Ich les ja recht viel auf r/UkraineMT um Informationen über die aktuelle Lage zu kriegen und Einschätzungen anderer Leute zu hören die sich mit dem Thema auskennen. Dass bei dem ganzen Ding irgendwas im Hintergrund abgelaufen ist was die Öffentlichkeit nicht weiß sollte eigentlich jedem klar sein, aber irgendwie bleibt ja trotzdem ein großes Fragezeichen über. Hauptsächlich ein großes Warum, sowohl für den Ausgang der ganzen Aktion, als auch eigentlich das Ding an sich, wie das abgelaufen ist etc.
Jedenfalls hat da jemand seine Einschätzung des ganzen gepostet, und die find ich eigentlich recht plausibel (im Rahmen der Informationen die wir kennen):
- Pringles [Prigoschin] hat Shoigu ein paarmal zu häufig kritisiert.
- Shoigu befiehlt die Eingliederung von Wagner in die RuA [russisches Verteidigungsministerium] um Pringles zu entmachten
- der glaubt, er hat weiter die Möglichkeit, Putin zu beeinflussen wenn er nur Druck aufbaut. Einerseits weil er früher nah an ihm dran war, andererseits weil Wagner in Bakhmut geliefert hat. „Putin muss doch erkennen, dass Shoigu es nicht drauf hat“
- also geht er „all in“ in einer Freitagnacht, wenn viele in der Armee zu Hause oder besoffen sind.
- der Ansatz geht erst einmal auf, und Pringles sieht die Passivität der RuA im südlichen Abschnitt. Er wertet das als Zustimmung und beschwert sich bei dem dortigen Kommandanten und dem Vize-Geheimdienst-Chef (oder was seine Funktion war), dass sie aufhören sollen, ihn zu duzen und keine weiteren Busse zerschiessen sollen
- dann hält Putin seine Rede und brandmarkt den Aufstand als Hochverrat
- Wagner ist auf dem Weg nach Moskau, aber kaum Truppen laufen über
- Pringles weiß, dass er am Arsch ist, weil er mit zwei Panzern und 3000 Leuten niemals Moskau einnehmen kann
- also bittet er um Verhandlungen und als einzig halbwegs neutraler im gesamten Block bietet sich Luka an, der dazu noch happy ist, einen Teil seiner Schuld bei Putin abzutragen
- weil Pringles weiß, dass er keine Trümpfe mehr auf Hand hat, geht er auf den Deal ein, einfach um sein Leben zu retten
das ganze wurde dann noch von einem weiteren User um folgende Punkte ergänzt:
- Es gab kaum Widerstand auf dem Weg bis Moskau, selbst der Einsatz der Luftwaffe war in der Summe eher gering.
- Ich bin nicht sicher, ob 3.000 Mann nicht sogar gereicht hätten, um Moskau zu nehmen
Aber wenn Putin stur blieb, und sie ihm klar gemacht haben
- dass man sich um tagelange Kämpfe nicht schert und er Moskau sogar einnehmen kann, man dann halt aus St. Petersburg oder einem Bunker einfach weiterregiert
- dass man Truppen aus der Ukraine abziehen wird, um ihn in Rostov zu stellen
- dass er in der Folge an der Niederlage in der Ukraine schuld sein wird
dann war das für Pringels vielleicht nicht mehr so einfach, wie gedacht. Er wäre für den Untergang Russlands verantwortlich gemacht worden, in diesem Fall. Schweres Brot für einen Ultranationalisten.
Das weirde Ende find ich zum einen schade, weil es aus einer weirden, voyeuristischen Perspektive spannend war mitzuverfolgen; zum anderen aber auch weil jeder innere Konflikt der Ukraine nur zugute käme. Like, hätten sich Wagner und MoD gegenseitig die Köppe eingeschlagen, kann jeder abgeschossene Hubschrauber und jede verbrauchte Rakete nicht auf die Ukraine gerichtet werden.
Wird dennoch interessant die Folgen zu sehen, innenpolitisch war das für Putin eigentlich ne ziemliche Katastrophe, und ob Pringles sein Exil in Belarus wirklich wird antreten wie auch auskosten können, bleibt offen.