Vielleicht schreibe ich diesen Post jetzt im Affekt, jedoch fühle ich mich von meinen Eltern derzeit komplett missverstanden.
Gerade kam es zu einem Streit, weil meine Eltern heute Besuch erwarten, obwohl dieser telefonisch bekannt gab, erkältet zu sein und selbst gefragt hat, ob er noch kommen darf. Meine Mutter witzelte am Telefon, dass wir dann eben alle unter Quarantäne stehen würden. Als ich meinte, deswegen Bedenken zu haben (auch wegen meiner Lungensache), antwortete sie, dass ich langsam nur noch nerve. Und ja, ich gebe an dieser Stelle gerne zu, dass ich in letzter Zeit öfter mit ihr über meine Gesundheit sprach. Jedenfalls schaukelte sich das immer weiter hoch, bis von ihr und meinem Vater Sätze fielen wie:
„Ich hab auch Knieschmerzen und jammere nicht ständig rum.“
Ja, also Knieschmerzen kann man echt vergleichen mit einer Angst vor möglichem Darmkrebs oder einem Lungenproblem unbekannten Ausmaßes während der Corona-Epidemie.
„Du bist doch selbst schuld an deinen Krankheiten.“
Kann durchaus sein, aber deswegen darf ich jetzt nicht äußern, dass ich meine Lungensache und einen Besuch, der meint, erkältet zu sein, als keine gute Kombination empfinde? Ich habe btw nicht mal gesagt, dass ich den Besuch nicht hier haben will oder dergleichen, sondern lediglich, dass ich da ein wenig Bedenken habe.
„Dann fahr doch ins Krankenhaus, wenn es dir schlecht geht.“
Komplett am Thema vorbeigeredet. Nice.
„Du bildest dir das alles doch langsam nur noch ein.“
Bei der Bemerkung hätte ich richtig austicken können. Alles, was ich ihnen erzählt habe, kann man deutlich nachweisen - weil es eben körperliche Beschwerden sind. Würde ich jeden Tag mit irgendwelchen wirklich abstrusen Geschichten oder psychischem Zeug kommen, dann kann man so was - wenn überhaupt - sagen, doch so empfand ich den Satz als absolute Frechheit.
Fakt ist, dass ich nicht sicher sagen kann, aufgrund meines Gesundheitszustands zu einer Risikogruppe zu zählen und es in - noch keinen bestätigten Fall gibt, allerdings wünschte ich trotzdem, dass meine Eltern mehr Empathie zeigen würden. Ich werde auf alle Fälle auch heute mit meinem Besuch unter vier Augen reden, weil es sich um eine Vertrauensperson handelt, mit der man über alles sprechen kann. Ich denke, dass sie mir noch mal Mut geben kann, den ich von meinen Eltern nicht mehr zu erwarten habe.
Ich will aber auch sagen, dass ich die Gegenseite irgendwo verstehen kann. Würde bei mir täglich jemand aufkreuzen und dasselbe Thema erwähnen, wüsste ich nicht, wie ich irgendwann darauf reagiere. Nur ist Gesundheit eben das Wichtigste, was ein Mensch haben kann und ich schätze, dass mein Asperger-Syndrom das Übrige dazu beiträgt, dass ich mich oft damit beschäftige.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Chrdrenkmann« (28. Dezember 2020, 03:07)