Zurzeit beschäftigt mich das Thema Alkohol sehr, weil ich merke, wie ich mich in der Sache ganz anders als mein Freundes- und Bekanntenkreis verhalte. Schon vor einer ziemlich langen Zeit habe ich mich dazu entschieden, überhaupt keinen Alkohol zu trinken. Das hat mehrere Gründe, die in erster Linie familiär bedingt sind. Aus Erzählungen weiß ich, dass schon viele meiner Urgroßeltern an einem übermäßigen Alkoholkonsum gestorben sind. Sicher gab es da auch noch andere Gründe wie eine Lebensführung, die auch sonst nicht besonders gesund war, aber da weiß ich weiter nichts Genaues. Gegenwärtig wiederholt sich das leider. Ein weiteres Familienmitglied ist seit über 20 Jahren alkoholabhängig. Ich habe es noch nie lallen oder torkeln sehen, aber besonders im Familienurlaub habe ich gesehen, wie viel es am Tag ab morgens trinkt. Der Körper scheint sich nach langer Abhängigkeit schon sehr stark daran gewöhnt zu haben. Äußerlich hat die Sucht auch schon sichtbar ihre Spuren hinterlassen. Seitens der Familie gab es schon einige Versuche, die Person zu einem Entzug zu bewegen. Gebracht hat das alles nichts. Man war meines Erachtens nach in der Sache aber auch nie konsequent genug. Mitunter wird das Thema in der großen Runde eher totgeschwiegen. Man akzeptiert es und lebt damit. Die betroffene Person kommt langsam in ein Alter, in dem die ebenfalls alkoholabhängig gewesene Mutter an den Folgen ihrer Abhängigkeit gestorben ist. Das bereitet mir zugegeben große Sorgen. Ich habe große Angst, die Person bald zu verlieren. Sie ist so ein lieber Mensch und ich glaube, dass ich mir, wenn es so weit kommen sollte und ich selbst nie die Initiative ergriffen hätte, deshalb Vorwürfe machen würde. Schon jetzt ist die Person sehr oft krank und baut ab, wie man so sagt. Bald möchte ich doch noch einen Versuch starten, sie zu einem Entzug zu bewegen. Vielleicht in einem Vier-Augen-Gespräch. Ich bin da allerdings auch auf die Unterstützung der restlichen Familienmitglieder angewiesen, die die Sache mittlerweile ignorieren und glaube nicht, dass ich mich als jüngeres Familienmitglied behaupten kann. Ich merke, dass ich abgeschweift bin, aber die Gedanken fließen gerade ... Es gab noch ein weiteres, mir näherstehendes Familienmitglied, das knapp zehn Jahre alkoholabhängig war, davon aber nur ca. ein Jahr schwerer. In diesem Fall habe ich das Lallen, Torkeln und die Besinnungslosigkeit in dem letzten Jahr der Abhängigkeit live erlebt, mehrmals die Woche. Es tat verdammt weh und ich erkannte die Person, die mir so am Herzen liegt, nicht mehr wieder. Hier ist es uns glücklicherweise gelungen, die Person von ihrer Sucht zu befreien. Schon seit über einem Jahr ist sie trocken und bleibt es auch.
Jedenfalls ist meine Entscheidung aufgrund all dieser negativer Erfahrungen und Erlebnissen mit Alkohol, über die ich nie so offen geredet oder in diesem Fall geschrieben habe, gefallen. Dahinter steckt nicht etwa die Angst, selbst in eine Sucht verfallen zu können, keinesfalls. Ich traue mir durchaus zu, Maß zu halten, wenn ich trinken würde. Aber ich bin von dem Zeug einfach angewidert, weil es ganze Menschen von innen heraus zerstören kann und damit auch Angehörigen Schaden zufügt. Ich habe aber ganz ausdrücklich nichts gegen Menschen, die gerne Alkohol trinken und dabei ihre Grenzen kennen. Seine Grenzen ein bisschen auszutesten, ist auch nicht das Schlimmste. Ich habe nur für ein Komasaufen aus Spaß absolut kein Verständnis. Auch ist der Absturz vom letzten Wochenende, bei dem man die ganze Nacht gekotzt hat, meiner Meinung nach nichts, womit man prahlen kann und dagegen eher ein Armutszeugnis, wenn das ein erzählenswertes Highlight im Leben ist. Meine Meinung. Auf der anderen Seite kann ich mir aber schon vorstellen, dass es eine tolle Sache ist, z. B. in einer schönen Bar am Abend was Gutes zu trinken.
Mit dieser Haltung ist man in der Gesellschaft manchmal natürlich ganz schön aufgeschmissen. Von Partys bin ich eher abgeschreckt, weil es da meist einfach nur um das Besäufnis geht und man sich da irgendwie schon recht ausgeschlossen fühlt. Das ist der Grund, warum ich auch oft absage, selbst bei Geburtstagsfeiern, weil ich es einfach nicht mag, anderen dabei zuzusehen, wie sie sich betrinken. Sicher können da auch schon lustige Sachen passieren, aber der Hintergrund wird für mich in der Sache immer ernst sein. Umso mehr freue ich mich, dass es hier ganz viele gibt, die ähnlicher Meinung sind und meine Haltung auch von nahezu allen im Freundes- und Bekanntenkreis akzeptiert wird. Da kommen schon mal Unverständnis und Versuche, mich dazu zu überreden, doch etwas zu trinken, aber das prallt an mir ab. Große Vorwürfe mache ich ihnen nicht, sie kennen den Hintergrund nicht. In der Familie kann ich auf meinen Großvater zählen, der sich in seinen Zwanzigern einmal ganz schlimm abgeschossen hat und seitdem keinen Tropfen mehr trinkt.Jetzt habe ich ganz viel geschrieben, obwohl ich es auch in einem Satz hätte zusammenfassen können. Egal. Ich hoffe nur, dass ihr kein falsches Bild von meiner Familie bekommt. Wir sind nicht alle Säufer. Eigentlich haben wir sogar immer alle, auch die betroffene Person, sehr viel Spaß zusammen und ich bin froh, so eine besondere Familie zu haben.
tl;dr-Version: Robby Bubble schmeckt gut.