Also es ist interessant, wie einseitig hier die (katholische) Kirche bzw das Christentum betrachtet wird. Bisher haben die meisten nur die für sie negativen Aspekte herausgepickt und als Gründe aufgezählt, wieso sie mit der Kirche nichts anfangen können. An dieser Stelle möchte ich sagen: Ihr macht es euch ziemlich einfach und ich gehe sogar so weit, zu sagen: Ihr habt noch nie wirklcih drüber nachgedacht. Weil es nämlich vielen, die mal wirklich in sich gehen würden, ziemlich unangenehm wäre, was man da alles so an positiven Sachen findet. Und diese will ich jetzt mal als Gegenprogramm ein wenig aufzählen bzw. erläutern:
1. Caritative Ausrichtung
Die Kirchen leisten enorm viel freiwilliges und soziales Engagement und unterstützen Bedürftige Menschen. In Deutschland. In Europa. Auf der ganzen Welt.
Hilfsprojekte und so weiter werden von Caritas (Teil der katholischen Kirche) oder der Diakonie (Teil der evangelischen Kirche) organisiert, gestartet, verwaltet etc.
2. Gemeinschaft
Viele möchten es vielleicht nicht wahrhaben, aber so eine Kirchengemeinschaft kann durchaus stark sein und auch sehr positive Energien erzeugen. Das wird manchen vielleicht von ihrer Notwendigkeit her noch gar nicht klar sein, weil man daheim die Familie als Stütze etc. hat. Doch wenn man mal weiterdenkt und zu dem Punkt kommt, an dem man mal daheim auszieht und vielleicht weit weg ganz allein sein eigenes Leben aufzubauen anfängt, dann hat man nicht mehr die Sicherheit und Vertrautheit von Eltern, Geschwistern, langjährigen Freunden und so weiter. Und da kann es sehr wohltuend sein, wenn man in einer Gemeinschaft Anschluss finden kann oder auch einfach nur etwas hat, wo man einmal die Woche hingeht (nennt sich "Gottesdienst". Aber man kann auch einfach so mal in eine Kirche gehen, aber bitte Handy auf leise schalten^^).
3. Werte
Ja, Werte! Man mag es kaum glauben, aber mit dem Christentum verbinden sich eine ganze Reihe von Werten, Moral und ethischen Vorstellungen. Viele vergessen, dass die abendländische (also westeuropäische Kultur) auf den christlichen Grundwerten fußt. Und ganz offensichtlich können die ja so schlecht nicht sein. Umso trauriger ist es eigentlich, wie sehr der Werteverfall auch heute noch fortschreitet, was sicherlich auch in gewisser Weise damit zusammenhängt, dass den christlichen Kirchen immer mehr der Rücken gekehrt wird. Aber blicken wir nun erstmal auf diese Werte: Ich beginne einfach mal simpel mit den
10 Geboten, der Link zeigt ja die großflächige Übereinstimmung auch mit anderen Religionen. Wie dem auch sei... Ich gehe mal davon aus, dass niemand mit einem intakten ethischen und moralischen Bewusstseins- und Gewissensapparat groß etwas gegen die Gebote 2 - 10 (Katholiken/Lutheraner Sicht) haben kann. Denn jedes dieser Gebote/Verbote beinhaltet ein moralisch mindestens fragwürdiges Verhalten, welches man ja auch nicht gegen einen selbst gehandelt erfahren will. Man bedenke übrigens bitte, wann diese Gebote aufgestellt wurden... das ist so lange her, dass es ALLES andere, was in der heutigen schnelllebigen Welt gilt und "wichtig" ist, um Jahrtausende übertrifft! Es ist eine Gebotensammlung, die sich von ihrem Inhalt über Jahrtausende gehalten hat und die sogar heute noch schlicht und einfach tragbar und anwendbar ist. Ich will an dieser Stelle fragen: Worauf basiert denn das Verhalten von den Heiden/Atheisten? Woraus bezieht ihr eure moralischen und ethischen Grundsätze? Wieso kommt ihr bei 80% aller Grundfragen auf dasselbe Ergebnis wie ein Christ? Ich kann es euch sagen: Weil eure Wertevorstellung abendländisch ist und damit