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Samstag, 24. September 2011, 04:54

Thomas Bernhard

Wie ich sehe ist das der zweite Literaturthread in diesem Unterforum :B

Ich hoffe doch einigermaßen, dass Thomas Bernhard einigen ein Begriff sein sollte (z.B. den Österreichern -> get in here, Inferno). In Österreich als Nestbeschmutzer verflucht und gehasst, von meinen Mitschülern auch gehasst für seine Schachtelsätze, die bis zu einer Seite lang werden können, seine endlosen Wiederholungen. Anfangs war ich auch noch ziemlich abgeneigt, als ich 16 war und mir in den Ferien dachte "Ich les mal das Buch da". Furchtbar langweilig und monoton, ich habe bald aufgegeben. Zwei Jahre später habe ich dasselbe Buch in drei Tagen (ok, es waren nur 150 Seiten) ausgelesen, da wir was von ihm für die Schule lesen mussten. Das Buch hieß übrigens "Ein Kind", der letzte Teil seiner autobiografischen Werke, der über seine früheste Kindheit berichtet. Ich LIEBTE es, einfach nur eine Erzählung, als ob man in einer Bar einem Fremden beim Erzählen seiner Geschichte über sein misslungenes Leben zuhören würde, mit Abschweifungen und Wiederholungen.

Zur Matura wählte ich in Deutsch auch Bernhard, eben seine autobiografischen Werke, teilweise extrem kalt und schockierend, aber auch grotesk lustig. Zur Zeit lese ich "Holzfällen", das wurde in Österreich kurze Zeit beschlagnahmt, da sich einige Personen dadurch angegriffen gefühlt haben, und es ist äußerst unterhaltsam. Stilistisch wie schon gesagt, Schachtelsätze, man braucht seine Zeit für ihn, thematisch spielt er konstant den Ungustl (alles ist schlecht, Österreich ist so ein erbärmlicher Staat, die Schauspieler des Burgtheaters ruinieren jedes Stück, etc.), und gerade das macht ihn mir sympathisch. Er kann das ganz einfach nicht ernst gemeint haben, sozusagen ein schriftstellerischer Troll, zum Weinen lustig.

Falls ihr ihn noch nicht gelesen habt, tut es, er mag anstrengend sein, aber wenn man es mag, Leuten zuzuhören, dann ist er quasi Pflicht. Ich bin 100 Seiten in Holzfällen, und wirklich viel ist nicht passiert. Kurz: Ein namenloser Erzähler sitzt bei einer Feier ("künstlerisches Abendessen") der Auersberger, die ihn zu dieser Feier eingeladen haben, nachdem sie ihn in Wien getroffen haben, und ihm mitgeteilt haben, dass die gemeinsame Freundin Joana (die gar nicht so heißt) Selbstmord begangen hat, in einer Ecke und beobachtet die Leute, ätzt über sie, ätzt über den kommenden Schauspieler, ärgert sich, gekommen zu sein und erinnert sich an die Zeiten mit Joana, die gar nicht Joana heißt.

tl; dr: Thomas Bernhard, findet ihr ihn cool, ja/nein?

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Samstag, 24. September 2011, 18:19

Wir haben in der Mittelstufe nur mal einen Auszug von „Der Keller – Eine Entziehung“ gelesen, aber ich muss sagen, das war so ziemlich das beste was wir in Deutsch je gelesen haben. „Teilweise extrem kalt und schockierend, aber auch grotesk lustig“ trifft es gut. Übrigens mag ich seinen verschachtelten Schreibstil, da ich selbst Fan von Schachtelsätzen bin (sie haben mir nie wirklich Probleme bereitet). Wenn ich keine Stil-Noten zu verlieren hätte und mich nicht darum bemühen würde, dass meine Texte möglichst eingängig zu lesen sind, wäre mein Schreibstil vielleicht so ähnlich wie seiner... Deshalb mag ich Thomas Bernhard auch irgendwie – er scheißt einfach darauf und zeigt der Gesellschaft den Mittelfinger.

tl;dr: Ja, ich finde ihn cool. Müsste mal mehr von ihm lesen...

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