ein Dauerschmunzeln im Gesicht. Noch dazu haben wir auch hier wieder eine sehr eingängige Hook und eine interessante 3. Strophe, die erst mit einem witzigen Selbstgespräch inklusive Furzgeräuschen punktet und dann mit dem hohen, sanften Kinderstimmengesang emotionalere Töne anschlägt.
Platz 8
Mehnersmoos - 3 Uhr nachts
Und zum zweiten Mal ist Mehnersmoos hier vertreten. Mein Mehnersmoos-Hype 2024 nahm richtig Fahrt auf, als ich an einem Wochenende in Bremen mit Freunden in der Bude eines Kollegen übernachtet habe und dann zum Aufstehen 3-4 Songs von dem Duo abgespielt wurden - 3 Uhr nachts dürfte einer davon gewesen sein. Es gibt so viel, was ich loben könnte - allein der Skit im 3. Part mit der Frauenstimme, die wie Kyle Broflovski klingt, welche total stumpf-geilen Humor beinhaltet und mit perfekt wohlklingendem Backgroundgesang bestückt wird, ist pures Gold. Die Jungs sind nicht nur fantastische Rapper, sondern generell auch begnadete Musiker, was man hier ganz eindeutig raushört. Jede Strophe ist anders und punktet mit individuellen Stärken, der 1. Part legt mittels feiner Gesangseinlage das Gefühlsleben des lyrischen Ichs schonungslos offen, im 2. Part werden mit verstellter Stimme und schönen Wortspielen die angestrebten Praktiken des Protagonisten in Bezug auf das Subjekt seiner Begierde seziert. Im 3. Part gibt es dann noch einen (erwartbaren), schönen Plottwist, in dem eine Konfrontation mit der Staatsgewalt abgewendet wird und die beiden Turteltäubchen zueinander finden. Auch das Outro mit der Promo für das Album ist witzig, ohne aufdringlich zu sein.
Platz 7
Lankton White - Hundenapf
SF-Diss im Bushido-Style - ein Track, der mir sehr viel Spaß beim Schreiben und Rappen gemacht hat.
Platz 6
Mehnersmoos - Blue Man Group
Zum dritten Mal charten die Mehnersmoosmänner in meiner Top 20. Der letzte Künstler, dem das gelungen ist, war Schäfer Heinrich 2022.
Schon der Vergleich "Wir sind blau wie die Blue Man Group" ist gleichzeitig stumpf und originell - sowie eine coole Retro-Hommage an mein damaliges popkulturelles Milieu.
"Der Beat, der geht bumm bumm bumm bumm bumm bumm" ist auch eine absolut treffende Beschreibung - denn er fetzt durch geile Synthies, brachialen Drums/Bass und mit einer sich daraus ergebenden, überaus mitreißenden Melodie.
Ich mag den Vibe des Tracks à la "Mein Leben ist so geil, wir können uns allen hedonistischen Gelüsten fröhnen, wir leben unseren Traum und alles läuft nach Plan". Lustig ist natürlich auch der mehnersmoostypische Kontrast von Asitum und Luxuslife bzw. Selbstabwertung und Selbstüberhöhung, siehe "Ich bin ein hässlicher Star so wie Thomas Müller - und in etwa so begabt wie ein Sonderschüler. In der Schule blieb ich sitzen so wie Klimakleber - und heut verdien ich mehr als wie mein Lehrer".
Der Flow klingt locker-leicht und passt super zum Beat, noch dazu gibts ein paar coole Reimketten und witzige Disses gegen Clueso und Bosse. Gerade das ultrastumpfe "Guck wie ich mit meinen Brüdern chill/ und wir wütend sind/ weil es Clueso gibt" ist so witzig formuliert hahahaha.
