ich glaube das geht vielen so - mir eingeschlossen, weswegen ich heute versucht hab möglichst viele Einschätzungen zu lesen und mich zu informieren, was den tatsächlichen Sachverhalt anbelangt. Ich bin weder Sicherheits- noch Waffenexpertin, und ich kann auch nicht in Putins Kopf gucken, daher gibt es keine Garantie. Aber folgendes habe ich erfahren, was mich persönlich sehr beruhigt hat, und vielleicht hilft das auch anderen, diese Nachricht(en) einzuordnen:
Die Möglichkeit, dass dieser Fall des nuklearen Erstschlags eintritt, besteht, aber sie ist extrem unwahrscheinlich aus vielerlei Hinsicht. Zuallererst, den "roten Knopf" den man aus Hollywood kennt, auf den der Präsident draufdrückt und plötzlich fliegen alle Raketen los, gibt es nicht. Bevor auch nur ein einziger Sprengkopf fliegt gibt es eine lange Befehlskette bei welcher Insubordination (oder schlichtweg Befehlsverweigerung) an jedweder Stelle verhindern würde, dass etwas gezündet wird. Bevor Putin also diesen Befehl gäbe, müsste er zunächst seinen Generalstab davon überzeugen, dass es keinen anderen Weg mehr gibt, und dass alle Oligarchen und Befehlshaber um ihn herum suizidal oder allesamt destruktive Nihilisten sind, ist unwahrscheinlich - im Atomschutzbunker gibt es weder Yachten noch Sommerurlaub, salopp gesagt.
Des Weiteren sorgt eine solche Nachricht schnell für sensationsgeile Headlines, auch wenn man es natürlich mit einem grain of salt nehmen muss, was er in Bereitschaft versetzt hat sind die Abwehrstreitkräfte, bei denen es auch Nuklearwaffen gibt. Theoretisch sind sie das aber sowieso jederzeit, denn der Sinn hinter der nuklearen Abschreckung ist ja, dass jederzeit und in Sekundenschnelle gehandelt werden kann. Das ist der Kern des "Gleichgewichts des Schreckens" oder der MAD-Doktrin, man ließt auch häufig "wer als erstes schießt, stirbt als Zweites" - der nukleare Erstschlag besiegelt notwendigerweise den eigenen Untergang, was der Grund ist, vor diesem Schritt zurückzuschrecken.
Ein weiterer Grund, warum diese Nachricht nicht bedeutet, dass morgen der dritte Weltkrieg vom Zaun gebrochen wird, ist, dass, so kalt und berechnend es auch klingt, es der logische nächste Schritt ist, seine Waffensysteme in Bereitschaft zu versetzen. Das heißt ja nicht, dass sie auch eingesetzt werden müssen (oder gewollt werden), aber es ist eine Drohgebärde, die Putin braucht. Denn dieser Angstfaktor ist ein wichtiger Teil der psychologischen Kriegsführung, welche er in selbem Maße einsetzt wie bspw. seine Bodentruppen, und eine Drohung kann gut und gerne leer sein. Klar hat sich in letzter Zeit offenbart, dass Putins Bluffs sich nicht als solche entpuppt haben, jedoch ist das hier nochmal eine ganz andere Liga.
Und schließlich: das ist nicht beispiellos. Auch 2014 als er die Krim annektierte wurde dieser Schritt vollzogen und alles in Alarmbereitschaft versetzt. Im Atlantik und im Pazifik fahren ständig U-Boote, welche für einen Atomkrieg bereit wären, und das hat einen zumindest in der Vergangenheit nun nicht wirklich in Panik versetzt. Natürlich ist das hier eine andere Situation, und eine Brandgefährliche, das kann niemand verneinen. Jedoch sind wir von einem Atomkrieg, auch wenn es nicht ganz so klingen mag, wenn man sich die Headlines anschaut, weit entfernt.
Ich kann wirklich jedem der diese Sorgen hat diesen Thread hier empfehlen:
https://twitter.com/winkelsdorf/status/1…0489088000?s=20 der erklärt sehr genau, was hinter so einem Angriff steckt, und löst dadurch (zumindest bei mir) die Angst etwas auf, da diese Wahrscheinlichkeit nicht mehr nebulös und unberechenbar wirkt.
Edit: Man sollte dazu erwähnen, dass die Alarmbereitschaft die zweite von 4 Stufen ist (parallel zum amerikanischen DEFCON-System), das heißt es gibt noch eine weitere Stufe vor der Vierten, welche der Kriegszustand ist. Außerdem gibt es einen Beitrag von einem Sicherheitsprofessor in den Tagesthemen, der das ganze nochmal einordnet und auf den Punkt bringt, daher empfehle ich noch einmal dieses Video:
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-995047.html