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Chrdrenkmann

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Freitag, 30. Dezember 2016, 18:47

War 2016 ein schreckliches Jahr?

Immer wieder ist zu hören, dass 2016 ein ganz schlimmes Jahr war. Wie steht ihr zu dieser These?

Jeder, der nicht unter einem Stein lebt, wird die Ereignisse auf der ganzen Welt mitbekommen haben. Diese jetzt aufzuzählen schenke ich mir also an dieser Stelle. Ein entsprechendes Medienecho folgte. Aber es ist eben genau das. Es mag egoistisch klingen und ich bewege mich auf ganz dünnem Eis, falls ich jetzt etwas unglücklich formuliere, doch sollte man ein gutes Jahr nicht daran ausmachen, was man selbst erlebt hat? Damit will ich keinesfalls die schrecklichen Dinge herunterspielen, welche in den letzten Monaten passiert sind, nur ist das für mich eine Sache der Perspektive. Ich kann schlichtweg nicht behaupten, das Jahr war für mich schlecht, weil ich nicht hautnah bei diesen Vorfällen dabei war. Die emotionale Anteilnahme war selbstverständlich vorhanden, jedoch fühlte sich das Jahr dadurch nicht schlechter an als die vorherigen.

Überhaupt finde ich es irrsinnig, die Reputation eines Jahres an der Häufigkeit negativer Ereignisse zu messen. Hierzu verweise ich auf diesen Film der ARD: http://www.tagesspiegel.de/medien/ard-fi…r/13511148.html

Er ist zwar nicht perfekt gewesen, doch eine Frage ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Ist es ethnisch vertretbar, den Wert eines Menschenlebens anhand der Anzahl der Betroffenen zu bestimmen? Um es mal auf das Thema mit den Jahren zu beziehen: Kann man sagen, dass 2016 schrecklicker war als die Jahre zuvor, nur weil häufiger etwas Negatives passierte? Ja, es sind berühmte Personen gestorben. Aber so ist das jedes Jahr. Ja, es gab Terroranschläge. Aber so ist da jedes Jahr. Zu sagen, dass nur die Quantität entscheidend ist, halte ich für eine extrem unausgewogene Sichtweise.

Bleibt abzuwarten, was 2017 für uns bereithält.

Kartoffelpudding

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Freitag, 30. Dezember 2016, 19:47

Ich unterstütze deine Theorie, dass man die Qualität eines Jahres nicht an der Anzahl Todesopfer messen kann.

Ich hab das mal kurz analysiert:
Die meisten Leute, die auf den sozialen Netzwerken motzen, wie schlimm 2016 war, beziehen sich auf die Terroranschläge und das Versterben berühmter Persönlichkeiten.
1. Berühmte Persönlichkeiten gestorben sind genausoviele wie sonst auch, da wird man keinen Unterschied feststellen können. Vor allem nicht, da jede Berühmtheit und Bedeutung subjektiv ist. Mir zum Beispiel sagen sehr viele der Leute, die jetzt in den „Ranglisten“ sind, nichts.
2. Terroranschläge: In der Wikipedia-Liste der Terroranschläge im 21. Jahrhundert ist die Hälfte von 2016. ABER 95% davon sind genau in den Gebieten, bei denen es die Heulenden nicht annähernd interessiert. Von den beiden schlimmsten mit 300 und 100 Toten zum Beispiel wurde nichtmal wirklich in den Medien berichtet. Ansonsten bleibt nicht mehr viel, auffallend ist nur, dass es mehr Anschläge und Anschlagsversuche in Deutschland gab als zuvor. Es scheint so zu sein: Ist es ein großer Anschlag in Asien oder Afrika: Vollkommen unwichtig. Ein größerer in Europa, USA, Australien (Nizza, Brüssel): Ein paar #Prayfor-Hashtags sind angebracht, aber dann schnell vergessen. Ist es irgendetwas vom gescheiterten Anschlagsversuch bis zum größeren Anschlag in Deutschland: Die Welt geht unter, das Jahr ist scheiße, die Welt ist scheiße, es ist alles noch viel schlimmer als früher.

Ich möchte ausserdem bemerken, dass für diese Leute Tote durch Terror „wichtiger“ sind als Tote durch Unfälle. Nehmen wir mal an, in Nizza wäre einfach ein Flugzeug abgestürzt. Ob es da Beileidsbekundungen und #prayfor-Hashtags gäbe? Bestimmt, aber wesentlich weniger als sonst. Ich will das jetzt nicht be- oder verurteilen, aber sind nicht beide Sachen gleichermaßen tragisch? Klar, bei einem Terroranschlag ist die Gefahr der Wiederholung größer, aber die Toten an sich sind doch genauso unschuldig gestorben und bedauernswert?

