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Quatschtütenwürger

im RL abgesoffen

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Freitag, 9. Dezember 2011, 23:42

Wirtschaftskrise, Euro, Eurozone

Yiiiha, der Thread fehlt doch eigentlich noch, wenn es ums aktuelle Tagesgeschehen in der Politik geht.

Kurzer Überblick:
Inzwischen ist es ja common sense, dass die derzeitige fast schon globale Wirtschaftskrise durch die Immobilienkrise auf dem US-Markt ausgelöst wurde (Die Ursachen liegen gleichwohl nicht nur in den USA, sondern fast schon überall.). Damals "rächte" sich sozusagen die über lange Jahre eher halbherzig durchgeführte Bonitätsprüfung, wenn Kredite für den Häuserbau an Privatleute vergeben wurden. Warum? Ein niedriger Leitzins ermöglichte es Geldhäusern und Banken, ohne große Probleme und mit geringen Kapitalkosten Geld zu verleihen, weil sie es sich ebenso günstig selbst leihen konnten. Außerdem waren die Eigenheime der Leute ja zumeist die Garantie, falls diese den Kredit oder dessen Raten nicht bedienen konnten. Dumme Sache dabei: Irgendwann war der Immobilienmarkt übersättigt, das heißt: Großes Angebot an Immobilien und wenig Nachfrage; das ließ die Preise für Immobilien schmerzhaft fallen und all die Garantieen (Häuser), die die Banken hatten, verloren deutlich an Wert. Es wurde umgangssprachlich Geld vernichtet (eigentlich Wert).
Wie gings weiter und wie kam das alles nach Europa? Vereinfacht ausgedrückt: Die Kredite inklusive ihrer Bonität und ihrer Rendite, die sich auf dem US-Markt etabliert hatten, wurden "verkauft". Klingt komisch, isses auch: Andere Banken zahlten Geld, um sowohl das Risiko eines Kredits als auch seine Rendite zu erwerben. Doof nur, dass ja plötzlich diese als sicher bzw. wertvoll gehandelten Kredite plötzlich durch die Häuserschwemme auf dem US-Immobilienmarkt nicht mehr viel wert waren. Folge: Einiges Geld floss in den US-Immobilienmarkt und führte natürlich zu Verlusten bei z.B. europäischen Banken. Was mussten die jetzt machen? Genau: Irgendwie an frisches Geld kommen! Denn wer einen Batzen Geld verliert, der hat in seinen Bilanzen plötzlich nicht mehr genug Eigenkapital, was als Reserve bzw. Versicherung dient, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten. Also haben sie einiges ihrer vorhandenen Reserven liquidieren müssen, z.B. durch Verkauf. Wer den Markt mit massenweise Angeboten schwemmt, sorgt für Preisverfall, so auch hier: Die Banken blieben auf ihren Werten und Wertpapieren sitzen (die außerdem inzwischen eher kritisch beurteilt wurden und sich somit kaum Käufer dafür fanden.). Jetzt ging es den Banken also dreckig und alle wussten es. Das führte dazu, dass sich die Banken untereinander kein Geld mehr liehen, weil sie misstrauisch waren, ob der Kollege denn auch fähig war, es zurückzuzahlen (Wir befinden uns jetzt übrigens Anfang August 2007, die "Finanzkrise" geht los.).
Problem: Wenn Banken sich untereinander nicht mehr trauen und sie damit nicht mehr für die nötige Liquidität sorgen können, können sie auch keine nötigen Kredite an Unternehmen oder Privatleute vergeben, die Geld aber dringend brauchen; ein Unternehmen kann zum Beispiel keine neuen Maschinen ohne Kredit anschaffen, was sich auf Verkaufszahlen etc. auswirkt und dem Unternehmen Verluste beschert. Folge: Unternehmen können nicht expandieren bzw. müssen sich sogar ein wenig zurücknehmen. Vereinfacht gesagt: Die Wirtschaft wird ausgebremst, das Wachstum verringert sich oder die Wirtschaft schrumpft sogar. Hier schrumpfte sie sogar merklich: Nachdem jahrelang vieles auf Pump finanziert wurde, wurde plötzlich klar: Upsi, vieles der erzeugten Werte ist reell gar nicht vorhanden bzw. wird gar nicht gebraucht.*

