Storytime
Ich wollte gestern in der Unibibliothek Aufsätze für meine Hausarbeit drucken. Normalerweise würd ich sowas daheim machen
weil ich ja Krösus bin und 100 Seiten oder so mal eben selber drucken kann aber auf die Aufsätze kann ich, aufgrund von Lizenzierung, lediglich via dem Uninetzwerk aufrufen. Gar kein Problem, melde mich im PC Pool an, such das Zeug raus was ich brauche und, weil ich mir nicht ganz sicher war wies mit dem Drucken ging, drucke erstmal einen Aufsatz Probe. Druckauftrag eingereicht im System, in den angrenzenden Kopierraum gegangen, Karte aufgelegt, zack bekomme ich 22 Seiten entgegengespuckt.
Hervorragend, gehe zurück zum PC und gebe alle 5 Aufsätze in Auftrag. Noch einmal in den Kopierraum, Karte aufgelegt, läuft wie geschnitten Brot. Nach etwa 8 Seiten hört der Drucker auf zu drucken und ich denk mir "hm, ok, ist das Dokument fertig, bereitet er sich aufs nächste vor?". 10 Sekunden später, immernoch nichts. Den Anfängen wehrend richte ich mein Augenlicht auf das Display der Tintendistributionsmaschine und sehe folgende Nachricht:
Druckauftrag konnte nicht abgeschlossen werden. Papierstau.
Prompt wurde mir angezeigt, wie ich den Fehler beheben könne, indem ich eine Abdeckung entferne, die Kernschmelze drinnen eigenhändig aufhalte und anschließend den Hadronenbeschleuniger neustarte. Wie ich mich kenne würde ich dabei aber mit 83-prozentiger Wahrscheinlichkeit irgendwas kaputtmachen, und "hat einen Drucker kaputtgemacht und musste das Ding aus eigener Tasche erstatten" wollte ich mir nun nicht auf mein Resümee setzen lassen. Also prompt zur Bibliotheksverwaltung geflitzt, um mich in den Händen von Profis wiederzufinden, welche dieser Jungfrau in Nöten ihre Manneskraft zur Problemlösung anböten. Mitnichten, mein Flehen um Hilfe stieß auf Taube Ohren und wurde erwidert mit "Wir können an den Druckern nichts machen, da müssen sie zum ZIMK".
Aber solange dieser Schwamm Bob heißt gebe ich nicht auf, und mir wurde auch gleich das Telefon gereicht, um das ZIMK zu kontaktieren (ich hätte Brieftauben präferiert aber man muss mit dem arbeiten was man bekommt) und nach einer raschen Erläuterung meiner suboptimalen Situation wurde mir versichert "keine Sorge ich schick wen vorbei". Nun nahm ich also an der Rezeption Platz, um auf den/die Techniker*in zu warten; da wir weder einen genauen Ort noch den genauen Drucker spezifiziert hatten, war mein Gedankengang, dass der Ritter in schillernder Rüstung zur Rezeption kommen würde, um unsere Streitkräfte zu vereinigen. Ich wartete erst eine Minute, dann zwei, dann fünf, dann 10, jedoch fand sich niemand ein, den ich hätte empfangen können. Als ich mich zum Gehen wandt, weil ich nicht noch länger einen PC im PC Pool blockieren wollte, gab ich dem Hüter der Information noch mit auf den Weg, er solle bitte den Technikmenschen an Drucker XY verweisen. "Nee der kommt nicht zu mir, der geht zum Drucker und fertig ist".
Das Entsetzen stand mir aufs Gesicht geschrieben, ich überspielte es rasch mit einem Lächeln und eilte zurück an meinen temporären Arbeitsplatz und versuchte mich noch einmal im Kopierraum. Mein Druckerschützling leidete immernoch am Papierstau, um meine Möglichkeiten auszureizen versuchte ich, an den anderen Druckern mein Verlangen auszuleben und meine Dokumente gedruckt zu bekommen. Nun erreichte mich die Nachricht, ob meines Anmeldungsversuchs, "Ihr Konto ist von einem anderen Terminal blockiert". Na heidewitzka, ich hatte mich doch vom anderen Drucker ausgeloggt! Sehr wohl, ein kurzer Check ergab ebendieses Ergebnis. Auch ein erneuter Anmeldeversuch am Problemkind schlug fehl, besagte er doch, dass eine "andere Sitzung noch im Gange" sei.
