Du bist nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: SpongeForum. Falls dies dein erster Besuch auf dieser Seite ist, lies bitte die Hilfe durch. Dort wird dir die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus solltest du dich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutze das Registrierungsformular, um dich zu registrieren oder informiere dich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls du dich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert hast, kannst du dich hier anmelden.

Krosso

Schüler

  • »Krosso« wurde gesperrt
  • »Krosso« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 155

Dabei seit: 21. Dezember 2019

  • Private Nachricht senden

1

Samstag, 25. September 2021, 17:41

Determinismus vs Freier Wille

Was haltet ihr eigentlich von der These, dass der Mensch in Wirklichkeit keinen "freien Willen" besitzt und somit nicht (oder nur teilweise) für sein Handeln und seine Entscheidungen verantwortlich gemacht werden kann? Sprich: Dass unsere Entscheidungen durch bestimmte Faktoren in der Vergangenheit bereits vorherbestimmt/determiniert wurden.

Es ist ein Thema, über das Philosophen schon eine recht lange Zeit diskutieren.

Normalerweise würde man denken, dass es bloß eine bequeme Ausrede für z. B. Straftäter ist, um im schlimmsten Fall sogar Verbrechen zu rechtfertigen.
"Ich konnte nichts dafür, denn es war alles vorherbestimmt!"

Was ist eure Sichtweise zum Determinismus bzw. zum Freien Willen des Menschen?

1 Benutzer hat sich bedankt.

Kartoffelpudding

Voll auf Muskatnuss

  • »Kartoffelpudding« ist männlich

Beiträge: 251

Dabei seit: 27. Juli 2013

Beruf: Prof. Dr. Schläck, studierte in Oxford Sozialwissenschaften

  • Private Nachricht senden

2

Samstag, 25. September 2021, 20:40

Der ganze Thread basiert auf einer falschen Prämisse, weil Kompatibilismus
SpongeBob-Zitat (06.01.2024/63):
:pat: Hast du gerade Gary gesagt? SpongeBob! Jetzt fällt mir alles wieder ein! Weißt du, vorhin in diesem Werkzeuggeschäft, DA SAH ICH ... diese riesigen Platten aus Balsaholz, DIE WAREN HAMMERHAIHART!!“

RLMax9

ein echter Träumer

  • »RLMax9« ist männlich

Beiträge: 564

Dabei seit: 10. Mai 2016

Beruf: Küchenchef auf der MS Durchfall

  • Private Nachricht senden

3

Samstag, 25. September 2021, 21:46

Das ist tatsächlich ein interessantes Thema, über das ich vor ein paar Jahren auch wegen Ethik-Unterricht viel nachgedacht habe.

Dass es einen echten freien Willen gibt, danach sieht es, logisch betrachtet, nicht aus. Jede Handlung eines Lebewesens ist determiniert durch seine Gene sowie auch durch deine Umwelt. Beides Faktoren, für die er "nix kann". Menschen glauben, sie hätten einen echten freien Willen, denn es fühlt sich so an. In Wahrheit aber sind sie nur intelligent genug ihre Handlungen zu reflektieren und zu begründen. Wie das genau funktioniert, ist aber schon ein anderes sehr kompliziertes Thema...

Was Verbrecher angeht: Klar, ihre Verbrechen sind ein "unausweichliches Produkt aus der Vergangenheit", allerdings ist es genauso eine unausweichliche Konsequenz, dass die Gesellschaft versucht, sie zu bestrafen. Man bestraft sie in erster Linie um weitere Verbrechen unattraktiv zu machen und steckt sie manchmal ins Gefängnis um sich als Gesellschaft zu schützen.