auch auf den christlichen Werten basiert. Und ihr lebt ganz gut damit, oder? Besser, als ohne Grundsätze sich an die Gurgel zu springen, weil man das Brot des Anderen haben will, um satt zu werden. Was gibt es noch neben den 10 Geboten... zum Beispiel die Nächstenliebe! Ein ganz zentraler Aspekt des Christentums. Und wenn man auch nur ansatzweise Nächstenliebe zeigt, dann ist das sicherlich nichts Schlechtes, sondern etwas, was die Welt lebenswerter macht. An dieser Stelle hake ich kurz mit einem Problem der christlichen Kirche ein: Das ist die (zugegeben recht große) Lücke zwischen den sich selbst gesetzten Anforderungen und den verwirklichten Umsetzung im moralischen Handeln und Denken. Auch Christen sind Süner, gar keine Frage. Aber nur, weil sie ihre eigenen Ziele in Sachen Moral nicht immer erreichen oder manchmal sogar ganz krass verfehlen, sind sie nicht schlechter, als all die Menschen, die sich nicht einmal solche Ziele setzen. Denn wer sich nicht mal solche Ziele setzt, der wird sich auch nie in diesen Dingen verbessern können. Und aus aktuellem Anlass will ich das Kind beim Namen nennen, wenn es um den Missbrauch von Kindern durch Geistliche geht. Die Medien stürzen sich nur allzu gerne darauf, wie Wölfe auf wehrlose Schafe. Ein Geistlicher missbraucht ein Kind! Unvorstellbar. ... Ein Geistlicher ist auch nur ein Mensch! Und jeden Tag missbrauchen Menschen andere Menschen oder sogar Kinder. In der Kirche passiert dies also alles andere als gehäuft... es ist - bei aller Traurigkeit der Sache im Allgemeinen - einfach statistisch normal, dass einige dieser fehlgeleiteten Menschen eben auch Geistliche sind. Der Unterschied ist nur, dass sich ein wirklicher Christ an dem messen lässt, was er sich vorgenommen hat. Ein Atheist wird einfach nur nach dem Gesetz verknackt, ist schuldig und so weiter. Da gibt’s keinen großen Aufwand außer dem üblichen Geplänkel. Aber ich schweife ab. Zurück zu den Werten: Ja, ein Christ muss sich in gewisser Weise an härteren Richtlinien messen lassen, als ein komplett Nichtgläubiger. Umso erstaunlicher und trauriger finde ich es, dass er genau dafür Spott oder Hohn von den ach so "freien" Nichtgläubigen kassiert. In Meinen Augen ist das nicht sehr weit gedacht.
4. Sinn des Lebens
Ein für mich persönlich sehr wichtiger Punkt. Ich stelle mir oft die Frage: Woran glaubt, wer nicht glaubt? (Buchtitel einer Sammlung von einem Briefwechsel von einem Kardinal und einem Schriftsteller,
Link) Oder allgemeiner ausgedrückt: Woran glaubst du, an welchen Sinn im Leben oder Sinn des Lebens glaubst du? Ich persönlich habe die Antwort darauf noch nicht gefunden. Ob ich sie je finden werde, ist auch sehr fraglich. Liegt aber in der Natur der Sache. Zurück zur eigentlichen Frage: Was ist der Sinn des Lebens für einen Atheisten? Erwachsen werden, bisschen Spaß haben, irgendwann sterben… und dann? War es das? Einfach Licht aus und tot? Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen. Ich frage mich, wofür man dann überhaupt lebt. Wer das Christentum auf sich wirken lässt und sich mal damit auseinandersetzt, dass es womöglich ein übergeordnetes allmächtiges Wesen wie einen Gott gibt, und dass das Leben mit dem irdischen Tod nicht automatisch zu Ende sein muss… ja, wer sich das überlegt, der kann daraus – und das braucht wahrscheinlich viel Zeit, das halbe Leben oder mehr – einen Sinn ableiten oder erkennen. Was denn für einen Sinn? Gute Frage! Leider eine sehr schwere Frage. Die meisten Menschen sind zu arrogant, um auch nur die Möglichkeit ernsthaft in Betracht zu ziehen, dass es etwas gibt, was toller und