Es ist schon einige Jahre her, seit ich Karate trainiert habe. Das war noch, bevor ich aufs Gymnasium ging.
Ich war ziemlich mies. Das liegt wohl in erster Linie daran, dass ich das Training keine Sekunde lang ernstnehmen konnte. Soweit ich mich erinnere, haben wir jede Stunde dieselben vier Übungen gemacht. Eine davon war so eine komische Technik, bei der man den einen Arm nach unten ausstreckt und mit dem anderen an diesem entlangrutscht. Bestimmt sehr effektiv und furchteinflößend in realen Gefahrensituationen.
Der Trainer war auch ein ziemlich kranker Typ. Als ich mich während einer Stunde ein wenig amüsiert habe und mich mit wem unterhielt, wie man es als Kind eben tat, meinte er, einen Schuh ausziehen und nach mir werfen zu müssen, der mich glücklicherweise verfehlte. Da das Training von allen Elternteilen durch ein ausgeschnittenes Loch in der Wand beobachtet werden konnte, griff meine Mutter danach sofort ein und fragte ihn wütend, was die Aktion sollte. Seitdem war er mir nur noch unsympathisch und ich hatte auch keine Lust mehr, das Training fortzusetzen. Überhaupt hatte ich das nur getan, weil meine Eltern wollten, dass ich unbedingt ein anderes Hobby als den Computer brauche und sie mich deshalb zu verschiedenen Sportarten geschleift haben, bis wir was halbwegs Passendes fanden. Danach war übrigens Bowling mit lauter alten Leuten dran, was auch nur 2-3 Wochen anhielt.
Tatsächlich bekam ich in den letzten Tagen aber wenigstens noch den gelben Gürtel, obwohl ich meine Leistung als sehr schwach einstufte. Vermutlich war das mehr ein Geschenk, damit ich überhaupt eine positive Erinnerung mitnehmen konnte.
Im Nachhinein bereue ich es keineswegs, das Training abgebrochen zu haben. Wie sich herausstellte, wurde der Trainer wenige Monate später noch gewalttätiger und fing an, Kinder zu schlagen.