Es gibt Episoden, bei denen man schon im Voraus ein mulmiges Gefühl hat - und diese ist so eine. Da spielt es keine Rolle, wie sehr man nicht voreingenommen sein will: Wenn die Kurzbeschreibung lautet, dass SpongeBob an seinen Nägeln kaut, kann man nicht mit dem gleichen Enthusiasmus herangehen wie bei harmloser klingenden Handlungen. Meine Hoffnung war, dass man SpongeBobs schlechte Angewohnheit möglichst seriös darstellt. Er kaut ein wenig (!) an seinen Fingern, bekommt Rat von seinen Freunden und die Episode hilft Zuschauern, die so ein Problem haben, eventuell tatsächlich weiter. Aber wie schon bei der Vorgängerepisode gilt: Das hier ist Staffel 12. Und was bei der einen Episode positiv eingesetzt wurde, erzielte hier exakt die gegenteilige Wirkung. Die Rede ist von Übertreibung.
Es startete noch recht entspannt. Die Kunden benahmen sich mal wieder unter aller Sau und Thaddäus verfluchte erneut seinen Job. SpongeBob, der sich in ein Aufnahmegerät verwandelte, war ein ulkiger Anblick und dass er sich freute, die Nummer 1 der Bikini-Bottom-Nervenzusägen zu sein, brachte mich zum Schmunzeln. Doch dann war es vorbei mit der Wohlfühlatmosphäre und Hunderte Fingernägel flogen durchs Restaurant. Schön ins Essen und Trinken der Kunden, von denen einer sogar welche zu sich nahm. Das war ja Juckreiz-Niveau. Ich finde es sowieso merkwürdig, dass SpongeBob plötzlich Nägel haben soll, da man seine Hände noch nie derart im Detail sah, aber das nur als Randbemerkung.
In SpongeBobs Ananas ging es zunächst ein wenig gesitteter zu. Man konnte gut nachvollziehen, wie sehr SpongeBob seine schlechte Angewohnheit unterdrücken wollte und der Gag mit den lackierten Krabbenburgern, die ihn zum Kauen animierten, gefiel mir. Aber dieses Gesicht, das er dabei hatte… schon da war klar, dass er krankhafte Züge entwickeln wird. Der Witz mit SpongeBob, der Garys Leine missverstand und allein einen Spaziergang unternahm, war jedenfalls noch nett.
Nach dem amüsanten Verknoten der Gliedmaßen kam allerdings etwas extrem Widerliches, worauf ich niemals gekommen wäre: SpongeBob kaute die Nägel von Fred und Mrs. Puff. Wie gestört ist das bitte? Es ist die eine Sache, an seinen eigenen Nägeln zu kauen, aber bei Fremden finde ich das zehnmal abstoßender. Die realistischen Hände fand ich auch eher bizarr als lustig. Nur bei SpongeBobs rotierenden Zähnen beim Kauen von Mrs. Puffs Nägeln musste ich zugegebenermaßen lachen, weil es so stumpf aussah.
Ein Besuch der Handschuhwelt war ein großartiger Einfall, welcher nur von Patrick kommen konnte. Auch hier fand ich eine Szene gar nicht so schlecht, nämlich dass der Handschuh des Handschuhballons wirklich eine Hand darunter hatte. SpongeBob ohne Zähne, welcher seinen Verstand verlor, war aber wieder ein unschöner Anblick. Und wo wir schon beim Thema sind: Die Szene in seiner Ananas, in der er im Inneren seines Körpers an den Fingern kaute und von außen solche Kaubewegungen machte, reihte sich ideal in die anderen ekelhaften der Episode ein. Wie kommt man auf so einen kranken Scheiß?
Hans als Arzt war dafür wieder genial. Doch die Auflösung, dass SpongeBob unterbewusst Thaddäus’ Probleme übernahm, nicht. Weder gab es irgendwelche raffinierten Hinweise darauf noch hatte man gesehen, wie Thaddäus vor SpongeBob an seinen Nägeln kaute. Erst am Ende der Episode zeigte er dieses Verhalten. Dass SpongeBob ihm am Anfang der Episode zuhören wollte, war das Einzige, was in diese Richtung führte, aber das war mir als Erklärung zu schwach. Und das erhoffte Ende, dass Zuschauer was aus der Episode lernen, blieb auch aus.
Trotz mehrerer Ekelszenen gab es durchaus positive Momente und Gags. Die Ideen mit der Handschuhwelt und Hans fand ich sogar sehr gut. Ein regelrechtes Hin und Her, welches mich zu einer 3 bewegt.