4

Mittwoch, 29. September 2021, 05:05

Der ganze Thread basiert auf einer falschen Prämisse, weil Kompatibilismus


interessant, vertrittst du jetzt den harten oder den weichen kompatibilismus? :clown:


tatsächlich finde ich aber auch nicht, dass es sich hierbei um zwei grundsätzlich gegensätzliche positionen handelt. betonen möchte ich allerdings, dass ich der auffassung bin, dass unser handeln überwiegend deterministisch geprägt ist. das zu leugnen, fände ich absurd. fakt ist, dass menschen sich oftmals nur einbilden, eine entscheidung wäre aus freiem willen heraus getroffen. diese annahme wird durch wissenschaftliche abhandlungen über die entscheidungsfindung unterstützt. finden wir jemanden attraktiv? möchte ich lieber mitkommen oder zuhause bleiben? über beide fragen können wir uns den kopf zermartern, uns gar einreden hin- und hergerissen zu sein. doch in der regel sind die entscheidungen längst getroffen. innerhalb von sekundenbruchteilen haben wir sie gefällt. ohne uns dessen bewusst zu sein. doch wer ist wir? bin das ich, der gerade diesen post schreibt und sich überlegt, wie er den nächsten absatz einleiten will oder ist es jemand anders, über den ich keine kontrolle habe?

wenn ich über determinismus nachdenke, stelle ich mir oft vor, wie erfolgreich ich simuliert werden könnte. man nehme einen computer, dem man mein gesamtes leben zeigt. jede sekunde meines tages, tag für tag. zwangsläufig werden ihm muster auffallen, die ich nie begreifen könnte.

angenommen ich stehe morgen zu spät auf, so könnte er aufgrund von zwangsläufig mangelnder arbeitsleistung und dem umstand dass ich erst vor 2 wochen gehalt bekommen habe, errechnen dass ich mir zur linderung des emotionalen stresses auf dem weg zur schule ein menü bei kfc kaufen werde. anschließend in folge von müdigkeit und aufgrund des umstandes dass es außergewöhnlich warm ist, eine club-mate an der tanke, da beide zustände diese handlung hevorrufen. da mich auf dem rückweg nach hause der ganzen ausgaben wegen ein schlechtes gewissen plagt und ich dieses wegen der koffeingeschuldeten aufgekratztheit nicht verdrängen kann, weiß er, dass ich zuhause mein bankkonto checken werde. da dieses enorm unzureichend gedeckt ist und weil ich am selben tag bereits eine werbeanzeige eines reiseführers gesehen habe, weiß er dass ich an meine zeit in malta zurückdenken werde und letztendlich errechnet er, dass ich aufgrund einer emotional schlechten verfassung und eines derzeit nur mangelhaft ausgeprägten soziallebens, mich zu der entscheidung durchringen werde, meinem ehemaligen mitbewohner aus malta auf whatsapp zu schreiben.

all das ist so nie passiert. jedenfalls nicht bewusst. ob dieses beispiel realistisch ist, kann ich nur erahnen. entscheidungen beruhen auf emotionen, die wir grundsätzlich als unquantifizierbar ansehen. doch muss eine entität emotionen tatsächlich verstehen, wenn es die handlungen kennt, die zu emotionen führen aus denen wiederum handlungen entspringen? jedenfalls müsste sich dieses system ständig neu berechnen, indem es jede erlebte situation in einen gesamtkontext einbettet. die aussagekraft der prognose lebt auch nur einige sekunden, so hätte ich beispielsweise whatsapp öffnen können um besagtem menschen zu schreiben, dabei aber eine andere nachricht lesen können, die ich dann für wichtiger zu beantworten erachtet hätte und die berechnung wäre falsch gewesen. anders sieht es aus, wenn der gesamtkontext und damit die beurteilungsgrundlage noch um weitere variablen erweitert wird. genau genommen um 7,8 milliarden. wenn das dasein jedes lebewesen im universum gespeichert und auf muster analysiert werden würde, könnte dann also das gesamte weltgeschehen vorhergesagt werden?

