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Namenloser

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Sonntag, 31. Juli 2011, 21:03

Und in Sachen Demokratie... Ja, wir sind keine direkte Demokratie und da können wir verdammt froh sein. Versuch mal, 60 Millionen Meinungen einzuholen und unter einen Hut zu bringen. Das geht einfach nicht.
Wir Leben im Informationszeitalter, da wäre das durchaus möglich.
Und in den entsprechenden Parteien oder Projekten sitzen Leute, die Ahnung von dem haben, was sie machen sollen. Und genau deswegen wählen wir sie oder wählen wir sie eben nicht.
Politiker haben selten Ahnung von dem was sie machen. Wie sonst erklärst du dir, dass sie mal eben von einem Ressort in ein völlig anderes wechseln? Ob die wirklich so genial sind, dass sie von allem Ahnung haben? Ich glaube eher nicht. Wenn es so wäre bräuchten sie auch keine Lobbyisten als „Berater“. Ich habe eher den Eindruck, in den Parteien (in der Führung) sitzen die Leute, die sich am besten verkaufen können oder die besten Connections haben (und zwar in allen Parteien).

Ich wüsste nicht, wieso eine direkte Demokratie schlechter sein sollte als eine indirekte. Wenn das Volk so dumm und inkompetent ist, dass es nicht selbst entscheiden kann (was nicht ausgeschlossen ist), ist es auch nicht in der Lage, zu entscheiden, wer kompetent ist. Aber bei der direkten Demokratie spart man sich wenigstens den „Mittelmann“ (der prinzipiell anfällig für Bestechung und Korruption ist) und einzelne Idioten fallen weniger stark ins Gewicht.

Aku

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Sonntag, 31. Juli 2011, 22:37

@Namenloser: schau mal, wie die Wahlbeteiligung in der Vergangenheit war und wie sie jetzt ist; eine Volksabstimmung wäre wohl ein Debakel. Im Übrigen leben du und ich und ein paar andere im Informationszeitalter, für den Rest ist es einfach nur 2011.
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Namenloser

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Sonntag, 31. Juli 2011, 23:19

@Namenloser: schau mal, wie die Wahlbeteiligung in der Vergangenheit war und wie sie jetzt ist; eine Volksabstimmung wäre wohl ein Debakel.

Weiß nicht ganz was du damit sagen willst. Meinst du, weil die Wahlbeteiligung niedrig ist, wäre auch die Beteiligung an einer direkteren Demokratie gering (oder noch geringer)? Es gibt auch viele Leute, die einfach nicht wählen gehen, weil sie sich von keiner Partei vertreten fühlen. Direktere Beteiligung könnte diese Leute eher motivieren, und gleichzeitig die Leute, die sich nicht wirklich mit Politik auseinandersetzen, sondern einfach nur aus Gewohnheit ihr Kreuzchen bei irgendeiner Partei machen, herausfiltern.

Außerdem gibt es ja noch Mischkonzepte wie z.B. „Liquid Democracy“, wo man zwar wie gewohnt seine Stimme standardmäßig an andere Personen oder Parteien delegieren kann, aber diese bei bestimmten Themen (wo man z.B. meint, sich selber besser auszukennen) durch seine eigene überschreiben kann (oder an jemand anderes delegieren kann, den man für kompetent hält). Ist meiner Meinung nach eine spannende Idee, auch wenn sie natürlich noch reifen muss...

Aku

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Montag, 1. August 2011, 00:36

Nö, direkte Beteiligung bewegt die Leute auch nicht dazu, ihren Arsch in Bewegung zu setzen. Das hat die Vergangenheit gezeigt. Und wie die Schweiz zeigt, fördern Volksentscheide nicht unbedingt die Freiheit.
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Namenloser

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Montag, 1. August 2011, 00:58

Nö, direkte Beteiligung bewegt die Leute auch nicht dazu, ihren Arsch in Bewegung zu setzen.

Kommt immer auf die jeweilige Person an. Leute, die einfach aus Faulheit oder Ignoranz nicht wählen, wirst du damit natürlich nicht erreichen... ist aber auch die Frage, ob man die überhaupt erreichen will.

Aku

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Montag, 1. August 2011, 01:36

Ja, aber dann erreichst du eben gerade nicht die kritische Masse. Das sind nämlich entschieden zuviele, schau dich doch mal um! Und es hat ja nix mit Demokratie zu tun, wenn nur die Hälfte der Leute sie auch nutzen, da wirst du mir sicher zustimmen.

