Habt ihr Vorbilder?
Es ist ja seit einigen Jahren megacool megaindividuell und so zu sein, aber habt ihr Vorbilder? Die kann man ja auf vielfältigste Weise haben – ihres künstlerischen Erfolgs wegen, ihres andersseins wegen, ihres Ehrgeizes wegen, einfach so, etc.
Damit meine ich nicht nur Vorbilder aus der großen weiten Welt, es dürfen auch gerne Familienmitglieder und Bekannte sein. Ich fang mal an.
Roméo Dallaire war der UN-Oberbefehlshaber in Ruanda während des Völkermords 1994. Während dieser Zeit beaufsichtigte er eine kleine Einheit an Blauhelmtruppen, die dort stationiert waren, um für Sicherheit zu sorgen. Sie hatten nur das Recht, sich selbst zu verteidigen und durfte im Konfliktfall nicht zu den Waffen greifen. Als das Morden begann, weigerte sich Dallaire, aus Kigali auszureisen und versuchte, entgegen seinem Befehl, möglichst viele Menschen zu retten. Er kämpfte dafür, dass internationalen Truppen ins Land entsand werden, um den Völkermord zu stoppen. Die Zahl seiner eigenen Einheiten war so gering, dass sie selbst lediglich Schutzzonen in Kigali einrichten konnten in denen sie versuchten, Präsenz zu zeigen und der gefährdeten Bevölkerung unter Einsatz (und leider auch Verlust) ihres Lebens Schutz boten. Trotz Dallaires flehen verweigerte die UNO, insbesondere die Vetomächte USA und Frankreich, Soldaten ins Gebiet zu entsenden. Nach 100 Tagen war alles vorbei – und eine Millionen Menschen ermordert, seit dem Holocaust und bis heute der schlimmste Massenmord der jüngeren Geschichte. Das besondere an Dallaire ist, dass er eigentlich ein typischer Vollblutsoldat war – mit einer glanzvollen Karriere in der kanadischen Armee, über viele Jahrzehnte hinweg. Die Situation in Ruanda zeigte ihm selbst, dass seine eigentlichen Verpflichtungen nicht gegenüber seinen Vorgesetzten bestehen, sondern den Menschen vor Ort. Nach dem Völkermord versuchte er sich das Leben zu nehmen und wurde zweimal in letzter Sekunde gerettet. Heute sitzt er im kanadischen Parlament.
Ich bewundere an Roméo Dallaire, dass er von einem Tag auf den anderen seine soldatischen Überzeugungen über Bord warf und alles daran setzt, die Menschen vor Ort, die er gar nicht kannte, unter Einsatz seines Lebens zu retten – und seine internationale Einheit dazu bewegte, es ihm gleichzutun. Roméo Dallaire ist kein Pazifist und glaubt daran, dass ein weltweiter Frieden nicht erreicht werden kann, in dem die westliche Welt sich aller Waffen entledigt, sondern verantwortungsvoll mit seiner militärischen Macht umgehen muss und keinesfalls nur zum eigenen Vorteil handeln darf.
Carl Barks ist der bekannteste Disney-Comic-Zeichner überhaupt und Erfinder von Dagobert Duck, Daniel Düsentrieben & Co. Ich bewundere ihn aber nicht nur für seine großartige Kunst, sondern besonders auch für sein bejahendes Leben und seine aufopfernde Zuneigung zu seinen Fans. Mit 90 Jahren pflegte er seine todkranke Frau und 1994 bereiste er zum ersten Mal ein Land außerhalb von Nordamerika, um allen seine europäischen Fans danke zu sagen. Er absolvierte in diesen Wochen ein hartes Programm mit wenigen Stunden schlaf jeden Tag und besuchte viele Länder – und das alles mit 93 Jahren. Auch als er im Jahr 1999 an Krebs erkrankte, sah er sich bis zuletzt seinen Fans verpflichtet und veröffentlichte bis wenige Wochen vor seinem Tod noch Briefe. Der Mann hat einfach jeden Moment seines Lebens genommen, wie er kam und hat jede Sekunde genossen – das halte ich für total bewunderswert.
Hier ist ein Bild von seinem 95. Geburtstag, so möchte ich meinen 95. auch feiern!
http://www.cbarks.dk/Billede/themeetingsmoskovitz1.jpg
Ich hab erstmal keine Lust zu schreiben, vielleicht kommt mal noch was zu den zwei, drei anderen Leute, die mir besonders am Herz liegen.