eine gruselige vorstellung, die streng genommen natürlich nur falsch sein kann. in erster linie deshalb, weil nicht alles was auf der welt geschieht und damit lebewesen beeinflusst, auch auf handlungen von lebewesen zurückzuführen ist. krankheiten und naturkatastrophen könnten so jedenfalls niemals vorhergesehen werden. doch fügen wir noch mehr variablen hinzu, sieht die sache schon wieder anders aus. nehmen wir an er würde auch mikroorganismen und unbelebtes beobachten. theoretisch müsste sich jeder meteoriteneinschlag durch eine kausalkette begründen lassen, auch wenn sie bis zum urknall zurückginge. würde es das immunsystem jedes menschen genau kennen und sehen, welchen einflüssen es exakt ausgesetzt ist, so müsste sich nach dem gesetz der großen zahlen auch eine zufällig auftretende krankheit wie krebs zuverlässig vorhersehen lassen. der computer wäre im grunde gott, nur dass er nichts bestimmen müsste, um die bestimmung von allem zu kennen.

sollten diese annahmen zutreffen, so wäre die existenz eines freien willens komplett ausgeschlossen. doch ist es das, woran ich glaube?
nein. wobei ich ganz klar sagen muss, dass ich auch nicht daran glauben will. so ehrlich muss ich sein. inwiefern das meine analyse beeinflusst, kann ich nicht sagen.

man stelle sich zum beispiel vor, ich wäre ziemlich fett. was ist nötig, damit ich abnehme? ist es der 308. kommentar über mein gewicht? oder der 119. etwa? ist es das kurze kichern, beim ersten mal? oder regt sich auf einmal etwas in mir, wenn die zahl auf der waage die magische 100 erreicht? gelange ich vielleicht sogar zur selbstliebe und ändere langsam aber sicher meine einstellung zu meinem gewicht? ich denke, es gibt entscheidungen und empfindungen die nicht vorhersehbar sind. zeitlich nicht und überhaupt.

tatsächlich glaube ich, dass bei einer simulation unserer leben viele unerklärliche fehler auftauchen würden. ungeachtet, wieviele informationen ihr zur verfügung stünden.

fest steht für mich, dass unser freier wille fundamental durch deterministische strukturen geprägt ist und dass wir menschen überwiegend in schemen und konditionierungen agieren. ich glaube aber auch, dass es an uns ist, auf diese konditionierungen aktiv einfluss zu nehmen und sich quasi umzuprogammieren. vielleicht lässt sich der freie wille ja sogar tatsächlich trainieren. vielleicht verwechsele ich gerade spiritualität mit rationalität und vielleicht, ja, vielleicht ist das alles gar nicht so wichtig?

für mein leben spielt diese einordnung jedenfalls keine rolle. ich kenne nur einen willen, sei er nun frei oder gesteuert, echt oder falsch. jedenfalls die art wille, die ich schon mein ganzes leben lang kenne und mit der ich schon immer arbeite. eben der wille, der uns menschen nun mal zur verfügung steht. und mithilfe dieses willens bin ich in der lage, entscheidungen zu treffen, die mich glücklich oder unglücklich machen. anderen schaden oder nützen.

und das ist für mich allemal handlungsspielraum genug.

Dieser Beitrag wurde bereits 10 mal editiert, zuletzt von »Holländer70« (29. September 2021, 05:22)


Chrdrenkmann

Sit on a Potato Pan, Otis

  • »Chrdrenkmann« ist männlich

Beiträge: 11 568

Dabei seit: 9. Juli 2011

  • Private Nachricht senden

5

Sonntag, 3. März 2024, 01:15

Ich finde es immer crazy, wenn Täter bei Mordprozessen sagen, dass sie irgendwelche Dämonen gehört haben, die ihnen befahlen, zu töten. Feinster Gaga-Talk.

Um einordnen zu können, inwieweit ein Mensch freie Entscheidungen trifft, fehlt mir Philosophie in der Historie belegter Schulfächer. Keine Ahnung, ich persönlich bin mit meinem Leben so zufrieden, wie es ist und habe nie darüber nachgedacht, welche Faktoren es gibt, die es ermöglicht hätten, einen ganz anderen Lebensstil zu führen. Wenn ich keine gesundheitlichen Einschränkungen hätte und extrovertiert wäre, hätte ich in den letzten Jahrzehnten aber bestimmt eine Menge anders gemacht.

1 Benutzer hat sich bedankt.
Thema bewerten