Jetzt kommt der Bogen zur angespannten Lage bei den Staaten:
Die Staaten haben infolge der schlechten Konjunktur bzw. des Wachstumsrückgangs einige Unternehmen, vornehmlich Banken, finanziell unterstützt, außerdem Geld in die Konjunktur gepumpt, um den schwächelnden Wirtschaften entgegenzuwirken. Bei einigen Ländern führte dies zu dem Problem, dass sie sich so hoch verschuldet hatten, dass sie sich nicht mehr genügend Geld leihen konnten - Wer würde Griechenland denn jetzt auch noch Geld leihen? Sieht man ja nie wieder. Anderen Ländern ging es auch ohne dieses Problem schon dreckig in dieser Beziehung. Problem: In der Eurozone hat es einige Länder getroffen, die schon vor der Krise fröhlich die Regeln und Richtlinien der EU missachtet haben und ihr großes Wachstum auf einem riesigen Schuldenberg aufgebaut haben. Was also war zu tun? Die Eurozone hätte solche Länder sich selbst überlassen können, was dazu geführt hätte, dass der Euro (der ja innerhalb der Eurozone keinerlei Wechselkurs hat) in Schieflage gerät. Um dies zu verhindern, wurden sogenannte Rettungsschirme aufgespannt, die es den faktisch bankrotten Staaten erlaubten, sich Geld von Euroländern zu leihen (wobei die verleihenden Euroländer angesichts der katastrophalen Lage der Krisenstaaten keine substantielle Bürgschaft haben). Es floss und fließt also Geld von einem EU-Staat in den anderen, was auch den Begriff der Transferunion geprägt hat und die Kritik lautwerden ließ, dass die Eurozone Gefahr läuft, zur dauerhaften Transferzone zu werden. Das würde bedeuten, dass wirtschaftlich solide Länder (Deutschland, Frankreich, Großbritannien...) die Last der schwachen und überschuldeten Länder (die sog. PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien) mittragen müsse, obwohl die Volkswirtschaften an sich getrennt agieren.

*Drückt sich zB durch leerstehende Gebäude, volle Warenlager oder einfach hohes Angebot im Vergleich zu niedriger Nachfrage.


Anmerken möcht ich noch, dass vieles natürlich sehr vereinfacht dargestellt ist, aber vielleicht hilft es ja jemandem, der sich bei dem ganzen Zeug bisher nur an den Kopf fassen konnte, weil so viel Zeug kursiert, von dem offenbar niemand Ahnung hat.

Ja, äh... jetzt können wir natürlich darüber diskutieren... Ist es sinnvoll, PIIGS zu unterstützen, gerade aus deutscher Sicht? Ist das System an sich einfach schlecht strukturiert? Etc.

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CaptainOlimar

Der Meister

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Samstag, 10. Dezember 2011, 12:31

Lang lebe die Reichsmark. :tongue:

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3

Montag, 19. Dezember 2011, 23:00

Ich glaube es hat keiner geantwortet, weil du zuviel Text geschrieben hast :P

Also:
Für mich ist es mittlerweile zu schwer die Lage wirklich zu überblicken und zu verstehen. Die PIIGS-Staaten sind ja typische Urlaubsländer (Irland mal ausgenommen), soweit ich weiß ist "produzierendes Gewerbe" dort nicht so stark vertreten. Japan hat z.B. Staatsschulden in Höhe von ~200% des BIP, die USA sind auch mit ~100% des BIP verschuldet, da sagen die Ratingagenturen nichts (vor allem bei Japan ja seltsam), vermutlich weil die beiden Staaten auch Güter exportieren (ich denke da an Elektronik + Autos). Ob es sich jetzt lohnt diese Staaten zu retten, naja, die Symptome wird das kaum beheben, ich habe mal ein vereinfachtes Beispiel vom Zinseszins-System gelesen, das sah in etwa so aus:

"Ein Mann kommt auf eine einsame Insel und führt dort Geld ein, er gibt den 10 Inselbewohnern jeweils 1000€ und will dafür 5% Zinsen am Ende des Jahres (d.h. 50€ mehr). Die Inselbewohner wirtschaften nun und am Ende des Jahres will der Mann die Zinsen kassieren. Mindestens einer kann aber nicht zahlen, weil es nur 10000€ auf der Insel gibt. Daher gibt der Mann dem Schuldner einen Kredit (mit dem er seine jetzige Schuld tilgen kann) und verlangt auf den Kredit dann Zinsen. Also gibt es dann z.B. 10500€ auf der Insel, aber jemand muss wieder Zinsen zahlen, d.h. irgendwem fehlt dann wieder Geld"

Wenn das tatsächlich so funktioniert, dass nur Banken das Geld durch Kredite erschaffen, dann haben wir ein Problem, weil die Wirtschaft unendlich wachsen müsste. Ich habe auch mal gelesen, dass die Schulden eigentlich die Wirtschaft lebendig gehalten haben, denn wenn man die Schulden zurückzahlt, vernichtet man diese Geldwerte. Beispiel war da (in etwa, ich hab das leider nicht mehr so genau im Kopf):

"Man stellt jemanden (Person A) für einen Tag zum Hausputzen ein, weil man pleite ist gibt man ihm einen Schuldschein, dass man auch für den Einlöser Haus putzen wird. Person A kauft sich dann mit dem Schuldschein beim Bäcker ein Brot, der kauft sich damit einen Ofen oder wasauchimmer, irgendwann löst dann jemand den Schuldschein ein, man putzt das Haus und die Schuld ist getilgt. Somit muss man den Schuldschein zerreissen, d.h. man vernichtet sozusagen Wert."

Ich habe auch mal gelesen, dass wenn die Staatsschulden sinken, das Privatvermögen auch sinkt (einiges an Staatsschulden sind Schulden durch Staatsanleihen, also Geld, dass der Staat an Inhaber von Staatsanleihen zurückzahlen muss)
Wahrscheinlich sind diese Beispiele fehlerhaft, weil es irgendwie dann doch anders abläuft und ich mich zumindest überhaupt nicht mehr auskenne. Das Problem ist, ich weiß nicht welches System besser wäre als das jetzige. Tauschhandel würde auch irgendwann wieder fixe Wechselkurse (zwei Brot für einen Apfel) bedeuten, ich habe auch mal von Staatsbanken gelesen, die Geld nach Bedarf erschaffen sollen, in einem zinsfreien System. (Ich gebe zu, ich finde es entsetzlich anstrengend sich sowas zu überlegen und dann auch durchzudenken und sich ernsthaft Gedanken drüber zu machen)

Von daher, ich habe keine Ahnung. Geld in hochverschuldete Länder schieben bringt glaube ich wenig, weil es nur Probleme hinauszögert. Das System scheint irgendwie an sich zu kränkeln. Noch ein Link:

http://www.wissensmanufaktur.net/danistakratie

Ich bin da leider nur beim ersten Video bis zur 60. Minute gekommen, danach hab ich immer abbrechen müssen weil keine Lust. Ist aber hochinteressant, ich hoffe ich komm irgendwann dazu mir das mal komplett bewusst anzuhören.

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Quatschtütenwürger

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Dienstag, 20. Dezember 2011, 08:16

Ich glaube es hat keiner geantwortet, weil du zuviel Text geschrieben hast :P [...]