Nimmts mir nicht übel, falls irgendwo Mist steht, der Beitrag wurde schnell geschrieben, obwohl man bei dem Thema eigentlich länger nachdenken müsste.
SpongeBob-Zitat (06.01.2024/63):
:pat: Hast du gerade Gary gesagt? SpongeBob! Jetzt fällt mir alles wieder ein! Weißt du, vorhin in diesem Werkzeuggeschäft, DA SAH ICH ... diese riesigen Platten aus Balsaholz, DIE WAREN HAMMERHAIHART!!“

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Samstag, 31. Dezember 2016, 03:51

Also zunächst einmal finde ich, dass man klar differenzieren kann und auch sollte, ob man über das Jahr aus persönlicher oder genereller, bzw. öffentlichkeitsbezogener Sicht spricht.

Dass dein 2016 toll war ist ja schön und gut - aber leider meiner Meinung nach in diesem Kontext irrelevant.

Wenn die Öffentlichkeit über 2016 spricht ist klar, dass sich niemand auf persönliche Erfahrungen, sondern auf das weltweite Geschehen bezieht, und unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, war 2016 meiner Meinung nach ein beschissenes Jahr und ehrlich gesagt bin ich erschüttert darüber, dass einige Menschen anders darüber denken.


Er ist zwar nicht perfekt gewesen, doch eine Frage ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Ist es ethnisch vertretbar, den Wert eines Menschenlebens anhand der Anzahl der Betroffenen zu bestimmen? Um es mal auf das Thema mit den Jahren zu beziehen: Kann man sagen, dass 2016 schrecklicker war als die Jahre zuvor, nur weil häufiger etwas Negatives passierte? Ja, es sind berühmte Personen gestorben. Aber so ist das jedes Jahr. Ja, es gab Terroranschläge. Aber so ist da jedes Jahr. Zu sagen, dass nur die Quantität entscheidend ist, halte ich für eine extrem unausgewogene Sichtweise.


Ja, jedes Jahr passieren schlimme Dinge. Und damit rechnen die Menschen auch. Nur ist dieses Jahr derart viel Unheil auf der Welt passiert, dass niemand die Anschläge mehr als "Kollateralschaden" verbuchen und ein Auge zudrücken kann. (Ja, die Tatsache dass einiges in Europa stattgefunden hat, spielt auch eine Rolle, aber darauf komme ich später noch zu sprechen) Und vorallen Dingen geht es überhaupt nicht um die Quantität als simple Anhäufung von Toten, sondern als Erstarkung des IS und des weltweiten Terrors. Genau wie es nicht nur um die Toten an sich geht, sondern um die Zerstörung von Millionen Menschenleben im Nahen Osten. (----> ja, Flüchtlinge gab es schon immer und in den letzten 10 Jahren auch vermehrt aus dem Nahen Osten aber Anfang diesen Jahres hat das Phänomen eine Tragweite erreicht, die einfach nicht mit der der letzten Jahre in eine Schublade zu stecken ist) Außerdem ist für viele Menschen auch der Einzug der AfD in diverse Landtage oder Trumps Wahlsieg ein wichtiger Faktor, um 2016 scheiße zu finden. (Mir selbst war es während der Wahl weitestgehend egal, da ich beide schrecklich finde, Hillary aber für potenziell gefährlicher gehalten habe, sehe das seit der Bekanntgabe von Trumps Kabinett aber auch ein bisschen anders)


2. Terroranschläge: In der Wikipedia-Liste der Terroranschläge im 21. Jahrhundert ist die Hälfte von 2016. ABER 95% davon sind genau in den Gebieten, bei denen es die Heulenden nicht annähernd interessiert. Von den beiden schlimmsten mit 300 und 100 Toten zum Beispiel wurde nichtmal wirklich in den Medien berichtet. Ansonsten bleibt nicht mehr viel, auffallend ist nur, dass es mehr Anschläge und Anschlagsversuche in Deutschland gab als zuvor. Es scheint so zu sein: Ist es ein großer Anschlag in Asien oder Afrika: Vollkommen unwichtig. Ein größerer in Europa, USA, Australien (Nizza, Brüssel): Ein paar #Prayfor-Hashtags sind angebracht, aber dann schnell vergessen. Ist es irgendetwas vom gescheiterten Anschlagsversuch bis zum größeren Anschlag in Deutschland: Die Welt geht unter, das Jahr ist scheiße, die Welt ist scheiße, es ist alles noch viel schlimmer als früher.