Ich find Wahlzwang in Kombination mit Gefängnisstrafen für Politiker, die im Wahlkampf lügen, eigentlich am besten. :P
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Montag, 1. August 2011, 01:55

Wahlzwang ist Mist, denn es nützt gar nichts, wenn die Leute nur wählen, weil sie müssen. Wenn man zu einem Thema keine Meinung oder keine Ahnung hat, sollte man lieber die Fresse halten, als die Stimmen der anderen durch seine eigene, unqualifizierte zu entwerten.

Man kann Leute nicht durch Zwang dazu bringen, verantwortungsvoll, kritisch und intelligent zu sein. Und zu mehr Demokratie führt es auch nicht, wie man bei der DDR gesehen hat.

Quatschtütenwürger

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Montag, 1. August 2011, 09:11

@Namenloser:
Du hast schon Recht, dass die Politiker nicht die Spitze der Genialität und Klugheit darstellen und dass viele Politiker einfach nur reden und reden und reden, um sich selbst als toll oder wichtig darzustellen. Das ist auch sehr bedauerlich in meinen Augen, leider ist das auch der Grund, warum sich keine "guten" Leute mehr in die Politik wagen... weil sie sich da nur mit Knallköppen rumschlagen müssen und dazu noch ständig Beleidigungen etc. ausgesetzt sind. Das tut man sich ja freiwillig nicht gerne an. Ich schweife ab... Also, trotzdem muss man sagen, dass die Politiker sich halt auch die ganze Zeit mit den Problemthemen beschäftigen und auch wenn die hinzugezogenen Berater und Experten auch nicht immer neutral sind, so haben sie noch immer Expertenwissen, welches eingebracht wird. Klar, es könnte durchaus objektiver zugehen, aber auch die weniger effiziente Weise sorgt dafür, dass diese Leute mehr Ahnung haben, als du oder ich oder eben der gemeine Bürger. Mal ehrlich... hast du Ahnung von den Finanzen deines Bundeslandes? Kannst du sagen, wie man am besten das Bildungssystem aufbauen sollte oder wie man den Satz für Hartz IV berechnet? Ich jedenfalls nicht und du sicherlich auch nicht. Und da es unter den 60 Millionen Stimmberechtigen in Deutschland sicherlich noch mehr Leute gibt, die das genauso wenig können, ist eine direkte Demokratie unmöglich. Auch das Informationszeitalter hilft hier kaum weiter, weil es in erster Linie nicht auf Informationen ankommt, sondern auf Wissen und Verständnis. Aber die meisten Leute haben durch das Internet heutzutage Wissen und Information schon ausgewechselt, was ein weiteres großes Problem ist. Dass man Zugang zu allen möglichen Informationen oder Meinungen von allen möglichen Leuten hat, sorgt eher für mehr Oberflächlichkeit, als für mehr Aufklärung oder so. Aber da bräuchten wir wohl einen dritten Thread zu :D

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Montag, 1. August 2011, 20:08

Mal ehrlich... hast du Ahnung von den Finanzen deines Bundeslandes? Kannst du sagen, wie man am besten das Bildungssystem aufbauen sollte oder wie man den Satz für Hartz IV berechnet?

Nö, ich habe natürlich nicht von allen Dingen Ahnung, niemand hat das. Aber das ist überhaupt kein Problem: Es muss ja nicht jeder zu allen Themen abstimmen. Bei Themen, von denen ich keine Ahnung oder zu denen ich keine Meinung habe, enthalte ich mich einfach. Wie ich schon in meinem letzten Beitrag schrieb: Wenn man keine Ahnung hat, darf und sollte man eben einfach mal die Fresse halten. Deshalb ist die Möglichkeit der Enthaltung auch so wichtig.

Quatschtütenwürger

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Montag, 1. August 2011, 21:35

Ja, da gebe ich dir durchaus Recht. Aber ich fürchte, auch wenn man neben "ja" und "nein" auch noch "Enthaltung" einführen würde und dann eine direkte Demokratie oder so einführen würde - dann dürfte trotzdem kaum die Politikverdrossenheit damit überwunden werden.
Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass nur die auch ihre Stimme abgeben, die sich ein wenig damit auseinandersetzen. So wird die Willkür ein wenig gedämpft. Aber das ist nur so eine Vermutung von mir^^

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Montag, 1. August 2011, 22:42

Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass nur die auch ihre Stimme abgeben, die sich ein wenig damit auseinandersetzen. So wird die Willkür ein wenig gedämpft. Aber das ist nur so eine Vermutung von mir^^
Der Meinung bin ich ja auch. Wobei ich allerdings stark bezweifle, dass die Stammwähler von CDU, SPD und Co. besser informiert sind als die Nichtwähler. Ich denke, die uninformierten Seit-20-Jahren-Gewohnheits-Stammwähler sind sogar ein größeres Problem als die Nichtwähler. Die Nichtwähler sind ja einfach nur ein quasi neutrales Element, während die Stammwähler das Ergebnis zugunsten der immer gleichen Parteien verzerren. Vereinfacht gesagt: Die „Volksparteien“ können den größten Mist machen und kriegen dank Stammwählern trotzdem noch >20% Stimmen. Genau das ist es, was zu „Politikverdrossenheit“ (die wohl eigentlich eher eine Politiker-Verdrossenheit ist) führt.

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Montag, 1. August 2011, 22:51

Ja, Politiker-Verdrossenheit dürfte es ganz gut treffen^^
Stammwähler hast du aber in jeder Partei, genauso wie du diese Impulsivwähler in jeder Partei hast. Logischerweise sind die bei den Volksparteien am stärksten vertreten, weil dort anteilig einfach am meisten Stimmen hinfließen. Aber man muss auch die Kehrseite von Stammwählern sehen: Wenn deren Partei so viel Mist verzapft hat, dass es selbst denen zu bunt wird, dann wenden sie sich auch dauerhaft von ebendieser Partei ab und sind dann jahrelang sozusagen Nichtwähler dieser Partei. Das gleicht sich also alles mehr oder minder aus, wenn man es über einen größeren Zeitraum betrachtet.
Und in gewisser Weise hat es ja auch seine Berechtigung, dass die Volksparteien einen recht konstanten Wählerkreis haben - ganz einfach, weil sie die meiste Erfahrung und Abgeklärtheit im Regieren bzw. im (Über)leben in der politischen Welt haben. Man mag ja über die ganzen Politiker aller Coleur denken, was man will, aber in der Politik kennen sie sich wirklich gut aus. Fragt sich nur, ob das eine Eigenschaft ist, mit der man sich schmücken kann :grin:

13

Dienstag, 2. August 2011, 22:49

Habe leider wenig Geduld, in aller Ausführlichkeit zu antworten, deswegen fasse ich meine Meinung zu dem hier Geschriebenen hier mal grob zusammen:
Die Mehrheit des Volkes spricht sich für eine direkte Demokratie aus und ist mit der Politik unzufrieden. Das repräsentative System ist maximal eine Schattendemokratie. Da reicht es schon, dass man das Volk vier Jahre lang von der Teilhabe ausschließt und das damit rechtfertigt, dass das Volk hier zwar nicht entscheidet, dafür aber die Entscheidenden bestimmt, mit deren Einhaltung der Wahlversprechen das Volk nicht einmal rechnen kann.
Alle Gewalt geht vom Volke aus? Definitiv nicht. Höchstens von seinen "Vertretern".
Tolles faschistisches Konzept: Ich sag dem Volk, sie hätten die volle Gewalt - aber es entscheidet dann doch eine kleine Gruppe (ich will nicht sagen: Elite) für sie - stellvertretend. Volksherrschaft - ist klar.
Und bitte welcher Politiker fühlt sich heute noch dem Volk oder wenigstens der Verfassung verpflichtet? Die Politiker sind zu Marionetten der Lobbies geworden. Lobbies (nicht selten finanz- und verhandlungsstarke) sind diejenigen, die in diesem Land die Politik machen.

Und wenn laut einigen Kommentaren hier die Politikverdrossenheit ein Zeichen von Gleichgültigkeit gegenüber der Politik sein soll, dann frag ich mich, wieso die Protestkultur in Deutschland extrem zunimmt?
Politikverdrossenheit ist vielmehr als Ablehnung der Politik zu begreifen statt völlige Gleichgültigkeit - als Unzufriedenheit und Protest, da die Parteien sich im Großen und Ganzen ziemlich ähneln.
In der Opposition sind diese immer auf der Seite des Volks, im Amt bauen sie dann aber den gleichen Mist, den sie in der Opposition den anderen stets ankreiden. Das ist bei den Großparteien beinahe ein Gesetz.