Platz 5
Kollegah - Larger than Life
10/10 Track von Kolle. Der Beat ist absolut episch (und davon gab es leider nicht zu viele auf den letzten Kollegah-Releases), die Wortspiele und die Rhetorik im Allgemeinen top, der Flow legt sich angenehm auf dem Beat und die Hook hat die richtige Menge an Pathos, rübergebracht mit schönem, typischen Kollegah-Gesang. Vor dem Hintergrund des musikalischen Karriereendes, was mit dem Album besiegelt wird, auf dem dieser Song vertreten ist, wirkt der Song natürlich noch eine Spur mächtiger. Der Track beinhaltet insgesamt eine coole Mischung aus zur Schau gestellter Überlegenheit, Wehmut und nostalgische Rückschau auf die Karriere von Kollegah. Zwar war das der einzige Song des letzten Albums, den ich wirklich regelmäßig gepumpt habe, dafür aber auch sehr intensiv. Geile Punchlines, die ich hervorheben möchte: "Visionär wie Lil Wayne beim Radio-Freestyle; "Meine Mum verbesserte die Welt mit einem Sure Shot / durch Kollegahs Erzeugung wie der Ruhrpott"
Platz 4
Southside Spinners - Luvstruck
Dieser Song ist eine Trance-Offenbarung. Jedes Mal, wenn ich den höre, pusht er mich total krass und gibt mir positive Energie. Bei solchen Tracks wünschte ich mir, ich wäre 10-15 Jahre früher geboren und hätte dazu bei der Love Parade o.ä. abgeravet. Keine Ahnung, wo die Producer diese elektronischen Sounds ausgegraben haben und wie man es schaffen kann, diese so kunstvoll zu verknüpfen, aber es ist möglich. Wo ich das gerade schreibe, fühle ich mich selber dazu animiert, geile Musik zu machen, die einfach Spaß macht und mich im Produktionsprozess selber zu Höchstleistungen zu pushen.
Platz 3
Embargo - Embargo
Ich mag den Aufbau des Songs sehr. Bis 00:35 baut sich der Track schon geil auf und kommt noch verhältnismäßig ruhig daher. Nach diesem Zeitmarker kommt eine neue Melodie ins Spiel, die zunächst den Raum komplett allein ausfüllt, bis dann die Elemente aus dem vorherigen Part wieder aufgegriffen werden und zu einer leckeren Klangsymbiose sondergleichen verschmelzen. Das wird besonders durch die äußerst köstlichen, scheppendern Drums erreicht. Ab 1:46 kommt dann noch mal eine neue Melodie ins Spiel, wo zwar ähnliche elektronische Klänge verwendet werden wie zuvor, die aber dennoch distinktiv voneinander klingen. Die Hinführung und vor allem der Drop selbst sind dann einfach nur wahnsinnig gut - Ich war beim Hören zeitweise starstruck von der Qualität dieses Songs. Im Part nach dem Drop kommen dann sämtliche zuvor benutzte Elemente noch mal zum Einsatz - und das in einer perfekt manufaktierten Weise, die ein vollkommen rundes Gefühl erzeugt.
Platz 2
Juju -Bye Bye
Absolutes Brett von einem Song. Der Beat ist eine Großmacht und ist für mich der perfekte Hybrid aus Wehmut/Melancholie und Freude - was zu Jujus Vortrag und Text sehr gut passt, der eine spannende Mischung aus Storytelling über die Vergangenheit/momentanem Lebensstil und Proll-Battlerap ist. Wie Juju doubletimemäßig auf den Beat marschiert, ist eine absolute Wohltat für die Ohren - klingt null angestrengt und dennoch sehr gekonnt. Abgerundet wird der Track durch eine schön gesungene Hook, die davon erzählt, wie heftig sie sich persönlich/beruflich entwickelt hat und wie ihr gerade alles gelingt - der Grat zur nächsten Krise / Nachlassen des Erfolgs aber auch schmal ist. Ich mag auch die kleinen Details dieses Songs, wie die sporadischen Autotune-Adlibs, die Drumroll vor der Hook und der Echo-Effekt im Outro.
Platz 1
Rollergirl - Dear Jessie
Alter, ist das krank. Dieser Track ist perfekt. Wie kann man nur so schöne Musik machen?
Das ist einer dieser recht seltenen Songs, bei denen ich sofort wusste, dass das ein Banger wird - und ich hatte ihm auch gleich gute Chancen zugerechnet, dass ich ihn am Ende des Jahres auf Platz 1 meiner Top 20-Liste setzen würde.
Ich finde wirklich jeden Sound, jeden Effekt etc. hier extrem gelungen und alles (inklusive dem fast hauchenden, liebreizenden Gesang vom Rollermädchen, der zwar die selben 3-4 Textzeilen zigmal wiederholt, im Endeffekt so aber dem Vibe noch zuträglich ist) so harmonisch miteinander verknüpft, dass ich vor Freude weinen könnte. Noch dazu liebe ich einfach diesen speziellen Synthesizer-Sound, der ab 00:14 verwendet wird. Ich habe unfassbare Feel-Good und Unbeschwertheit-Vibes beim Hören dieses Songs. So müsste der Soundtrack der Erde klingen, wenn alle Wesen hier in Liebe, Einklang und Frieden miteinander leben würden.