ja, es bleibt die frage, inwiefern biden die trump-fans abholen können wird. es stellt sich generell die frage, was biden überhaupt für amtshandlungen fertig bringen wird. um ehrlich zu sein, war sein komplettes wahlprogramm äußerst mager und hat im grunde eigentlich nur darauf basiert, etwas gegen corona zu unternehmen und das land wieder zu demokratisieren und zu vereinen. trump hingegen hatte bei der präsidentschaftswahl 2016 zwar ziemlich viel haltlosen schwachsinn gelabert, aber im grunde viele wahlversprechen eingehalten, was definitiv zur stabilität seiner wählerschaft beigetragen hat. so hat er "america first" und eine steuerreform angekündigt und durchgezogen. die ideen eine mauer zu bauen, obamacare abzuschaffen und einen langfristigen einreisestopp für menschen aus besonders muslimischen ländern zu erwirken, sind zwar gescheitert, aber man kann ihm auf jeden fall nicht vorwerfen, dass er das alles nicht versucht hätte. ebenso muss man trump zugute halten, dass er außenpolitisch ziemlich friedlich war. unter ihm fand kein neuer krieg statt, anscheinend hat er tatsächlich seinen teil dazu beigetragen israel und die vereinigte arabische emirate zu befrieden und hat im nahen osten beständig truppen abgezogen.
trump inszeniert sich seit jeher als macher und er macht auch. das allein imponiert unglaublich. das allein ist der grund dafür, dass auf seine andauernden lügen und wahrheitsverzerrungen hinzuweisen, bei seiner wählerschaft keine wirkung erzielt. der eindruck einer generellen hetzkampagne gegen trump und dem konstanten kleinreden seiner leistungen, erscheint legitim. der springende punkt ist halt, dass das was er gemacht hat, einer kritischen betrachtung oft nicht standhält.
okay, es gab den größten tax cut in der geschichte der usa. well done. oder auch nicht, weil hauptsächlich superreiche und konzerne davon profitieren. der gedanke dabei: amerikanischen unternehmen mehr geld zur verfügung stellen um zu investieren und arbeitsplätze zu schaffen. die tatsächliche konsequenz ist aber, dass unternehmen jetzt mehr möglichkeiten haben prozesse zu automatisieren. die gesamte planung und durchführung dieser technologischen automatisierung schafft tatsächlich arbeitsplätze. fraglich ist, wie lange diese im endeffekt auch beibehalten werden. trumps einziges motiv ist, auf gute zahlen verweisen zu können und das klappt damit ausgezeichnet. wie diese zahlen in ein paar jahren aussehen, ist irrelevant. das gleiche gilt für seine america first strategie. ja, er hat es geschafft, viele handelsbeziehungen zu kappen, billigimporte zu verhindern und damit amerikanischen produkten mehr wert und absatzzahlen in den usa zu verschaffen. die wirtschaft boomt erstmal. doch wie stabil ist eine wirtschaft langfristig, wenn sie nur für den eigenen markt konzipiert ist, während die konkurrenz weltweit operiert?
die sache mit obamacare erreicht schon wieder psychologische sphären der identitätspolitik. trump spricht davon, wie scheiße obamacare ist und dass es abgeschafft gehört. seine anhänger jubeln frenetisch aber auch trump weiß, dass die menschen wissen, dass eine gesetzliche krankenversicherung gar nichts sein kann, was per se vom volk abgelehnt wird (ja, es gibt solche spinner die tatsächlich behaupten das system sei sinnlos und würde dazu führen, dass die menschen nicht mehr auf sich aufpassen oder das sparen verlernen, aber soweit ich weiß ist nicht mal trump dem auf den leim gegangen), also behauptet er einfach über monate hinweg, er würde halt ein besseres system einführen. ohne mit einem wort zu erwähnen, wie das denn aussehen soll.
und das bringt mich zum letzten punkt, der trump eigentlich absolut unwählbar macht und mich glauben lässt, dass biden es besser machen wird, völlig egal wie genau er dann regiert. trump hatte nicht nur keine ahnung von politik. es hat ihn auch nicht interessiert. weil er meiner auffassung nach keine eigene meinung hatte. zu gar nichts. sein politisches amt ist für trump ein instrument, mit dem er seine gier nach anerkennung befriedigen kann. that's it. deshalb komme ich persönlich zu dem schluss, ihn als größten lobbyisten der neuzeit zu bezeichnen. trump hat eine politik für superreiche und konzerne gemacht. weil sie seine geldgeber waren, von anfang an. trump bringt es kaum über die lippen, rechtsextremismus zu verurteilen. nicht weil er selber irgendwelche rechten tendenzen hätte, sondern weil er panische angst davor hat, mit irgendeiner aussage seine wählerschaft zu vergraulen. und dieses prinzip hat sich konstant durch die letzten 4 jahre gezogen. trump wusste immer, mit welchen statements und maßnahmen er seine wählerschaft beeindrucken und an sich binden konnte.
als wandelndes klischee hat trump es geschafft, den optimalen republikaner zu verkörpern. wir werden hier alle seit jahren betrogen und belogen, alle anderen hier sind korrupt und haben dreck am stecken. JA MAN! moslems sind gefährliche killermaschinen. JA MAN! der ehrliche, patriotische amerikaner wurde immer kleingehalten. JA MAN! wir müssen endlich was gegen dieses kriminelle gesindel tun, dass unser land in den dreck zieht. JA MAN! amerika ist doch das beste land auf dem planeten, wird zeit das endlich wieder zu zelebrieren und der welt zu demonstrieren. JA MAN!
all diese bekundungen haben so vielen menschen aus der seele gesprochen, dazu hat sich trump rhetorisch als unnahbar stilisiert und zack, ist in den köpfen der leute ein bild des absoluten heilbringers entstanden. unter diesen kollektiv-psychotischen gesichtspunkten erscheint auch jede einzelne von trumps amtshandlungen als absolut konsistent mit seinen wahlversprechen und all seinen aussagen. er hat gesprochen und geliefert, daher ist es nicht verwunderlich, dass das bild von trump in den köpfen der anhänger absolut unzerstörbar war, schließlich hat er seine komplette öffentliche darstellung, jedes statement und jede amtshandlung ausschließlich nach ihrem gusto ausgerichtet.
es bleibt spannend, ob biden es schaffen wird, das land wieder mehr zu vereinen.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Holländer70« (7. November 2020, 19:28)