Mag sein, ich wollte halt versuchen, die ganze Sache einmal in halbwegs normalem Deutsch darzustellen. Wer Lust hat, kann es sich ja durchlesen und vielleicht hilft es ja jemandem, ein bisschen dahinterzusteigen :) Wenn nicht, auch egal... ich hab allein durch das Schreiben des Textes mein Verständnis dadurch vertieft (größere Zusammenhänge deutlicher erkannt etc.), hat ja auch zwei drei Stunden gedauert.^^



Zu deinen Ausführungen:
Ich glaube, du liegst in einigen Punkten gar nicht mal falsch. Vor allem die Höhe der Schulden gemessen am BIP sind immer recht interessant anzuschauen. Was an dieser Stelle jedoch auch interessant ist: Schaue dir nicht nur das BIP an, sondern auch das Gesamtvermögen des jeweiligen Staatsvolkes (siehe hierzu auch Schuldenuhr#Kritik), denn dann sieht man, was ein Volk, das ja die Schulden faktisch tragen muss, überhaupt an Kaufkraft und so hat. Und da sind wir in Deutschland zum Beispiel in der recht komfortablen Lage, dass eine "Vermögensuhr" derzeit noch immer schneller steigen würde, als die Schuldenuhr, wenn ich mich nicht ganz täusche. Ich gehe auch davon aus, dass Länder wie Japan oder die USA, die mit ihrer Industrie und ihrem Wissen (Forschung, Entwicklung, Innovation) natürlich auch ein riesiges Wertschöpfungspotential haben, daher kein so großes Problem mit einer Verschuldung ~ 100 bis 200% des BIP haben, weil es im Vergleich eben noch nicht so schlimm ist wie es bei einem Kartoffelanbauland Tannu-Tuva der Fall wäre.

Deine Beispiele, die ja eine Art Schneeballsystem darstellen, sind sehr vereinfacht... leider wird es auch schwer, Beispiele zu verstehen, die komplizierter sind.^^ Aber im Grunde ist es halt genau so: Wir schaffen immer mehr Schulden und halten so die Sache am Laufen. Daher hast du ja auch ganz klassisch Inflation... weil mehr Geld kreiert wird. Schlimm ist das erstmal nicht, finde ich. Da die geschaffenen Werte ja parallel auch entsprechend steigen. Wir können das ja mal mit der Anzahl Menschen vergleichen. Die werden ja auch ständig mehr, also mehr "Humankapital", mehr Potential, mehr Wertschöpfung und mehr Werteverzehr... So gesehen wächst die Wirtschaft etc. wirklich unendlich lange bzw. aus unserer kleinen kurzfristigen Sicht wird sie das noch 100 oder 200 Jahre lang tun (bis vll. n Krieg mit 1 oder 2 Milliarden Toten kommt und wir wieder Platz haben... who knows).
So... bevor ich wieder zu viel rede, hör ich mal auf.^^
Alle, die bis hierher gelesen haben: Danke :)

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Tʜe мasłeЯ of MoońwaLĸ

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5

Samstag, 1. März 2014, 13:57



Jo, interessante Talkshow mit dem Thema „Freizügigkeit in Europa – Fluch oder Segen“.
Der Abgang von Lucke ist umstritten, obwohl ich es schon verstehen kann. Friedman hat sich für meinen Geschmack zu aggressiv und bissig verhalten. Andererseits habe ich von ihm nichts anderes erwartet. Der Kokser ist halt arrogant.


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Ümläütmän

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6

Montag, 3. März 2014, 01:10



Jo, interessante Talkshow mit dem Thema „Freizügigkeit in Europa – Fluch oder Segen“.
Der Abgang von Lucke ist umstritten, obwohl ich es schon verstehen kann. Friedman hat sich für meinen Geschmack zu aggressiv und bissig verhalten. Andererseits habe ich von ihm nichts anderes erwartet. Der Kokser ist halt arrogant.

Respekt an Lucke! Das hat der Fiedmann sowas von verdient. Ich hab mir schon hundert mal gedacht, der hätte eins in die Fresse verdient, er kann einfach keine Diskussion leiten. Die meisten Talkgäste übergehen das einfach, Lucke hat Eier!
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.

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