Heute gab es wieder eine Situation mit meiner Hauptausbilderin, bei der ich mich fragen musste, wie man so sein kann.
Ich hatte eine Frage zur Auswertung einer Prüfungssimulation (die sie übrigens korrigiert hatte). Da war sie schon leicht genervt und meinte, dass wir das doch die Berufsschullehrer fragen sollen, sie aber auch die Lösung nachschauen könnte. Dass sie die Lösung selbst noch mal anschauen könnte, ging als Halbsatz ziemlich unter und ich verstand es so, dass sie keine Lust hat und ich eben im Verlauf der Woche in der Berufsschule fragen sollte.
Eine halbe Stunde später, als ich schon gar nicht mehr die Situation im Kopf hatte, wurde ich von einem Ausbildungskollegen darauf hingewiesen, dass die Ausbilderin mit mir sprechen will. Auf meine Frage, was sie möchte, wusste er keine Antwort, sodass ich eben einfach hinging. Sie meinte mit einem ernstgemeinten Lächeln auf den Lippen, wo denn mein Zeug wäre. Ich bemerkte, dass sie mir also doch die Lösung verraten will und sagte, ich wusste erst nicht, warum ich überhaupt herkommen sollte und ich dachte, ich sollte das eher in der Berufsschule klären. Noch bevor ich das aber zu Ende sprechen konnte, änderte sich ihre Miene schlagartig und sie motzte mich übelst an. „JA, VORHIN HATTE ICH ABER KEINE ZEIT! SIE HABEN DOCH GESEHEN, DASS ICH MIT DEN KRANKENSCHEINEN BESCHÄFTIGT WAR!“ und noch irgendwas, was ich nicht mehr genau weiß. Jedenfalls bekam ich es regelrecht mit der Angst zu tun und versuchte irgendwie, die Situation zu entschärfen, indem ich meinte, dass es einfach ein Missverständnis war und ich meine Unterlagen nun hole. Als sie mir dann die Lösung verriet, bedankte ich mich und sie antwortete wieder freundlich - als war vor einer Minute nichts gewesen.
Der Vorfall beschäftigte mich fast wieder den gesamten Nachmittag und mir standen kurzzeitig die Tränen in den Augen. Ich hatte doch nun absolut nichts gemacht, warum man gleich so reagieren musste. Nun ja, ich nehme das nicht persönlich, denn solche plötzlichen patzigen Antworten gibt sie jedem. Dass sie vollkommen übertrieben hatte, bestätigte mir auch eine ehrliche Mimik einer anderen Ausbilderin, als diese die Augen verdrehte, nachdem ich wegen einer weiteren Frage zu dieser kam und ihr erzählte, dass meine Hauptausbilderin wohl gerade schlecht zu sprechen ist und ich sie lieber nicht noch mal fragen will. Diesmal halte ich meine mehrstündige nachdenkliche Reaktion auch für normal, denn die Stimmung kippte wirklich sofort. Es ist gruselig, wie schnell diese Frau wegen Nichtigkeiten an die Decke geht. Ich konnte das nicht mal eben abhaken und entspannt weitermachen.
Ich möchte sie mögen, ganz ehrlich, denn im Normalfall kann man ganz entspannt mit ihr reden und sie lächelt/lacht sogar dabei. Aber dann kommen diese Phasen, die man als Stimmungsschwankungen bezeichnen kann. Erwischt man sie auf dem falschen Fuß, völlig egal, wie belanglos etwas ist, ändert sich ihr Verhalten blitzschnell. Dazu kommt ja noch, dass sie bei einer Ausbildungsstätte arbeitet, die vorwiegend Azubis mit körperlichen und geistigen Behinderungen ausbildet - sprich, Menschen, welche es eh schon nicht leicht haben, sich ins normale Arbeitsumfeld zu integrieren. Gerade da erwartet man doch, dass das Personal jederzeit verständnisvoll ist. Eine solche Umgangsweise finde ich in dem Zusammenhang inakzeptabel.