Ich hatte mal wieder Lust, in diesen Thread was zu schreiben.
Ich geh jetzt schon seit längerem wieder regelmäßig zusammen mit Dance und ihren Eltern in die Kirche. Es gefällt mir schon, es gibt z.B. einige Lieder, die ich echt schön finde und gewisse Denkanstöße habe ich auch schon mitgenommen, aber ich glaube trotzdem, dass sich mein Gottesbild sich von dem eines durchschnittlichen Gläubigen schon ziemlich unterscheidet. Ich hab das Gefühl, die meisten stellen sich Gott als eine Art außenstehende Macht vor, die aus dem Himmel alles auf der Erde leitet und sozusagen von dort aus den Menschen helfen soll. Dadurch, dass man genug zu ihm betet, erhofft man sich genug Hilfe von ihm. Ich muss sagen, wenns mir schlecht geht, bin ich auch genau so. Als ich letztes Jahr zwei Mal ins Krankenhaus musste, habe ich auch immer gebetet, dass alles wieder gut wird. Aber auch wenn es am Ende tatsächlich gut ausgegangen ist, glaube ich nicht, dass es wegen einem äußeren, von der Welt losgelösten Einfluss war, sondern wegen dem guten Willen und der Einsatzbereitschaft der Ärzte, die einen extrem guten Job bei meiner Operation und bei allem drum herum gemacht haben, und denen ich dabei sehr dankbar bin.
In der Kirche geht es ja oft auch darum, was nach dem Tod kommt und dass es eben diesen Glauben an das ewige Leben gibt und dass das jetzige Leben mehr oder weniger nur eine Art Einstieg ins Himmelreich ist (so kommt es für mich jedenfalls manchmal rüber). Das ist zum Beispiel etwas, mit dem ich mich irgendwie nicht wirklich identifizieren kann. Für mich gibt es das Hier und Jetzt, ich lebe jetzt hier auf dieser Welt und das ist im Moment das einzige, was für mich zählt. Was dann nach dem Tod kommt, werde ich ja dann irgendwann sehen, aber ich denke da einfach nicht oft darüber nach, weil es für mich nicht wirklich relevant ist. Ich bin auch eigentlich mit meinem Leben hier im Moment so zufrieden, dass ich auch keinen Anreiz habe, in irgendeine Art Himmelreich aufzusteigen. Wenn ich ewig leben könnte, würde ich trotzdem das Leben hier bevorzugen, weil es einfach das ist, was mir gefällt. Einfach hier meine Zeit zusammen mit Dance genießen, Spaß zu haben, was gutes zu essen, schöne Spaziergänge zu machen, neue Dinge zu erleben oder zu lernen, so die ganz banalen Dinge des Lebens, das ist für mich genauso wie ich leben will, da brauch ich nichts anderes.
Aufgrund dieser Fixierung auf das Leben hier auf dieser Welt, sehe ich Gott auch viel mehr in dieser Welt hier statt irgendwo außerhalb. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass es auch eine höhere Macht außerhalb gibt, aber auch das finde ich gar nicht mal so relevant. Für mich ist Gott eine Art Sinnbild für die positiven Dinge des Lebens, für die Liebe und für alle guten Handlungen und Gefühle und auch für alles Schöne, was die Natur zu bieten hat. Wenn man meinem Glauben unbedingt ein Label geben will, so könnte man mich am ehesten als Pantheist bezeichnen. Für mich hat Gott nicht unbedingt eine Gestalt, sondern kann mehr oder weniger jede Gestalt annehmen, indem jemand etwas Gutes für jemand anderen tut. Am Ende war es also auch für mich so, dass Gott mir im Krankenhaus sehr geholfen hat, aber nicht als außenstehende Macht, sondern in Form von allen Menschen, die sich da an meiner Heilung irgendwie beteiligt haben, seien es die Ärzte, die sich damit beschäftigt haben, genau die richtige Behandlung zu finden oder die Krankenschwestern und Pfleger, die mich betreut haben oder nicht zuletzt alle, die mich besucht haben und mir Kraft gegeben haben.
Deswegen finde ich es auch im Kampf gegen das Unheil dieser Welt wichtiger, dass wir Menschen selber Gutes tun und nicht, dass wir darauf warten, dass eine außenstehende Macht das für uns übernimmt. Und das Gute können auch ganz einfache Dinge sein, wie zum Beispiel mehr zu lächeln, auch fremden Menschen bei nur schon ganz kleinen Dingen zu helfen, wenn sie Hilfe brauchen oder einfach für sich und seine Liebsten da zu sein. Ja, auch sich selber Gutes zu tun, ist sehr wichtig. Das sehe ich als Teil meiner Aufgabe, die ich auf dieser Welt habe, an. Um es noch ganz kitschig auszudrücken: Ich will nicht diese Welt als "Sprungbrett" für den Eintritt in den Himmel sehen, sondern ich will, dass diese Welt eines Tages selber zum Himmel wird. Auch wenn das vielleicht unmöglich ist, es sollte das Ziel sein.
Ich glaube, ich hätte noch viel mehr Gedanken, die ich dazu niederschreiben kann, aber ich belass es erst mal dabei.