Dann werde ich mal noch zu ein paar ausgewählten Beiträgen in Startplatzreihenfolge was schreiben.
Ukraine: Ich lehne mich mal nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass auch in diesem Jahr ein gewisser Teil der Televoting-Punkte durch die politische Lage zustande kam. Dennoch konnte ich mit diesem Song was anfangen, selbst wenn er nicht in meinen Top 10 war. Er bleibt definitiv im Ohr.
Deutschland: Es ist wirklich unglaublich, wie viele Leute ihre große Fresse aufgemacht hatten, als Isaak den Vorentscheid gewann. Sein Auftritt wurde auf YouTube massenweise gedisliket, überall kam dieser elende „GeRmAnY zErO pOiNtS“-Spruch, welchen ich schnell nicht mehr als Meme verstand und in unzähligen YouTube-Rankings von ESC-Fans war Deutschland immer auf den hinteren Plätzen - einfach nur, weil es eh Deutschland war. Wäre dieser Song von irgendeinem anderen Land gewesen, hätten sie den safe höher gesetzt. Die allgemeine Ablehnung war so immens, dass ich mich irgendwann selbst hinterfragte, ob ich den Song so sehr mögen sollte. was natürlich absurd war. Ich liebte ihn, seit ich ihn noch vor dem Vorentscheid zum ersten Mal hörte und bin der festen Überzeugung, dass das unser bester Beitrag seit mind. Lena war. Der Ohrwurm vom Refrain ist seit Monaten real, die Melodie und Stimme sind fantastisch. Und nach dieser Show kann ich das auch endlich mit Stolz sagen: Platz 12 ist ein super Ergebnis, mit dem die wenigsten gerechnet hatten. Sogar ich ging davon aus, dass er höchstens bei etwa Platz 20 oder 19 landen würde. KOMISCHERWEISE finden sich unter Deutschlands Finalauftritt plötzlich nur noch positive Kommentare, woran könnte das nur liegen? Was eine massive Heuchelei.
Israel: Hier kann ich nur in ein Fettnäpfchen treten, aber warum genau bekam Israel so viele Televoting-Punkte? Gibt es genug Menschen, die ignorieren, dass Israel selbst tötet und sympathisieren blind mit diesem Land? Es ist alles so schwierig zu betrachten als jemand, der sich möglichst aus negativen Themen raushält, ich will darüber gar nicht weiter nachdenken. Letztendlich bin ich nur froh, dass Israel nicht gewann und nicht mal die meisten Televoting-Punkte hatte.
Estland: Dass Estland nicht gut abschneiden wird, konnte ich mir leider denken, da ich zuvor schon die Befürchtung hätte, es könnte nicht mal das Finale erreichen. Der Song war eben doch zu verspielt und wirr für die breite Masse. Dennoch waren vier Jury-Punkte lächerlich wenig, da kann ich noch zufrieden sein, dass Estland am Ende Platz 20 erreichte. Und mein vorbereiteter Michael-Vsauce-Witz zündet nicht mehr, da Rechtus ihn schon machte.
Irland: Ich war sehr überrascht, dass Irland doch so stark abschnitt. Man darf eben keinen YouTube-Rankings glauben, denn da war Irland fast durchgängig auf den hinteren drei Plätzen. Das Staging hinterließ wohl eine Menge Eindruck.
Lettland: Lettland war in den Odds weit hinten, also ist ein 16. Platz verrückt. Auch im zweiten Halbfinale konnte der Song satte 72 Punkte ergattern, obwohl ich mir so sicher war, dass er ausscheiden würde. Insgesamt fand ich ihn zwar furchtbar langweilig und forgettable, doch immerhin konnte ich mir den Refrain merken, welcher gar nicht so übel war.
Griechenland: Ich schrieb es schon nach dem zweiten Halbfinale, aber ich konnte diesen Song nicht ab. Dieses ständige „TA, TA, TA, TA, TA, TA“ war so anstrengend und die TikTok-Aufmachung setzte dem Ganzen die Krone auf. Deutschland gab dem auch noch fünf Televoting-Punkte, ich war eindeutig nicht in der Zielgruppe.
