Wahrscheinlich wäre ein Schuldenerlass (gefolgt von einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone) daher wirklich das kleinste Übel...
Ich denke auch, dass das eine der Optionen wäre, die am vernünftigsten ist, auch im Hinblick auf eine Umsetzbarkeit. Wenn man ständig hört, dass die Griechen sparen müssen, ihre Löhne kürzen und ihre Preise senken sollen, damit dann die Wirtschaft wieder in Gang kommt und man dann später wieder ein gesundes und funktionierendes System hat, dann ist da der Faktor "geht aber vll. gerade einfach nicht?" völlig unberücksichtigt. Wär ja toll, wenn jeder seine Wirtschaft auf diese Weise zum Florieren bringen kann. Daher halte ich einen Schnitt an dieser Stelle für sinnvoll, auch und vor allem, weil die EU sich sonst dumm und dämlich zahlt, wenn sie ein System finanziert, welches ein Fass ohne Boden ist. Eine Systemänderung ist bei den Griechen unter allen Umständen notwendig, allerdings kann man das nur realisieren, wenn die Griechen das selbst auch kapiert haben. Offenbar haben sie das nicht.
Was mich zu dem nächsten Punkt bringt: Kann ich die Griechen verstehen? Zum Teil. Klar ist es kacke, wenn der Wohlstand der letzten drei Jahrzehnte (der auf Pump finanziert wurde) plötzlich wegbricht. Andererseits sollte man auch ein bisschen härter mit sich selbst an dieser Stelle ins Gericht gehen: Wenn die Griechen ihre Zahlen jahrelang gefälscht haben, die EU also eigentlich von vorn bis hinten verarscht haben, dann sollte man jetzt nicht noch verlangen, dass diese EU einen ohne Wenn und Aber einfach nach allen Regeln der Kunst rettet. Und da der Schuldenberg extrem ist, muss zwangsläufig gespart und ökonomischer agiert werden. Ich glaube, da braucht man auch kein Wirtschaftsweiser zu sein, der Zusammenhang ist halt schon recht eindeutig. Und da wundere ich mich über diese krassen Proteste und diese komischen Ausuferungen gegenüber Deutschland, der EU etc., die als die bösen Diktatoren und Unterdrücker dargestellt werden.
Zum Problem der Regierung(sbildung): Das Doofe ist, dass es zurzeit gar keine Regierung gibt. Erste Koalitionsversuche sind gescheitert und bei der komischen Zusammensetzung nach den Wahlen sehe ich keine vernünftige Möglichkeit, wie das noch klappen soll, falls das Parteilagerdenken weiter eingehalten wird. Und das ist ja echt ziemlich kacke: Wenn das Land gar keine (stabile) Regierung hat, dann wird die EU hoffentlich den Teufel tun, da noch weiter Geld hinzuschicken, wenn es im Nichts versickert oder einfach gar kein Konzept existiert, wie das Land in den nächsten Jahren wieder aufgebaut und saniert werden soll.
Denkbar wäre noch, dass ein paar Vernunftmenschen aus anderen Parteien ihrer Partei den Rücken kehren und zum Wohle ihres eigenen Landes für eine gemäßigte Regierung die zwei notwendigen Sitze beisteuern... aber so etwas ist wohl ein recht unrealistischer Wunsch.