Gut - ich kenne genug Jugendliche, denen Politik total egal ist, die den Begriff Demokratie womöglich nicht einmal gescheit kennen und auch nicht wissen, dass z.B: die SPD sozialdemokratisch und die FDP wirtschaftsliberal sind (oder sein wollen).
Die nehmen Politik als Handeln politischer Akteure in einem geschlossenen System war, als eine mehr oder weniger gut funktionierende Maschinerie, die ihre Aufgaben erledigt ohne die Möglichkeit zu lassen, sich einzubringen. Die Jugendlichen heute mussten auch für die "selbstverständliche" Freiheit und den Wohlstand von heute nicht kämpfen, oder so etwas.
Vor allem aber werden sie auch fast vollkommen von der Politik ausgeschlossen. Der Bürger wird gerade mal alle 4 Jahre gefragt - kein Wunder, dass das Interesse da zurückgeht.
Auch Bundestagsdebatten oder kritische Politmagazine werden selten ausgestrahlt - zu den Hauptsendezeiten gar nicht. Stattdessen billige Unterhaltungssendungen und Boulevardjournalismus.
Muss man sich dann noch über die Wahlbeteiligung wundern? Besonders bei der heutigen Generation?

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »abstürzender holländer« (2. August 2011, 23:02)


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Mittwoch, 3. August 2011, 09:48

( :arrow: Antwort bezieht sich in Teilen auf den Post vom abstürzenden Holländer aus dem S21-Thread)
Hmmm, also viele deiner angeführten Punkte hast du nicht belegt, weshalb ich einige auch stark bezweifle (Agent Provokateur, Meinungsumschwung im Volke, Vergleich Deutshcland - Schweiz in Sachen Demokratie), aber das können wir ja mal so dahingestellt lassen, weil man so etwas generell schwer mit irgendetwas belegen oder widerlegen kann.

Ich glaube zu sehen, dass dein Problem ist, dass du weiterhin glaubst, bei jeder Entscheidung müsse man das gesamte Volk befragen. In so einem großen Land geht das aber einfach nicht. Es wäre logistisch wie finanziell ein unvorstellbarer und völlig unangemessener Aufwand, ständig jeden über irgendein Millionenprojekt abstimmen zu lassen. Daher ist es in meinen Augen auch illusorisch, ständig diesen Punkt anzuführen, mit dessen Abwesenheit du auch ein Demokratie-Defizit beweisen oder anklagen willst.

Jetzt zu deinem Post von hier:
Also ich sehe die Probleme, die dir Kopfschmerzen bereiten, ja auch. Allerdings ist das, was du dir wünschst bzw. was du verlangst, in meinen Augen einfach unmöglich - finanziell wie organisatorisch, s.o. - und damit ist es müßig, dieses zu verlangen. Natürlich sollte man auch das Unmögliche anstreben, solange es ideell richtig ist. Aber ich glaube, dass sich genau so eben unser heutiges System, welches funktioniert, entwickelt hat. Bei 60 Millionen Menschen konnte keine Einigung über ein Vorgehen erzielt werden, weil 59.999.999 andere Menschen sonst unzufrieden mit diesem Vorgehen gewesen wären. Also schließt man sich in Interessensgruppen zusammen, woraus sich mit der Zeit die heutigen Parteien gebildet haben. Ähnlich dürfte es dann mit den Institutionen abgelaufen sein und nach einiger Zeit hat sich dann über mehr oder weniger sinnvolle Umwege unser heute gültiges System etabliert.
Dass viele damit unzufrieden sind, ist ziemlich offensichtlich. Ich selbst bin auch nicht zufrieden mit einigen Punkten, wie etwa die Länge der Legislaturperiode oder von dir angesprochene Problematik, dass Politik gerade bei den jungen Menschen kaum auf dem Radar auftaucht. Auf der anderen Seite wüsste ich aber auch nicht wirklich, welches System, welches grundverschieden wäre, das jetzige System effektiv ablösen könnte und gleichzeitig auch realistisch ist (finanziell, organisatorisch - hatte ich ja schon mehrmals angeführt :pardon: ).
Was wäre denn dein akuter Vorschlag, der umsetzbar wäre?

15

Montag, 8. August 2011, 03:46


Ich glaube zu sehen, dass dein Problem ist, dass du weiterhin glaubst, bei jeder Entscheidung müsse man das gesamte Volk befragen. In so einem großen Land geht das aber einfach nicht.