Vereinigtes Königreich: In diesem Jahr erwischte die obligatorische Null-Televoting-Punkte-Klatsche also das Vereinigte Königreich, welche kein Land jemals verdiente. Dabei sah ich den Song irgendwo im Mittelfeld, weil ich das Gefühl hatte, er wäre zumindest mäßig beliebt (ja gut, Platz 18 durch die Jury-Punkte halt). Obendrein zählte das Staging zu den besten des Abends.
Norwegen: Also "hatte ich doch Recht", dass das Gejaule im Refrain unerträglich war, obwohl ich wohlwollend Norwegen noch in den Top 10 hatte. Nicht anders ist der letzte Platz zu erklären. Wie gesagt, Norwegen hatte deutlich bessere Alternativen. Bedauerlich.
Italien: Italien kann jedes Jahr senden, was auch immer es will, es wird JEDES MAL in den Top 10 landen. Der Song dieses Jahr war in Ordnung, aber Platz 7?! Come on.
Serbien: Typischer Einschlaf-Song, das Beste daran war noch die deutsche Titel-Übersetzung „(Nathalia-)Felsenteller“. Wenigstens nur Platz 17.
Finnland: Der Troll-Auftritt ging zu Recht weitestgehend unter, trotz Abspackung "nur" 31 Televoting-Punkte. Normalerweise hätte ich so was auch in die Top 10 gepackt, aber nicht auf solch provokante Weise.
Portugal: Ich werde nie, nie, NIE begreifen, wie so was viele Punkte bekommen kann. Damit will ich nicht sagen, dass Balladen generell schlecht sind, aber DAS war ja nun wirklich komplett lame. Gut, der Push kam von den Jurys, die Zuschauer gaben dafür gerade mal 13 Televoting-Punkte.
Armenien: Ohne Zweifel das Dark Horse in diesem Jahr. Mir gefiel der Song im offiziellen Musikvideo durchaus, aber da schenkte ich ihm noch nicht so viel Beachtung. Erst im zweiten Halbfinale merkte ich auch durch das Staging, wie kulturell unterhaltsam er eigentlich ist. Ein solider 8. Platz.
Schweiz: Ich meinte bereits, dass der Auftritt eines Gewinners würdig war, dazu kann ich gar nichts weiter sagen. Aber war es wirklich nötig, sowohl beim Einlauf als auch bei jeder weiteren Gelegenheit nur die Nonbinär-Flagge und nie die Schweizer Flagge hochzuhalten? Ja, das Thema war ihm wichtig und Gegenstand seines Songs, aber trotzdem hätte man zumindest mal die Flagge des Landes zeigen können, welches man vertrat. Falls ich da auftreten würde (gottbewahre), würde ich auch nicht ständig die Gay-Flagge zeigen.
Kroatien: Sehr schade, dass Kroatien nicht gewann. Ich hätte es dem Land sehr gegönnt, weil es das erste Mal gewesen wäre. Es war sogar Televoting-Sieger, aber das Brett von 365 Jury-Punkten der Schweiz war nicht mehr einholbar.
Frankreich: Ich hatte es nicht in den Top 10 und es fällt mir schwer, den 4. Platz zu verstehen, aber irgendwo kann ich es schon, weil zumindest der Refrain im Kopf bleibt.
Österreich: Wieder so ein Fall, bei dem sich ursprünglich vorher abzeichnete, dass man ein gutes Ergebnis erzielen würde und es dann ganz anders kam. Die Konkurrenz war doch zu mächtig.
Meine Wünsche in diesem Jahr waren ein Sieg Kroatiens oder zumindest der Schweiz, welcher ich es ebenfalls gönnte und ein annehmbarer Platz für Deutschland. Beides traf ein, demnach würde ich den diesjährigen ESC als Erfolg verbuchen. Glücklicherweise kam es im Finale nicht wie befürchtet zu irgendwelchen Ausschreitungen, auch das sollte noch positiv genannt werden.