Ich hab alle 120 Schreine und fast alle Nebenquests gemacht und fand das Spiel grundsätzlich ziemlich geil.

Am besten hat mir vor allem am Anfang gefallen, wie frei man war und wie wenig random "Game-Logik" existiert, wie ich es aus anderen Spielen so kenne. Das klingt jetzt wahrscheinlich unverständlich, deswegen mal ein Beispiel: In den älteren Zelda-Teilen gibt es ja häufig Gebiete, in die man einfach nicht kann, weil einem Item X fehlt und auch wenn es genauso logisch wäre, da auch mit Item Y durchzukommen, geht es nun mal einfach nicht. Bei Zelda selbst fällt mir jetzt kein gutes konkretes Beispiel ein, aber das klassische Extrembeispiel dafür sind z.B. die Zerschneiderbäume in Pokémon. Es gibt genau eine einzige Attacke, die solche Bäume entfernen kann, auch wenn so ziemlich alle anderen logischerweise auch funktionieren müssten und natürlich steht einfach um den Baum herumlaufen auch außer Frage. Sowas derartiges gabs halt so gut wie gar nicht in BotW und ich fands halt ziemlich cool, auf was für verschiedene Arten und Weisen man Gegner besiegen konnte oder auch Rätsel in Schreinen konnte man oft auch auf verschiedene Weisen lösen, wenn man kreativ genug ist.

Das und eben die riesige Welt sind für mich die großen Pluspunkte des Spiels.

Die Musik ist eigentlich auch gar nicht so schlecht, auch wenn da andere Zelda-Teile insgesamt einen besseren Soundtrack haben. Ich denke, wenn während des Erkundens zu auffällige Musik im Hintergrund gelaufen wäre, wäre die sehr schnell nervig geworden. Absolut überboss finde ich übrigens die Musik in Schloss Hyrule, insbesondere dass die Musik im Inneren ganz anders klingt als im Außenbereich und die beiden Stücke trotzdem perfekt ineinander überlaufen, wenn man ins Schlossinnere geht oder aus dem Schlossinneren kommt. Schloss Hyrule ist übrigens auch ein absoluter Höhepunkt des Spiels, fand ich richtig geil gemacht.

Verbesserungspotenzial sehe ich vor allem bei der Story und den Hauptmissionen, ich fands schade, dass man bei jedem Dorf bzw. Titanen irgendwie so ziemlich dasselbe gemacht hat, man hat sich halt mit einem aus dem jeweiligen Volk angefreundet, musste mit ihm zusammen sich dann dem Titanen nähern, dann erst mal eine kurze Aufgabe außerhalb des Titanen lösen, dann die Kontrollsiegel im Titanen finden, den Boss besiegen und sich vom Recken eine neue Kraft geben lassen. Es war halt vier Mal so ziemlich dasselbe. Am interessantesten wars noch bei den Gerudo, weil man da erst mal einen Weg finden musste, überhaupt in die Stadt reingelassen zu werden und dann noch das mit den Yiga zu erledigen hatte.

Aber ingesamt auf jeden Fall ein sehr geiles Spiel, man merkt einfach wie viel Mühe sich die Macher mit der riesigen Welt gegeben haben und das Resultat kann sich sehen lassen!

Grafik 6/10
Die Grafik von BotW fand ich weder sonderlich gut noch schlecht. Der Stil hatte mich schon bei den ersten Trailern und Screenshots etwas abgeschreckt, da ich den realistischeren von Twilight Princess lieber mag. Letzten Endes hat der Grafikstil allerdings zum Spiel gepasst, vor allem die herausstechenden Farben und die phänomenale Weitsicht haben mir gefallen. Dafür hätten imo einige Texturen besser sein und manche Teile weniger "neblig" und "blass" sein können. Aber das ist meckern auf höchstem Niveau und wie gesagt, die Grafik wird nicht in die Geschichte der Grafikentwicklung eingehen, aber sie hat ihren Zweck erfüllt, zum Spiel gepasst und war keinesfalls schlecht. Dass man aufgrund des frühen Lebenszyklus der Switch, der Parallelentwicklung mit Wii U und einer derartigen Größe des Spiels nicht das Maß aller Dinge erwarten kann, ist mir auch bewusst.
Im gleichen Atemzug noch was zum Artstyle: der hat mir außerordentlich gut gefallen. Von Dingen wie den Schreinen und Wächtern, die der Jômon-Kultur nachempfunden sind, über die ebenfalls japanisch angehauchten Shiekah und Yiga, über die sehr gelungenen Gerudo bis hin zu den unfassbar gut gewordenen Zora; der Artstyle hat mich echt beeindruckt. Ich hab mit Freuden das Gerudo-Dorf erkundet und bin bei den Zora lange einfach so verweilt, eben weil die Gebiete so schön geworden sind, aber dazu später wahrscheinlich mehr.

Sound 8/10
Der Sound in BotW war ebenfalls sehr schön. Die Sounds der Waffen haben sich tight angehört, die Monstergeräusche waren passend und auch alles andere an Effekten war gut bis sehr gut. Einzig die Musik, oder eher das häufige Fehlen einer solchen, ist mir etwas sauer aufgestoßen. Wenn sie denn mal da war (bei Bosskämpfen, die Melodien der Recken, die Stadtmusik) hat sie wunderbar komplementiert, aber beim Erkunden der Welt wurde man meist nur von zwei drei Klaviertönen alle paar Minuten begleitet, was ich sehr schade fand. Ich versteh schon, dass das ein Stilmittel war, um die offene Welt zu unterstreichen, aber mal angenommen jedes Gebiet hätte eine eigene Musik gehabt (man stelle sich die Hyrule Ebene mit bspw. "Gaur Plains" aus Xenoblade Chronicles vor), so hätte es dem Spiel sicherlich auch nicht geschadet.