Das sagst du jetzt. Du gewichtest den Aufwand höher als die Verwirklichung der Volksherrshaft und rechtfertigst damit, auf Letztere zu verzichten?
Die politische Führungselite könnte wirklich stolz auf Menschen wie dich sein.
Übrigens gibt es Staaten mit funkt. direkter Demokratie: Die Schweiz ist einer. Sie ist um einiges kleiner als Deutschland, klar. Aber da funktioniert es problemlos, ohne dass jemand jammern würde. Und was auf kleinerem Raum möglich ist, ist auch auf größerem Raum denkbar.
Also wie gesagt, Gegenfrage: Rechtfertigt die Höhe des Aufwands die Nichtdurchführung der Vollendung eines Ideals, an das wir glauben? Würde man denn beispielsweise auch auf Rechtsstaatlichkeit verzichten, bloß wegen des wahnsinnigen bürokratischen Aufwands, der damit verbunden ist? Und glaub mir, der ist einfach wirklich wahnsinnig, aber sowas von dermaßen! Ich sag nur soviel: Man muss wirklich eine riesen Ladung Geduld mitbringen, was Gerichtsprozesse angeht, da es sich aufgrund der Überflutung mit so vielen unterschiedlichsten Fällen wirklich bedrückend hinzieht.

Zitat

Es wäre logistisch wie finanziell ein unvorstellbarer und völlig unangemessener Aufwand, ständig jeden über irgendein Millionenprojekt abstimmen zu lassen.


Denkst du außer dem Aufwand der direkten Demokratie außerdem auch daran, wie hoch der Aufwand mit dem ganzen Ablauf der repräsentativen Politik derzeit ist? Ab dem Zeitpunkt, ab dem die entsprechenden Leute gewählt sind? Was schätzt du, wie viele Politiker, Experten und Helfer hinter denen, Sekretäre etc. beschäftigt werden müssen und wie gigantisch der aktuelle Verwaltungsapparat ausgestattet ist?
Ein Ausmaß in konkreten Zahlen kann ich hier leider nicht nennen, das gebe ich zu, aber umgekehrt gilt ebenfalls: Bevor man der direkten Demokratie einen größeren Aufwand zuspricht, sollte man den erstmal mit dem aktuellen vergleichen.
Übrigens: Der hohe Aufwand, den du beklagst, ist gar nicht so hoch wie immer gesagt wird. Die Möglichkeit, direkte Demokratie einfach, schnell und weitgehend reibungslos zu gestalten, ist durch die digitale Revolution in greifbare Nähe gerückt.
Heute im 21. Jahrhundert wäre die Verwirklichung längst kein Problem mehr.

Zitat

Also schließt man sich in Interessensgruppen zusammen, woraus sich mit der Zeit die heutigen Parteien gebildet haben. Ähnlich dürfte es dann mit den Institutionen abgelaufen sein und nach einiger Zeit hat sich dann über mehr oder weniger sinnvolle Umwege unser heute gültiges System etabliert.

Alles schön und gut, aber erstens mal kann man dann nicht mehr von einer realen Volksherrschaft reden, sondern nur noch von einer theoretischen - und selbst die ist anzuzweifeln. Und zweitens wäre das immer noch halb so schlimm, wenn die Parteien auch wirklich mit dem Volk kommunizieren würden, die parteipolitische Diskussion wieder in den Vordergrund rücken würde statt dass im Bundestag viele Reihen leer sind und die Abstimmungsergebnise praktisch bereits vor der Debatte feststehen, da man sich dort sowieso den finanzstarken Lobbies hergibt.
Das größte Problem ist aber, wie viel heute hinter verschlossenen Türen entschieden wird. Wir haben ein sehr großes Transparenzdefizit.
Zu den Problemen unserer Demokratie empfehle ich dir einen sehr guten Sendebeitrag von 3sat: "Scobel - Demokratie in der Krise".

Zitat

Was wäre denn dein akuter Vorschlag, der umsetzbar wäre?


Auf die Schnelle habe ich da auch kein Allheil-Rezept (außer aktiver und großflächiger Bürgerprotest als Druck, sowie der Forderung nach direkter Demokratie), so etwas will gut überlegt sein.
Als ersten Schritt kann ich jedoch schon einmal eine stärkere Transparenz, was den Einfluss von Lobbies angeht, anführen (mindestens!) - außerdem müssen unsere Medien ihren bildenden und die Politik kontrollierenden Auftrag viel intensiver realisieren.

