Ich habe mich in letzter Zeit mal mit der Sonntagsfrage, einerseits zur Bundestagswahl, aber auch zu den Landtagswahlen beschäftigt. Vor einiger Zeit hat MaxKopf ja schon einmal eine Umfrage in Brandenburg erwähnt und auch wenn das natürlich nicht bedeutet, dass die AfD dort die zweitstärkste Kraft ist, gibt es einem eine gute Einschätzung der allgemeinen Denkweise der Menschen in jenem Bundesland sowie eine Zukunftsprognose. Beispielsweise finden dieses Jahr 2 und im nächsten Jahr 4 Landtagswahlen statt. Hier sind einige interessante Erkenntnisee:
Die letzte Umfrage der INSA, die gestern veröffentlicht wurde, ergab, dass die SPD und AfD die ungefähr gleiche Unterstützung der Wähler besitzen, mit einem Anteil von jeweils 16,5%. Die SPD hat natürlich deutlich mehr Mitglieder, doch dazu lässt sich anmerken, dass viele Wähler der AfD dennoch keine Parteimitglieder werden, da sie ja aus Protest wählen. Möglicherweise sind manche dieser Wähler sogar Mitglieder einer anderen Partei.
Die CDU/CSU hat derweil einen Anteil von 28% erhalten und ist damit immer noch deutlich die Partei mit der größten Unterstützung. Trotzdem ist zu erkennen, dass die Union deutlich an Beistand verloren hat. Sie konnte seit des 33%-Wahlergebnisses bis zum Frühjahr an diesen 33% festhalten. Wie dieser plötzliche Abstieg zu erklären ist, bleibt mir bisher ein Rätsel.
Die deutlichen Gewinner der Sonntagsumfragen seit der letzten Bundestagswahl sind ganz klar die bereits erwähnte AfD, welche an insgesamt 4% gewonnen hat und zudem auch die Grünen, welche laut INSA 13,5% und laut Forsa 15% der Wähler hinter sich stehen hat. Dies macht sie in den jeweiligen Umfragen zur viert- bzw. drittstärksten Partei. Der Gewinn an Stimmen beträgt hier außerdem 4,5-6%.
Zur Linken und der FDP lässt sich nicht viel sagen, abgesehen davon, dass die FDP seit der Wahl und die Linke seit des Frühjahres an Zustimmung verlieren.
Aus den Umfragen können wir zumindest schließen, dass aus einer Wahl mit diesen Ergebnissen keine Mehrheits-Koalition von nur 2 Parteien hervorgehen kann (Union und SPD hätten 44,5%, Jamaika hätte 51,5%)
Jetzt noch zu den Landtagsumfragen einige Daten:
CDU: Die Union kann sich in 13 Bundesländern als stärkste Kraft behaupten und in einem Bundesland als zweitstärkste Kraft. Die einzigen Bundesländer, in denen sie unter 20% der Wähler ansprechen und damit nur auf der 3. Position stehen sind Hamburg und Brandenburg.
SPD: Die SPD besitzt die meisten Befürworter in den Bundesländern, die die CDU nicht für sich behauptet hat: Hamburg, Brandenburg und Bremen. Sechs weitere Bundesländer haben die SPD als ihre zweitbeliebteste Partei gelistet. Außerdem gibt es ganze 5 Bundesländer, in denen die SPD gerade mal die viertstärkste Partei bildet. Das Bundesland, dass mich bezüglich der SPD am meisten geschockt hat, war Sachsen. Gerade mal 9% der Einwohner Sachsens stehen hinter der SPD. Die anderen 4 Bundesländer sind Bayern, Berlin, Mecklenburg und Thüringen, wobei auch Baden-Württemberg nennenswert ist, die die SPD als drittbeliebteste Partei besitzen, aber trotzdem nur eine Unterstützung von 13% besitzt, einfach aus dem Grund, dass die beiden beliebtes Parteien bereits einen Großteil der Stimmen teilen (CDU und die GRÜNE)
AfD: Die AfD ist in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg die zweitbeliebteste Partei, mit glatten 24% in Sachsen, womit sie den 32% der CDU bereits Konkurrenz machen. Aber nicht alle ostdeutschen Bundesländer stehen hinter der AfD. Sachsen-Anhalt weist sie nur als viertstärkste Partei auf und Berlin bloß als fünftstärkste. Als schlechteste der sechs größten Parteien schnitten sie nur in Bremen ab, während sie die wenigsten Stimmen in Schleswig-Holstein mit 6% erhielten.
GRÜNE: Zum großen Erfolg der Grünen in den Bundestagswahlumfragen, kommen die Ergebnisse der Landtagsumfragen in Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg. Dort kamen sie als zweitbeliebteste Partei aus den Umfragen hervor. Zudem erhielten sie 18% der Stimmen in Baden, Hamburg und auch Schleswig-Holstein. Nur Sachsen und Sachsen-Anhalt scheinen die Grünen nicht zu mögen. Dort sind sie nicht nur die schwächste Partei der sechs großen, sondern erhielten auch nur 5% bzw. 6% der insgesamten Stimmen.
LINKE: Die Linken lassen sich überall finden. Sie sind die zweitstärkste Partei in den Umfragen aus Berlin, Sachsen-Anhalt und Thüringen, mit jeweils 20% in Berlin und Sachsen-Anhalt und 26% in Thüringen. In Berlin sind die Parteien tatsächlich so nah beieinander, dass der Linken gerade mal 1% fehlt, um mit der CDU gleichzuziehen. Allerdings sind sie auch in 6 Bundesländern mit weniger als 10% der Stimmen repräsentiert.
FDP: Die FDP lässt sich weder als zweit-, noch als drittstärkste Partei in irgendeinem Bundesland finden. In gerade mal 3 Bundesländern erreichen sie 10% (Baden, Bremen und Hessen). Dennoch sind sie in keinem dieser Bundesländer auch nur die viertstärkste Partei. Das schaffen sie nur in den nord-westlichen Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein, wo sie, wie bereits erkennbar ist, trotzdem nicht mehr als 10% erreicht haben. Selbst Industrie-Bundesländer wie NRW setzen mittlerweile lieber auf die Grüne als auf die FDP.
Was denkt ihr von der Veränderung der politischen Lage in Deutschland, wenn man den Umfragen traut?
Was haltet ihr von den Gewinnen der AfD und besonders der Grünen, im Gegensatz zu den enormen Verlusten der anderen Parteien?
Hättet ihr lieber ein breites Feld an Parteien, das im Bundestag für Diversität sorgt oder eins mit wenigen Parteien, was das Ganze übersichtlicher macht?