Balance 6/10
Beim Balancing des Spiels weiß ich nicht so recht, was ich von halten soll. Einerseits finde ich, dass Dinge wie das Waffendurabilitätssystem ein Geniestreich waren, dann wiederum die Waffen einen Tick zu schnell brechen. Außerdem war meine Erfahrung statt eines graduellen Stärkerwerden eher ein "zu mickrig - zu broken", sowohl im Großen als auch im Kleinen. Bspw. war mein erster Leune ein ressourcenfressender, nervenaufreibender Kampf, auf den ich mich im Voraus bestimmt eine Viertelstunde mit Waffensammeln, Kochen etc drauf vorbereitet habe, der dann an sich bestimmt auch ne Viertelstunde gedauert hat und den ich nur um Haaresbreite gewonnen habe. Mein nächster Leune, der ingamezeittechnisch nicht viel später war, hat mich kaum angekratzt, und alle danach haben mir fast ausschließlich ein Viertelherz Schaden gemacht und waren in nicht mal 2 Minuten down. Meine persönliche Erfahrung war auf jeden Fall die, dass ich entweder kaum eine Chance hatte, oder selber halt der Behemoth war, gegen den meine Gegner keine Chance hatten. Die Mitte habe ich irgendwie nicht oder nur kurz getroffen.

Atmosphäre 10/10
Ich habs bei Grafik schon ein bisschen angedeutet, aber die Atmosphäre hat BotW super eingefangen. Wie schon angedeutet haben mir Zora und Gerudo am besten gefallen, ich habe sowohl deren Städte als auch die Gebiete als Ganzes sehr genossen, Orni und Goronen fand ich allerdings auch gelungen. Vor allem mochte ich das verschneite Gebiet der Orni, und auch kleinere Areale wie die verlorenen Wälder (die besten der Serie imo), das herbstliche Akkala, kalte, verschneite hohe Berge oder auch der Dschungel im Süden haben es mir angetan. Auch die Dialoge mit den Charakteren, die "Infrastruktur" des Landes und ebenfalls das Postapokalyptische; im World Building hat Nintendo den Nagel diesmal wirklich auf den Kopf getroffen.

Bedienung 10/10
Zur Steuerung gibts nicht viel zu sagen, ich hab etwa 70% der Zeit mit Pro Controller und den Rest mit Joycon gespielt, das Gyroskop ist gut geworden, die Tastenbelegung flutscht und Link steuert sich tight und präzise. Die Pferdesteuerung war beizeiten etwas wonky, aber nichts, womit man nicht klarkommt.

Umfang 10/10
Hier müssen wir gar nicht lange drüber reden, im Umfang hat Nintendo nicht gegeizt. Ich war zwar nicht oft einfach auf gut Glück in die Welt und mal schauen was ich finde, sondern habe mir meist ein Ziel wie Schreine finden oder Rohstoffe zusammensuchen gesteckt, teilweise auch mithilfe von Karten aus dem Internet, weil ich persönlich eine direktere Zielfindung lieber habe, als "motivationslos" die Welt zu durchstreifen. BotW bietet Spielern beider Art genügend content, umfangreich ist für dieses Spiel eigentlich fast schon untertrieben.

Quests 8/10
Die Quests fand ich ziemlich gelungen. Man hatte natürlich die klassischen fetch-quests, aber auch viele, bei denen man selber die Verbindungen knüpfen musste. Dass nicht immer ein Questmarker vorhanden war, hat mir ebenfalls gefallen, und die Rätsel um manche Schreine waren ebenfalls geistreich und dementsprechend gut. Man hat bei den Quests auf jeden Fall genügend Varietät, dass es nicht langweilig wird. Auch die Erinnerungsquest mochte ich sehr, das Herausfinden von Gegenden anhand Merkmale der Landschaft auf den Bildern war toll.

Handlung/Charaktere 10/10
In ihrem Grunde war die Handlung von BotW recht basic, nichts, was man nicht schon in einem anderen Zeldaspiel gesehen hätte. Allerdings ist die Art und Weise, wie diese Handlung eingebettet wurde, fantastisch. Größere Charaktere wie Zelda oder die Recken haben eine deutliche Tiefe, und auch kleinere Charaktere wie Paya mögen vielleicht den ein oder anderen Stereotyp oder Trope erfüllen, aber es ist nunmal auch nicht schlecht, auf Bewährtes zu setzen, besonders, wenn es so gut umgesetzt wird. Sowohl optisch als auch persönlich finde ich die Charaktere in BotW außerordentlich gut, insbesondere für Zelda-Standards. Die Story wurde toll erzählt, der deutsche Dub ist AUSNAHMSWEISE mal besser als der Englische (ich hab trotzdem auf japanisch gespielt http://bikinibottom.de/s/lw5bCOh.png ) und ich wurde zwar nicht zu tränen gerührt, allerdings hat mich die Geschichte ziemlich berührt.

Fazit
BotW ist ein fantastisches Spiel das ich jedem ans Herz legen kann, auch wenn es nicht ohne Flaws ist. Allerdings sind diese angesichts der vielen Dinge, die Breath of the Wild richtig macht, sehr gut verzeihen. Es reiht sich in die Riege der besten Vertreter des Open World Genres (Skyrim, Witcher 3, GTAV etc.) ein und darf sich auch als einer der besten Zelda Titel ein. Es hat mich immer wieder zu BotW gezogen und wird es auch wahrscheinlich weiterhin noch, mein Lieblingszeldaspiel wirds allerdings nicht sein.
Abschließend vergebe ich BotW
90/100
Punkten.