Chrdrenkmann

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16

Donnerstag, 19. Juli 2012, 15:03

In diesem Post will ich eigentlich nur auf einen Aspekt eingehen, den der abstürzende holländer hier angesprochen hat. Und zwar diesen Teil:

Gut - ich kenne genug Jugendliche, denen Politik total egal ist, die den Begriff Demokratie womöglich nicht einmal gescheit kennen und auch nicht wissen, dass z.B: die SPD sozialdemokratisch und die FDP wirtschaftsliberal sind (oder sein wollen).
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Ich will da ganz ehrlich sein: Politik war nie meine Welt und wird sie wahrscheinlich auch nie sein. Das ist auch der Grund, warum ich in diesem Unterforum lange Zeit kaum was geschrieben habe, obwohl ich gerne zu jedem Thema meinen Senf abgebe. Die Tatsache allein, dass man in der Schule Politische Bildung abwählen kann und ich das auch noch getan habe, spielt da schon eine nicht unerhebliche Rolle.
Mittlerweile wünsche ich mir schon, dass ich diese Entscheidung nicht gefällt hätte, weil ich immer wieder merke, dass ich in Sachen Politik noch viel lernen sollte oder müsste.

Ich kann diesen Teil also vollstens unterstreichen. Auch ich kenne in meinem Jahrgang viele Jugendliche, die sich nicht für Politik begeistern lassen bzw. bemerkt man das durchaus, dass die Jugend im Allgemeinen nicht mehr so interessiert zu sein scheint. Mir erging es ja auch nicht anders, als ich das in der Schule noch als junger Schüler lernen musste...

Dass die Jugendlichen also mehr oder weniger ausgeschlossen sind, halte ich keinesfalls für eine gewagte These. Dennoch ist es halt schwierig, sie näher zur Politik zu bringen. Die Medien kannst du schon mal vergessen... vor allem das Fernsehen. Da kannst du von einer Assi-Sendung zur nächsten zappen, aber kaum zu gescheiten politischen Sachen. Und selbst wenn: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Jugendliche gibt, die sich zum Beispiel solche politischen Talks zur Abendstunde ansehen, wenn woanders irgendein Quatsch auf RTL II oder sonstwo läuft. Internet ist so ziemlich das Gleiche. Welcher Jugendliche liest sich da schon irgendwas am PC durch, was mit Politik zu tun hat? Stattdessen wird irgendwas gezockt oder man chillt in Foren oder was weiß ich. Es sind meine persönlichen Erfahrungen.

Ich hoffe, dass ihr diesen Post jetzt nicht zu ausweichend findet. Letztendlich möchte ich halt darauf hinaus, dass ich denke, dass Jugendliche kaum eine Chance haben oder wollen, sich in Sachen Demokratie zu beteiligen.

17

Sonntag, 23. Dezember 2012, 15:12

Demokratie funktioniert nur, wenn das wahlfähige Volk bei Verstand ist und weiß woran es ist. Sonst bemerkt es irgendwann seine Unzufriedenheit und lässt irgendwelche Blender aufsteigen die das Land dann komplett gegen die Wand fahren…
Wir können das vermeiden indem wir zB. die (politische) Bildung unserer Kinder nicht allzu sehr vernachlässigen.
BTW: Ich bin Bundestagswal! #Brot

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18

Sonntag, 23. Dezember 2012, 15:31

Ich denke direkte Demokratie funktioniert dort, wo auch tatsächlich nur Meinungen gefragt sind. Das ist allerdings bei den meisten Entscheidungen nicht der Fall, sondern es geht auch oder ausschließlich um Sachverstand. Insofern ist unsere indirekte Demokratie schon mal besser, da die meisten Politiker, wenn sie dann mal im Amt sind, sich tagtäglich mit der Materie beschäftigen und so einen gewissen Sachverstand aufbauen, was der Normalbürger gar nicht kann, weil er da gar nicht die nötige Zeit zu hat. Allerdings finden die meisten Wahlen nicht nach sachlichen Argumenten statt, sondern nach Sympathien und rhetorischen Fähigkeite sowie tollen Versprechnungen. Daher hätte ich es lieber, wenn man einen objektiven Maßstab entwickeln würde um die Eignung einzelner Anwärter für ein spezielles Ministeramt zu prüfen und nicht bundesweite oder parteiinterne Abstimmungen darüber entscheiden lassen.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.

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Tʜe мasłeЯ of MoońwaLĸ

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19

Montag, 4. Februar 2013, 19:36

Demokratie ist eine scheinheilige Prostituierte. Ihre bevorzugten Freier heißen Geld, Macht und Einschränkung. :bike:


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20

Montag, 31. August 2015, 22:53



Selten so gelacht.


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