Woher willst du denn bitte wissen, dass die Menschen nur wegen der Anschläge in Europa und in den USA über den Terror reden, wenn es auch insgesamt mehr als viermal so viele Terroranschläge in diesem Jahr in als 2015 gab? (Und damit einhergehend auch etwa viermal so viele Anschläge in Europa und co, sag also nicht "auffallend ist nur, dass e mehr Anschläge und Anschlagsversuche in Deutschland gab als jemals zuvor" ja, logischerweise blieb auch Deutschland nicht von dem starken, weltweiten Terrorwachstum verschont)
Also ich weiß ja nicht, welche Medien du genau verfolgst, aber mir waren die erwähnten Anschläge schon am gleichen Tag bekannt.
Und wie sollen die Menschen auch anders reagieren? Sollen sie bei jedem Anschlag anfangen zu heulen, egal wo er stattfindet? Es ist schlichtweg nicht möglich (und es wär auch ungesund) jedem Anschlag die gleiche Anteilnahme zu zeigen, und es ist auch verständlich, dass man mehr Anteilnahme zeigt, weil man sich mehr davon betroffen fühlt, bzw. größere Angst bekommt, selbst unter dem Terror leiden zu müssen.
Ich weiß überhaupt nicht, worüber du dich aufregst. Die meisten Menschen die sich darüber aufregen, dass sich die Menschen in Deutschland zu wenig um die Anschläge im Nahen Osten scheren, finden, dass dem Thema nicht genug, bzw. auf unmenschliche oder egoistische Art und Weise Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das finde ich noch irgendwo nachvollziehbar, wenn auch kurzsichtig, aber du scheinst dich einfach nur darüber aufzuregen, dass die Leute überhaupt Anteilnahme zeigen, also erzähl uns doch bitte: Wie sollen die Menschen denn deiner Meinung nach mit dem Terror umgehen? Wann haben sie die Erlaubnis sich betroffen zu fühlen und wann nicht? Ab wann darf man sagen, dass der Terror 2016 runterzieht? Wenn du den Anschein erwecken wolltest, dass dir das gesamte Thema am Arsch vorbeigeht, dann hast du das hiermit geschafft, meinen herzlichen Glückwunsch.


Ich möchte ausserdem bemerken, dass für diese Leute Tote durch Terror „wichtiger“ sind als Tote durch Unfälle. Nehmen wir mal an, in Nizza wäre einfach ein Flugzeug abgestürzt. Ob es da Beileidsbekundungen und #prayfor-Hashtags gäbe? Bestimmt, aber wesentlich weniger als sonst. Ich will das jetzt nicht be- oder verurteilen, aber sind nicht beide Sachen gleichermaßen tragisch? Klar, bei einem Terroranschlag ist die Gefahr der Wiederholung größer, aber die Toten an sich sind doch genauso unschuldig gestorben und bedauernswert?


Ja. Weil es auch erwähnenswerter, oder wie du sagst, "wichtiger" ist.
Unfälle können immer passieren, sie sind schon immer passiert und sie werden auch immer passieren. Aber sie sind nichts weiter als das - Unfälle, unvorhersehbare Ereignisse, bei denen Menschen ohne Zutun eines anderen Menschen, oder aus der Motivation einer Organisation heraus, sterben
Ein Terroranschlag ist die gezielte Tötung eines oder mehrerer Menschen um seine politischen Ideale voranzutreiben. Und wenn sich dieses Phänomen extrem anhäuft, in diesem Falle bestimmte Organisationen und politische Motive an Stärke gewinnen, deren Ziel eben mitunter das Töten von Menschen ist, dann ist das einfach sehr viel erwähnenswerter, unter anderem auch weil es im Gegensatz zum Unfall politische, bzw. gesellschaftliche Auswirkungen hat, und besorgniserregender als ein Unfall.

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Kartoffelpudding

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Samstag, 31. Dezember 2016, 11:14

Was soll ich jetzt sagen? Wie gesagt, der Beitrag ist abens innerhalb von 10 Minuten geschrieben worden, da ist es zumindest für mich nicht möglich,
meine ganze Meinung zu 2016 und dem Terror komplett und missverständnislos niederzuschreiben. In einigen Punkten hast du recht und mit meinem Beitrag stimme ich selbst nicht mehr hundertprozent überein.
Kein Grund, persönlich zu werden :/o:
SpongeBob-Zitat (06.01.2024/63):
:pat: Hast du gerade Gary gesagt? SpongeBob! Jetzt fällt mir alles wieder ein! Weißt du, vorhin in diesem Werkzeuggeschäft, DA SAH ICH ... diese riesigen Platten aus Balsaholz, DIE WAREN HAMMERHAIHART!!“

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Sonntag, 1. Januar 2017, 12:40

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Dass dein 2016 toll war ist ja schön und gut - aber leider meiner Meinung nach in diesem Kontext irrelevant.

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Ich kann dieses Argument vollkommen nachvollziehen und bin generell froh, hier andere Meinungen zu lesen. In erster Linie habe ich den Thread nämlich erstellt, um Klarheit zu haben, was genau die Menschen an diesem Jahr gestört hat (wie die Frage ja eigentlich schon impliziert). :)

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Tʜe мasłeЯ of MoońwaLĸ

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Dienstag, 7. März 2017, 13:05

Zwar verspätet, aber Muhammad Ali ist gestorben. Solche Menschen werden nicht alle Tage geboren und da mich seine Lebensgeschichte und sein Kampfgeist sehr bewegt, hat mich sein Tod schon irgendwo mitgenommen.


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Teewurst

Depressed gay cleric

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7

Montag, 13. April 2020, 02:50

schlimmer als 2020 kanns ja schonmal nicht gewesen sein
https://i.imgur.com/7xS0Fv6.jpg
MAJESTIC
BOI

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Montag, 13. April 2020, 02:52

Einfach ab sofort alle Schaltjahre überspringen.

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Freitag, 29. Dezember 2023, 15:20

Rückblickend ist diese ganze Diskussion ja fast schon niedlich
SpongeBob-Zitat (06.01.2024/63):
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