In der Grundschule hatte ich mal eine Art Tagebuch, aber nicht einfach nur irgendein Buch, sondern ein ganz bestimmtes, was ich mir mal zum Geburtstag gewünscht habe, und was eher ein Spielzeug als ein Tagebuch war.
Das war so ein riesiges, pinkes Plastikteil mit Batterien drin, es sah typisch mädchenhaft aus - in dem Plastikdeckel waren drei kleine Fächer in Blumenform, in die man irgendwelchen Krimskram reinlegen konnte, und das Buch hatte Knöpfe an der Seite, sodass man es nur mit einer Art Code öffnen konnte. Außerdem hing an der Seite ein Stift an einem Kabel und es waren extrem viele Sticker dabei, die man auf die wenigen, bunten Seiten, die in diesem Plastikteil eingeheftet waren, kleben konnte, und wenn man mit dem Stift über die Sticker gefahren ist, kamen Soundeffekte raus.
Ich hatte das damals in der Werbung gesehen und wollte es unbedingt haben.
Aber halt wegen der ganzen Spielereien, und nicht, weil ich ernsthaft Lust hatte, ein Tagebuch zu schreiben. Ich hab auch echt nur sehr wenig da eingetragen. Irgendwo im Keller liegt das Teil übrigens immer noch rum.
Mit 15 hab ich dann aber für zwei Wochen tatsächlich jeden Tag eine Art Tagebuch geschrieben, ich habe es "Gedankenbuch" genannt. Damals war ich ab und zu im My Chemical Romance-Forum, dort haben viele davon berichtet, dass sie Tagebücher schreiben, und dass es ihnen dabei hilft, ihre Gefühle zu verarbeiten, deswegen wollte ich das auch mal ausprobieren. Ich war in der Zeit sowieso unglücklich mit meinem Leben und ziemlich isoliert im RL, und dachte mir, vielleicht geht es mir besser, wenn ich meine Gedanken einfach aufschreibe.
Dieses Gedankenbuch liegt immer noch vergraben in einer meiner Schubladen, vielleicht sollte ich das demnächst mal entsorgen, bevor es noch irgendwann jemand findet. Da hab ich jedenfalls immer reingeschrieben, wie es mir so in der Schule ging, was mich aufgeregt hat, was mich traurig gemacht hat... Keine schönen Sachen stehen da drin, zum Teil aber auch ziemlich übertriebenes "Emo-Gelaber", das mir jetzt ziemlich peinlich ist.
Jedenfalls hab ich das aber auch nicht lange durchgehalten, nach zwei Wochen hab ich nichts mehr reingeschrieben. Mir ist schnell aufgefallen, dass mein Leben nicht genug Spannendes bietet, um jeden Tag zu schreiben, und das ist für mich auch das Grundproblem an solchen Tagebüchern: Die meisten Tage laufen ziemlich ähnlich ab, eigentlich lohnt es sich nur, sowas zu schreiben, wenn man viel erlebt, und das unbedingt festhalten möchte. Ich glaube, mir hat es damals nicht wirklich viel geholfen, meine Gedanken aufzuschreiben, deswegen hab ich es auch nicht lange durchgezogen.