Ein kurzer Blick aufs Zeiteisen verriet, dass es etwa zwanzig vor fünf war, wollte ich noch ins ZIMK musste ich mich sputen, da dieses um Punkt seine Schotten dicht machen würde. Ich eilte nun also von der Bibliothek zum E-Gebäude, wo ich, etwas verschwitzt aber mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen, meine Gesamtsituation schilderte. Der doch nette Mitarbeiter meinte "hatten Sie nicht grad angerufen? Ich hab grade einen Mitarbeiter losgeschickt", bot sich aber trotzdem selbstlos an, mit mir zu kommen um höchstpersönlich am Problemherd Hand anzulegen. Diesem Vorhaben wurde jedoch ein Strich durch die Rechnung gemacht, da er keine Mitarbeiter*innen zu seiner Vertretung bestellen konnte. Wie der digital native die ich bin fiel mir die Lösung leichter als Lankton das Verschmähen einer Kapernpizza und ich ließ meine Handynummer vor Ort. Zurück in der Bibliothek nutzte ich die Viertelstunde bis Feierabend, nach welchem meine Kavallerie versprochen hatte einzutreffen, und sah mich etwas um, bis ich den Anruf erhielt, mein Lieblingsdrucker sei "wieder funktionstüchtig". Voll Eifer machte ich mich, ausgerechnet im entgegengesetzten Ende der horizontal breit gebauten Bibliothek befindlich, auf den Weg in den Vortex der Verderbnis. Auf dem Weg dahin wollte ich allerdings noch meine neu gewonnene Freiheit auf die Probe stellen und mich bei einem völlig anderen Drucker anmelden. Jedoch wurde mein Optimismus schnell gebremst, dass es quietschte, als ich wieder die Nachricht erblickte "Ihr Konto ist von einem anderen Terminal blockiert".
Unter massivem Zeitdruck leidend und den leisesten Sprint meines Lebens hinlegend kam ich zurück in den Kopierraum, wo dies Übel seinen Anfang nahm, und sah, dass mein Drucker IMMERNOCH einen Papierstau vorzuweisen hatte. Entsprechend konnte ich mich auch hier nirgends anmelden, also war es Zeit für die Reprise meines Sprints (eine Resprinte, wenn man so will) zurück ins ZIMK. Ich erreichte es noch bevor die Lunte abgebrannt war und beichtete dem heiligen Vater die Sünden des Systems. Dieser, etwas überrascht von dieser verworrenen Situation, musste mir mitteilen, dass er da nichts machen könne und ich vielleicht einfach die 15 Minuten, nach denen man normalerweise abgemeldet werde, abwarten müsse, welcher aber aufgrund des Druckerstatus eventuell jetzt erst anbrächen.
Mit einem Seufzer auf meinen Lippen machte ich mich also auf den Weg zum örtlichen Basar "Al Di", nach dessen Beutezug ich noch einmal in die Hallen des Wissens einkehren, die Treppe des Wissens besteigen und im den PC Pool des Wissens mein Glück versuchen würde. Gesagt getan legte ich, zitternd vor Vorfreude, meine Karte auf das Panel und erwartete gespannt die Antwort des digitalen Freund und Helfers. "Ihr Konto ist von einem anderen Terminal gesperrt". Ich wandte mich um und erblickte den Odyssee-induzierenden Drucker: nach wie vor leuchtete das rote Lämpchen, indikativ für einen Papierstau. Und der Witz: Der Drucker direkt daneben befand sich nun auch im Papierstau.
Den endgültigen Ausgang dieses Irrwegs vermag ich jetzt noch nicht mit der Feder aufs Papier zu besiegeln, da ich noch nicht wieder bei mir zuhause bin und daher noch nicht die Möglichkeit hatte, am darauffolgenden Tag noch einmal zu schauen, ob mein Konto immernoch blockiert wird, und ob mir die neue Besetzung des ZIMK zu helfen vermag. Stattdessen sitze ich hier, berichte euch von meinem Leid, aufsatzlos, und bin im Fegefeuer der Unwissenheit.
TL;DR Drucker in der Uni hat nicht gefunzt und nach fünfmal hin und herrennen hab ich immernoch nichts gedruckt kriegen können.