mächtiger ist, als sie selbst. Daher verweigern sie sich der Möglichkeit, dass es einen (allmächtigen) Gott geben könnte. Ich für meinen Teil kann es halbwegs mit meiner Vorstellung von einem Leben nach dem irdischen Tod vereinbaren, dass es in der Unendlichkeit weitergehen kann. Und da liegt der Hase im Pfeffer, denn wir leben nur begrenzte Zeit auf der Welt (um die 100 Jahre halt), während man nach dem Tod, wenn nur noch die Seele lebt, eine Art der Existenz hat, die so gar nicht vergleichbar ist. Und da wird’s jetzt interessant, weil das Christentum eben an genau diese Unsterblichkeit glaubt. Und damit – zumindest sehe ich das so – dem Leben nach dem Tod eine ungleich größere Bedeutung als dem Leben auf der Erde beimisst. Aber dummerweise sind beide Leben miteinander verbunden, denn wie man sich auf der Erde verhält, danach wird man im Leben nach dem Tod gerichtet werden (mal überspitzt ausgedrückt). Für mich bedeutet das, dass ich daraus ein gutes Stück „Sinn des Lebens“ ziehen kann, wenngleich es auch in keiner Form bewiesen ist, dass das eben erläuterte „System“ so stimmt oder existiert. Aber ich finde es noch immer angenehmer, als gar nichts vor Augen zu haben und einfach irgendwann zu sterben… Mal abgesehen davon, dass ich es mir einfach nicht vorstellen kann, dass so etwas wie das Universum, die Erde als einziger Planet für Leben bis hin zu solchen Dingen wie die Anomalie des Wassers rein zufällig entstanden sind. Die Anomalie des Wassers sorgt übrigens dafür, dass die Fische und Meereslebewesen (Seesterne, Tintenfische?
) in den zugefrorenen Seen und Flüssen nicht sterben. Tolle Sache^^)
Bisher konnte mir auch noch kein Atheist irgendwie schlüssig einen Lebenssinn nahe bringen, ohne dass es in die Richtung ging, die der Religion naheging. Und so ganz ohne Sinn lebt es sich nicht so toll, finde ich.
Hmm, eigentlich wollte ich noch mehr Punkte anführen, aber ich bin jetzt nach so vielen Wörtern etwas müde geworden^^
Daher will ich zum Schloss noch ein paar Worte allgemeiner Natur loswerden: Ich lasse jedem Menschen seinen Glauben oder Nichtglauben. Allein schon aus dem Grund, da es sich um „Glauben“ und nicht um „Wissen“ handelt. Außerdem kann man niemanden zwingen, der Mensch ist in seinen Entscheidungen frei (auch wenn ich hin und wieder daran zweifele^^). Was ich gar nicht leiden kann, sind Aussagen wie „Kirche ist dumm“ oder „Kirche abschaffen“, völlig ohne Begründung oder Ahnung des entsprechenden, der das ausspricht. Ebenso bin ich um die Art und Weise, wie mit der Kirche in der Öffentlichkeit umgegangen wird, besorgt. Denn allzu viele warten förmlich nur darauf, irgendwo etwas zu finden, was die Kirche falsch gemacht hat. Dabei wird allzu gerne in der Vergangenheit gekramt, Stichwörter sind Hexenverfolgung/Inquisiton, Kreuzzüge (von denen 99% der Leute, die das Wort benutzen, KEINE, wirklich KEINE Ahnung hat!) und ähnliches. Und dabei wird so getan, als ob die Kirche die böse Institution wäre, während alle anderen Menschen drumherum friedlich waren. Ich glaube, ich muss kaum darauf aufmerksam machen, dass die Menschheit in Mittelalter und früher Neuzeit auch ganz ohne kirchliche Einmischung ziemlich viel „Unsinn“ angestellt hat. Also kommt mir bitte nicht mit diesem „Argument“, das keines ist. Ansonsten glaube ich, dass die Welt ohne das Christentum nicht so gut dran wäre, weil es eben vielen Menschen auch einfach Halt und Sicherheit gibt, wenn sie es benötigen. Nicht jeder hat Freunde oder Familie, auf die man sich stützen kann. Und über Hilfe aus Nächstenliebe sind Menschen dann sehr dankbar.
Ich habe fertig. Vorerst.