Wenn man den Thread schon wieder hochholt, nutze ich die Gelegenheit direkt auch mal, denn bei uns ist ebenfalls wieder was Blödes passiert.
Alle zusammen dachten wir am 5. Januar wäre ein ganz normaler Tag, aber diese Hoffnung zerschlug sich ziemlich schnell. Es war ein normaler Sonntagmorgen, mein Vater war früh draußen mit dem Hund unterwegs und meine Großeltern und ich lagen noch im Bett. Vor allem ich war noch fest im Tiefschlaf und habe nichts von dem Grauen mitbekommen, was sich kurze Zeit später in dem Stockwerk unter mir abspielte.
Ich weiß die genaue Uhrzeit nicht mehr, es muss aber zwischen 9 und 11 Uhr vorgefallen sein. Opa und Oma lagen wie gesagt an dem Morgen ganz normal im Bett und wurden wach. Mein Opa kam langsam zu sich, stand auf und schaute am Schlafzimmerfenster raus auf die Straße. Ihm fiel auf, dass es geschneit hat, so erzählte er es meiner Oma. Diese ging ein paar Minuten später ins Bad und machte sich frisch für den Tag. Opa legte sich dann irgendwann währenddessen wieder ins Bett, nahm seine Brille auf und wollte ein wenig lesen, um die Zeit etwas zu überbrücken. Dann ging es ganz schnell, sein Herz schien urplötzlich schlapp zu machen, fiel daraufhin auf die Seite und war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ansprechbar.
Oma kam wenig später aus dem Bad und wollte ihn wieder wach machen. Sie bemerkte sofort auf Anhieb, dass etwas nicht stimmt und bekam ihn nicht wieder zu Bewusstsein. Erst dachte sie, sein Kopf hätte sich überhitzt, da er wohl auch die Abende davor im Wohnzimmer schwitzte oder ihm zumindest sehr warm war. Sie dann ganz schnell erneut ins Badezimmer, holte einen kalten nassen Lappen um ihn zu kühlen. Es brachte letzten Endes leider nichts. Um diese Zeit irgendwann drückte sie den Notrufknopf, den sich die Beiden kurz vorher für genau solche Zwischenfälle angeschafft haben.
Prompt standen mindestens fünf Sanitäter mit Notarztwagen auf der Straße vor der Haustür. Sie haben noch ungefähr 30 Minuten versucht ihn wieder zu reanimieren, mittels einer Herzdruckmassage in dem Fall. Es kamen zwar irgendwann wieder Herzschläge und Lebenszeichen von ihm, aber später im Notarztwagen auf dem Weg ins Krankenhaus bemerkten die Ärzte, dass das mit ihm kein gutes Ende nehmen wird. Sein Gehirn war zu dieser Zeit wohl schon massiv geschädigt wegen dem großen Sauerstoffmangel. Ich weiß nicht, ob ich das nun richtig wiedergegeben habe, aber so in etwa war der Stand in diesem Moment. Man entschied sich auf dem Weg ins Krankenhaus doch unser Krankenhaus im Stadtteil anzufahren und kam vom ursprünglichen Plan ab, ihn in ein Anderes zu bringen um dort die Versorgung weiter in Anspruch zu nehmen.
Er schien da schon hirntot gewesen zu sein und es ging dann auch alles sehr schnell zu Ende. Die ersten Worte von Oma, die ich mitbekam, haben mich schier erstaunt. Wir sollten den Hund aber jetzt abgeben, oder nicht? Diese Frage stellte sie meinem Vater im Treppenhaus einige Minuten nachdem das so vorfiel. Ich weiß nicht, warum Opa uns so plötzlich verlassen hat, aber eines schon, er hätte das so niemals gewollt. Meine Oma war in diesem Moment verständlicherweise gedankentechnisch im Tunnel und konnte nicht mehr geradeausdenken. Es ist für mich trotzdem nachvollziehbar, denn Opa war bislang immer derjenige der sich um unseren Labrador kümmerte und unter der Woche Tag für Tag mit ihm spazieren ging. Das fällt von nun an in der Form alles weg und hat unabsehbare Folgen für uns als Familie. Mir tut meine Oma am Meisten leid, da sie über 60 Jahre mit ihm verheiratet war und jetzt ist sie in der Wohnung unten ganz alleine.
Opa starb am 5. Januar mit 86 Jahren, vermutlich an Herzversagen. Was man auch dabei erwähnen muss, ich hatte ja ihn noch als zweiten Opa. Mein erster verstarb bereits im November 2023, wozu ich bereits einiges in einem anderen Thread im Forum schrieb. Seit dem Morgen des 5. Januar habe ich nun gar keinen Opa mehr und muss mich in naher Zukunft wohl auch damit irgendwie arrangieren.
Was gibt es sonst noch so dazu zu sagen? Ich bin wahnsinnig traurig und auch erschüttert, dass wir innerhalb der letzten fünf Jahre nun insgesamt vier Familienangehörige verloren haben. Alles war ohne Vorwarnung und für die Betroffenen ohne großes Leid, aber das lindert meinen tiefen inneren Schmerz, den ich in dieser Stunde fühle kein bisschen. In den letzten Tagen bin ich schon gut zweimal zusammengebrochen und hab nur noch geheult.
Mein Opa war das blühende Leben und hat neben meiner Mutter richtig Leben in unser Haus gebracht. Auch dieses Leben inklusiver seiner Stimme ist nun für immer für alle Zeiten verstummt. Unser Hund ist seither auch gebrochen und sucht in deren Wohnung ständig nach ihm. Läuft oft ins Schlafzimmer um zu schauen, ob er da irgendwo ist. Dort, wo es letztendlich dann geschah.
Mir wird er sehr fehlen, so aber auch uns allen. Wir waren am Nachmittag des 6. Januar bei uns in der Nähe in einer Totenhalle in einem gesonderten Raum, um uns von ihm zu verabschieden. An diesem Tag war es sehr stürmisch, ob das was zu bedeuten hat? Es steht nur eins fest, auf uns kommen wirklich stürmische Zeiten zu. Da ab jetzt ohne ihn familiär alles neu organisiert werden muss. Oma denkt bereits über teilstationäre Aufenthalte im Altersheim nach, um dort wenigstens einigermaßen regelmäßig versorgt werden zu können, sollte mein Vater mal ausfallen. Ich selber denke auch inzwischen häufiger nach, ob ich ihr in Zukunft irgendwie helfen kann bei bestimmten Tätigkeiten oder kommenden Arztterminen. Das wird eine krass schwere Nummer sein, da es mir ja selbst mental saubeschissen geht und ich nicht mal für mich selber sorgen kann.
Es gibt in ferner Zukunft jedenfalls einiges zu tun. Mein Opa wird am 23. Januar beerdigt und in diesen Tagen ins Krematorium in eine andere Stadt überführt. Ich nehme mir fest vor am Beerdigungstag dicht an Omas Seite zu sein und ihr beizustehen, da es mit Sicherheit der schwerste Tag ihres Lebens sein wird. Wir rechnen mit circa 20 Leuten, die kommen werden inklusive den Nachbarn.
Das Leben ist unfair, merke ich in diesen Tagen wiederholt und das nächste Weihnachten wird für uns zusammen sicherlich noch schwerer sein, als es ohnehin schon war.
Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von »Extramaster« (14. Januar 2025, 19:26)